forschung 27 erkennen können, an sie andocken und damit ihre zerstörung einleiten. bei einzelnen krebsarten wurden schon beeindru- ckende ergebnisse berichtet. doch der erfolg ist auch mit enormen kosten verbunden und der ansatz birgt einige, teils erhebliche gefahren. zulassung als medikament wird bachmann eventuell schon emeritiert sein. trotzdem blickt er optimistisch in die zukunft: „es freut mich einfach, dass wir diesen punkt erreicht haben und wir die möglichkeit geschaffen haben, dass andere, falls nötig, vielleicht das ganze noch besser machen können.“ ein hype mit kosten und risiken bachmann war schon vor zehn, fünfzehn jahren skeptisch – trotz der aktuellen euphorie ist er es auch heute noch: „mir war klar, dass die technik so nicht uneingeschränkt einsetzbar sein würde, weil sie nicht sicher genug ist. wenn man solche manipulierten zellen in patienten transferiert, dann sind die drin. und ich kann ihr verhalten nicht steuern, ich kann sie nicht ein- oder ausschalten. das ist nicht ideal, um es mal vor- sichtig auszudrücken.“ wenn etwas schiefgeht im körper des patienten, kann es zu verheerenden nebenwirkungen kom- men, bis hin zum tod. „dieses risiko erschien mir persönlich einfach immer zu groß“, sagt der pharmazeut und immunolo- ge. außerdem müsse man in der lage sein, den therapiever- lauf sichtbar zu machen. die technologien dafür zählen zu den spezialitäten des hzdr, denn hier werden die notwendigen radioaktiv markierten moleküle, so genannte tracer, selbst entwickelt, was weltweit nur an wenigen instituten der fall ist. folgerichtig wechselte bachmann vor rund sechs jahren an das hzdr-institut für radiopharmazeutische krebsforschung. um die kontrolle über die modifizierten t-zellen zu gewinnen, haben die dresdner forscher schon frühzeitig versucht, steuerbare cars zu entwickeln, die sie als unicars bezeich- neten. das ist ein system – die forscher sprechen von einer plattform –, bei dem t-zellen nicht direkt die tumorzelle er- kennen wie bei cars, sondern ein universelles bindeglied, ein peptid. und dieses bindet an einen antikörper, das zielmodul, der wiederum an die tumorzelle andockt. also eigentlich eine kombination aus bispezifischem antikörper und car-tech- nologie. und da schließt sich auch der kreis in bachmanns forschung zu dem gedanken aus der zeit seiner habilitation. denn das universelle bindeglied hat elemente, die er und seine kollegen aus der erforschung der autoimmunkrankhei- ten kannten. dank dieses bindeglieds können sie schließlich die aktivität von unicar-t-zellen therapeutisch steuern, und „das medikament“ gegebenenfalls auch ein- und ausschalten. durch kupplung an geeignete radionuklide lässt sich zudem gleichzeitig der tumor im patienten sichtbar machen. ob dies alles nun zu einer erfolgreichen therapie führen wird, ist zurzeit noch ungewiss. denn das wird sich erst bei der behandlung erster patienten erweisen: „natürlich sind wir vom erfolg der therapie überzeugt. aber auch wenn es nicht so wäre – diesen punkt zu erreichen, das ist schon ein großer etappensieg“, fasst er zusammen. die tests an patienten wer- den voraussichtlich ende des jahres beginnen. diese ersten untersuchungen sind das, was kliniker eine phase-1-studie nennen. es folgen zwei weitere stadien mit zunehmend mehr patienten. erst wenn diese erfolgreich abgeschlossen sind, erteilen behörden einer arznei die zulassung. publikationen: a. krackhardt, b. anliker, m. hildebrandt, m.p. bachmann, s.b. eichmüller, d. nettelbeck, m. renner, l. uharek, g. willimsky, m. schmitt, w.s. wels, m. schüssler-lenz: clinical translation and regulatory aspects of car/tcr-based adopti- ve cell therapies – the german cancer consortium approach, cancer immunology, immunotherapy, 2018 (doi: 10.1007/ s00262-018-2119-y) r. aliperta, p.b. welzel, r. bergmann, u. freudenberg, n. berndt, a. feldmann, c. arndt, s. koristka, m. stanzione, m. cartellieri, a. ehninger, g. ehninger, c. werner, j. pietzsch, j. steinbach, m. bornhauser, m.p. bachmann: cryogel-sup- ported stem cell factory for customized sustained release of bispecific antibodies for cancer immunotherapy, scientific reports, 2017 (doi: 10.1038/srep42855) m. cartellieri, a. feldmann, s. koristka, c. arndt, s. loff, a. ehninger, m. von bonin, e.p. bejestani, g. ehninger, m.p. bachmann: switching car t cells on and off: a novel modular platform for retargeting of t cells to aml blasts, blood cancer journal, 2016 (doi: 10.1038/bcj.2016.61) r. aliperta, m. cartellieri, a. feldmann, c. arndt, s. korist- ka, i. michalk, m. von bonin, a. ehninger, j. bachmann, g. ehninger, m. bornhäuser, m.p. bachmann: bispecific antibody releasing-mesenchymal stromal cell machinery for retargeting t cells towards acute myeloid leukemia blasts. blood cancer journal, 2015 (doi: 10.1038/bcj.2015.73) kontakt wie man sieht, gehen viele jahre ins land, bis aus den ideen, erfolgen und niederlagen tatsächlich ein medikament gewor- den ist, das menschen zuverlässig helfen kann. bis zu seiner _institut für radiopharmazeutische krebsforschung am hzdr / universitätsklinikum carl gustav carus / tu dresden prof. michael bachmann m.bachmann@hzdr.de