Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

entdeckt_02_2012

TITEL// Das Forschungsmagazin aus dem HZDR WWW.Hzdr.DE 10 11 investieren, um die Tänzer aus dem Takt zu bringen und die Supraleitung kaputt zu machen. Diese Mindestenergie nennen Festkörperforscher „kritische Zeeman-Energie“. Nanoflecken: Ein Buch mit sieben Siegeln Gemeinsam mit Richard Ferrell aber hat Peter Fulde be- reits 1964 theoretisch gezeigt, dass es auch jenseits dieser Zeeman-Energie noch Supraleitfähigkeit geben sollte, die allerdings eine Art Zwitter darstellt: Winzige, normal leitende Bereiche wechseln sich dort mit „Supraleiter-Nano-Flecken“ ab. „Genau genommen sind das keine Flecken, sondern es läuft eine Welle mit Supraleitfähigkeit und normaler Stromlei- tung durch das Material“, beschreibt HZDR-Forscher Joachim Wosnitza diesen Effekt. Weil zwei weitere Forscher diese Su- praleitfähigkeit jenseits der Zeeman-Energie etwa zeitgleich beschrieben haben, heißt das Ganze heute „Fulde-Ferrell- Larkin-Ovchinnikov-Effekt“. Für Nicht-Physiker aber bleibt dieser kurz als „FFLO“ bezeich- nete Effekt ein Buch mit sieben Siegeln. Um auch Laien diese Vorgänge zu erklären, greift Peter Fulde zu einem anschau- lichen Vergleich, der allerdings das Geschehen sehr verein- facht: Stellt man sich Elektronen mit einem Spin von minus ½ als Männer vor, könnten Frauen den Spin plus ½ darstellen. In menschlichen Gesellschaften aber schließen sich Frauen und Männer anscheinend ähnlich gern zu Paaren zusammen wie Elektronen die für die Supraleitfähigkeit wichtigen Cooper- Paare bilden. Wenn es zu viele Männer gibt Gibt es nun aus irgendwelchen Gründen mehr Männer als Frauen, kommt in einer Gesellschaft bald Unruhe auf: „Die überschüssigen Männer wollen ja auch eine Frau“, erläutert der Theoretiker. Suchen nur wenige Männer eine Partnerin, passiert noch wenig, weil die gut miteinander verbundenen Paare sich durch die wenigen Störenfriede nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wächst der Männerüberschuss aber zu stark an, bricht das System rasch zusammen und die Paare Professor Peter Fulde Der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Physik komplexer Systeme (MPIPKS) hält sich derzeit gern und häufig in Südkorea auf, denn als Berater ist er dort sehr gefragt – und als emeritierter Direktor besitzt er auch die nötige Zeit dafür. Im Korea Basic Science Institute hat er seit diesem Jahr einen Sitz im Wissenschaftlichen Aufsichtsrat inne und ist zudem Vorsitzender des zentralen Auswahl- und Evaluierungs- komitees des Instituts. Seit dem Jahr 2007 ist er zudem Professor an der Pohang Universität für Wissenschaft und Technologie (POSTECH) und Präsident des ebenfalls im koreanischen Pohang beheimaten Asien-Pazifik- Zentrums für Theoretische Physik (Asia Pacific Center for Theoretical Physics). Aber auch Sachsen hat Peter Fulde sehr viel zu verdan- ken. Nicht nur, dass er im Jahr 1993 nach seiner Zeit als Direktor am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart das Max-Planck-Institut für Physik kom- plexer Systeme in Dresden gründete und bis in das Jahr 2007 leitete. Darüber hinaus war er hier wie andernorts über viele Jahre in unterschiedlichsten Instituten und Gremien als geschätzter Berater tätig. So hat Peter Fulde auch die Entwicklung des Helmholtz-Zentrums Dresden- Rossendorf maßgeblich beeinflusst, wofür ihm im Jahr 2009 der Status des Ehrenmitglieds verliehen wurde. In seine Zeit als Mitglied im Kuratorium des Zentrums von 2000 bis 2008 fielen weitere ehrenamtliche Tätigkeiten wie Mitgliedschaften im Kuratorium der Physikalisch- Technischen Bundesanstalt und im Kuratorium des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) oder der Vorsitz der Chemisch-Physikalisch-Technischen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft. Um nur noch einige natio- nale wie internationale Ämter und Stationen zu nennen: Mitglied des Sächsischen Forschungsbeirats sowie des Wissenschaftsrates der Bundesrepublik Deutschland, Kurator der Deutsch-Israelischen Stiftung, Gründungs- mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Leopoldina in Halle sowie der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (acatech). Die Liste ließe sich für den im Jahr 1936 in Breslau gebür- tigen Ausnahmephysiker fast beliebig fortsetzen. Zwar hat Peter Fulde bereits vielfältige Preise und Ehrungen erhalten, die Entdeckung des nach ihm benannten Fulde- Effekts, so ist die entdeckt-Redaktion überzeugt, wäre aber durchaus noch einen wissenschaftlichen Preis wert. WWW.Hzdr.DE 10 11

Pages