CO2-Bindung im Meereis: Kleine Lebewesen mit großer Wirkung  

Pressemitteilung vom 09.11.2011

Wasser gefriert unter Normalbedingungen bei null Grad Celsius. Nicht so Salzwasser: Durch das Vorhandensein von Salzen liegt der Gefrierpunkt von Meerwasser bei Temperaturen unter null. Es friert außerdem ungleichmäßig. Während des Gefrierens bilden sich im Eis Kanäle, in denen sich das Salz anreichert, sogenannte „Salzlaugekanäle“. Wegen der hohen Salzkonzentration bleibt der Inhalt dieser Kanäle auch bei tieferen Temperaturen flüssig und dient als Lebensraum für Kleinstlebewesen. Eine Wissenschaftlerin aus dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) untersucht derzeit gemeinsam mit Kollegen Art und Verteilung dieser Kanäle, da dort durch die Organismen CO2 gebunden und damit der Treibhauseffekt gedämpft wird.

Die vorkommenden Mikroorganismen heißen Kieselalgen, dienen als Nahrungsgrundlage im marinen Ökosystem der Polarregion und wandeln zudem rund 20 Prozent des weltweiten CO2-Aufkommens um. Die Wissenschaftler wollen verstehen, wie die Kanälchen und ihre Bewohner im Eis verteilt sind, welche Strukturen sie aufweisen und unter welchen Umständen sie sich verändern. „Ein direktes Vermessen dieser Struktureigenschaften ist ohne in das Habitat einzugreifen nicht möglich“, erklärt Dr. Sibylle Gemming vom HZDR. „Deswegen entwickeln wir mathematische Modelle, die als Basis für Computersimulationen dienen.“ Aus dem Vergleich simulierter und gemessener Eigenschaften kann dann auf die Vorgänge bei der Kanalbildung geschlossen werden. 

Die Erkenntnisse der Forschungsarbeiten könnten als Eingabegröße für globale Klimamodelle dienen, so die Wissenschaftler. Die deutschen Forscher aus Dresden, Bremerhaven (Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft) und Münster (FH Münster) arbeiten hierfür auch mit Kollegen des Norwegischen Polarinstituts in Tromsø zusammen. Der Vielteilchenphysiker Prof. Klaus Morawetz (FH Münster) leitet das Projekt, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.


Weitere Informationen

Dr. Sibylle Gemming
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung
Tel. 0351 260-2470
s.gemming@hzdr.de

Prof. Dr. Klaus Morawetz
FH Münster
Tel. 02551 962 411
morawetz@fh-muenster.de

Pressekontakt

Dr. Christine Bohnet
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Pressesprecherin
Tel. 0351 260-2450 oder 0160 969 288 56
c.bohnet@hzdr.de