_TITEL . DRESDEN-concept: Allianz für Spitzenforschung

_TEXT . Kim-Astrid Magister, TU Dresden


Ein außergewöhnlicher Ort zum Forschen: Der Felsenkeller vor den Toren von Dresden


FZD JOURNAL 04 . August 2009

Mehrmals pro Woche verlegt der Kernphysiker Kai Zuber von der TU Dresden seinen Arbeitsplatz ins Untertagelabor auf dem Gelände der ehemaligen Felsenkeller-Brauerei im Plauenschen Grund. Tief in einem Tunnel, in dem früher das Eis der Brauerei gelagert wurde, findet er genau die Laborbedingungen, die er braucht.

Das von 45 Meter dickem Fels geschützte Felsenkeller-Labor betreibt der Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf e.V. (VKTA). Auf Betreiben von Prof. Zuber von der TU Dresden und Prof. Thomas Cowan vom Forschungszentrum Dresden-Rossendorf können Wissenschaftler und Studierende den Felsenkeller nun für ihre Forschung mitnutzen. Geregelt wird diese Zusammenarbeit durch einen neuen Kooperationsvertrag von VKTA, FZD und TU Dresden.

 

Daniel Bremmerer im Felsenkeller-Labor ©ddp/Norbert Millauer

© ddp/Norbert Millauer

Abb.: Daniel Bremmerer im Felsenkeller-Labor

Nachweis der dunklen Materie

Prof. Kai Zuber beschäftigt sich mit der Erforschung dunkler Materie. Nach aktuellen Erkenntnissen aus der Astronomie liegen rund 95 Prozent des Universums im Dunkeln: so genannte dunkle Materie, dunkle Energie. Doch obwohl diese Masse nicht sichtbar und (noch) nicht nachweisbar ist, gilt als sicher, dass sie existiert und in Form von kleinsten Teilchen im gesamten Universum, auch in und um jeden einzelnen Menschen, umherschwirrt. Professor Zuber vergleicht die Suche nach dieser Materie mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen - einem sehr, sehr großen Heuhaufen. Nach seinen Worten muss die Suche unter Tage erfolgen, da in weit unter der Erdoberfläche liegenden Höhlen oder Tunneln deutlich weniger Störfaktoren vorhanden sind, mit anderen Worten: der Heuhaufen im Vergleich zur sprichwörtlichen Nadel also deutlich kleiner ist. Und genau dafür benötigt er das Labor im Felsenkeller. Die Materialien, an denen Kai Zuber forscht, müssen 100-%ig sauber sein, dürfen also überhaupt keine Radioaktivität abstrahlen. Das heißt, das Material, mit dem er arbeitet, weist nur ca. einen einzigen Zerfall eines Atomkerns in einer ganzen Stunde auf. Zum Vergleich: In jedem menschlichen Körper finden pro Sekunde ca. 4000 radioaktive Zerfälle von Atomkernen statt. Das ist völlig normal und unbedenklich.

Entstehung der Elemente im Universum

Thomas Cowan, Direktor des FZD-Instituts für Strahlenphysik, sieht die gemeinsame Nutzung des Felsenkeller-Labors als einen wichtigen Baustein der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen FZD und TU Dresden. Der Wissenschaftsrat hatte solch eine Bündelung der Kräfte am Beispiel des Bereichs der Kern-Astrophysik ausdrücklich empfohlen. Hierunter versteht man die Entstehung der Elemente im Universum, aus denen wir alle bestehen. Sie werden in Sternexplosionen erzeugt und ins Universum geschleudert. Ihre Erzeugung kann mit den Teilchenbeschleunigern des FZD nachgeahmt und anschließend im Felsenkeller mit höchster Empfindlichkeit nachgewiesen werden. In einem ersten gemeinsamen Projekt will Dr. Daniel Bemmerer untersuchen, wie der radioaktive Kern Titan-44 in Sternexplosionen entsteht. Hier gibt es große Unterschiede zwischen Theorie und astronomischen Beobachtungen. Die Kombination des Elektronenbeschleunigers ELBE am FZD mit dem Felsenkeller-Untertagelabor mache Dresden zu einem hervorragend geeigneten und international sichtbaren Ort für solche Experimente, so Bemmerer. Solche kombinierten Experimente sind in Zukunft auch zu anderen Themen möglich, z.B. auf dem Gebiet der Nuklearen Sicherheitsforschung, einem der drei Forschungsprogramme im FZD.

 


_KONTAKT

Institut für Strahlenphysik im FZD
Dr. Daniel Bemmerer
d.bemmerer@hzdr.de