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entdeckt 01/2014

Titel// Das Forschungsmagazin aus dem HZDR WWW.Hzdr.DE 08 09 da sie weder an diese binden noch in diese hineingelangen können“, erklärt Bachmann. Seine Arbeitsgruppe fand aber heraus, dass Antigene aus abgestorbenen Zellen als Folge von Krankheitsschüben freigesetzt werden und dann an den Oberflächen benachbarter, lebender Zellen binden. Dadurch werden sie für die Auto-Antikörper zugänglich. In ähnlicher Weise kann man Antigene auch gegen lebende Tumorzellen einsetzen, ist Michael Bachmann überzeugt. Weniger Strahlung und Nebenwirkungen Zuerst müsse man einige Tumorzellen zerstören – zum Beispiel durch Bestrahlung oder Chemotherapie. Die Strah- lendosis kann dabei niedrig sein, weil der Tumor zunächst nur teilweise vernichtet werden muss; entsprechend geringer sind dann auch die Nebenwirkungen der Strahlung. Die getöteten Zellen setzen daraufhin die Kernproteine frei, welche auf die Oberflächen noch intakter Krebszellen wandern. An diesen Bindestellen können dann die Antikörper-Medikamente andocken. „Wir schaffen uns die Tumor-Antigene also selbst“, meint Bachmann und bezeichnet diese Antigene deshalb als induzierbare Tumor-Antigene. „Das sollte bei allen soliden, also von Organen ausgehenden Tumoren funktionieren.“ Experimentell hat er dies bereits gezeigt. Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem sogenannten La-Antigen; Antikörper dagegen findet man bei bestimmten systemischen Autoimmun- erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen nahezu alle Organe richtet. Bachmann geht davon aus, dass sich auch andere Kernproteine als molekulare Angriffspunkte für Krebsmedikamente eignen. Allerdings sei die Bindungsfä- higkeit dieser Antigene an den Zelloberflächen bisher unter- schiedlich erforscht. Immunzellen gegen Krebs aktivieren Wie sollen nun die Tumorzellen umgebracht werden? Das Im- munsystem spielt dabei eine wichtige Rolle. Bei vielen Krebs- arten haben die Immunzellen diese Fähigkeit verloren. Die Krebszellen verändern ihre Oberflächenstrukturen so, dass sie dem Abwehrsystem vorspielen, alles sei normal. Doch nun sollen die Killerzellen des Immunsystems die Krebszellen wieder erkennen und angreifen. Die Wissenschaftler setzen dafür Antikörper ein, die gleich zwei Aufgaben haben: Sie fin- den nicht nur die Krebszellen, sondern sie aktivieren auch das Abwehrsystem. Bereits zwei solcher bispezifischer Antikörper konnten die Forscher herstellen; sie wirken aber nur gegen jeweils ein bestimmtes Tumor-Antigen. Ein bispezifischer Antikörper gegen ein aus toten Zellen freigesetztes, univer- selles Antigen, den man bei vielen verschiedenen Tumorzellen einsetzen könnte, ist das nächste Ziel. Bachmann geht davon aus, das Medikament „in den nächsten Jahren“ zum Patienten bringen zu können. Bereits in der Vergangenheit entwickelte Bachmanns Gruppe Antikörper, die die Radiochemiker in Rossendorf anschließend radioaktiv markierten. Die Substanzen lassen sich prinzipiell für die Diagnose oder Therapie von Krebs verwenden. Deshalb setzt er heute auf zwei parallele Entwicklungen: Zum einen die Strategie, induzierbare Antigene als Zielstrukturen für die Tumortherapie zu entwickeln, zum anderen steht aber auch ein radioaktiv markierter Antikörper gegen ein spezielles Tumor-Antigen, das PSCA-Antigen, auf der Forschungsagenda. Es findet sich auf der Oberfläche von Prostata-Krebszellen und lässt sich für die Diagnose dieser Krebsart nutzen. Mar- kierte Antikörper könnten aber auch, neben äußerer Bestrah- lung und Chemotherapie, zur inneren Bestrahlung eingesetzt werden und damit die Vorstufe für Bachmanns Ansatz der induzierbaren Antikörper-Therapie sein. Publikationen: C. Arndt u. a.: „Costimulation improves the killing capability of T cells redirected to tumor cells expressing low levels of CD33: Description of a novel modular targeting system”, in Leukemia (2014; DOI: 10.1038/leu.2013.243) C. Arndt u. a.: „Redirection of T cells with a first fully huma- nized bispecific CD33-CD3 antibody efficiently eliminates AML blasts without harming hematopoietic stem cells”, in Leukemia (2013; DOI: 10.1038/leu.2013.18) M. Condomines, M. Cartellieri, M. Bachmann, M. Sadelain: „Combinatorial antigen-recognition with balanced signaling ensures selective tumor eradication by engineered T cells”, in Nature Biotechnology (2013; DOI:10.1038/nbt.2459) KUNTERBUNTE KERNE: Doktorandin Irene Michalk untersucht angefärbte Zellkerne mit einem Fluoreszenzmikroskop. Foto: Frank Bierstedt Kontakt _Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung am HZDR Prof. Michael Bachmann m.bachmann@hzdr.de

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