Ultraschwere Ionen beschleunigen

Nachricht aus dem HZDR vom 22.08.2013

Die Beschleuniger im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) stellen Ionen – also elektrisch geladene Teilchen – aller chemischen Elemente für Experimente in der Materialforschung zur Verfügung, und das über einen breiten Energiebereich. International einmalig ist allerdings, dass im Ionenstrahlzentrum des HZDR auch ultraschwere metallische Ionen – das sind sogenannte polyatomare Ionen mit mehreren 100 atomaren Masseeinheiten – beschleunigt werden können. Wenn derart gewichtige Teilchen auf eine Materialoberfläche treffen, finden bisher unbekannte Wechselwirkungen zwischen dem Ionenstrahl und dem Festkörper statt.

Diesen liegt zugrunde, dass die Atome der ultraschweren Projektile zur gleichen Zeit am gleichen Ort in den Festkörper eindringen, wo sie eine extreme Energiedichte deponieren. Für die Forscher um Dr. Lothar Bischoff ergeben sich so völlig neuartige Szenarien wie zum Beispiel ein Oberflächenschmelzen im Nanometerbereich, wodurch sich selbstorganisierte Oberflächenmuster hoher Ordnung erreichen lassen. Diese Effekte sollen anhand von Experimenten an bestehenden Einrichtungen im Ionenstrahlzentrum nun genauer untersucht werden. Auch einzelne Einschläge ultraschwerer Ionen etwa in die Halbleiter Silizium und Germanium sowie die durch Ionen ausgelöste Selbstorganisation von Materialoberflächen wollen die Forscher unter die Lupe nehmen.

Im Rahmen eines neuen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts zwischen der Technischen Universität Dresden und dem HZDR werden hierfür Flüssigmetall-Ionenquellen für die Beschleuniger im Ionenstrahlzentrum entwickelt. Die Besonderheit: Sie werden mit porösen Rhenium-Emittern ausgestattet, einem Spin-Off aus der Forschung zu Weltraumantrieben. Grundlage für die Emitter ist ein innovatives Mikropulverspritzguss-Verfahren. Die ultraschweren polyatomaren Ionen mit bis zu 600 und mehr atomaren Masseeinheiten erfordern auch eine neue Strahlfokussierung, mit der die Ionen nach Erzeugung in der Ionenquelle an den jeweiligen Beschleuniger angepasst werden müssen. Diese Entwicklungen sind ebenfalls Bestandteil des Verbundprojekts, das eine Laufzeit von drei Jahren hat und mit einer Fördersumme von 350.000 Euro verbunden ist.

Das HZDR und die TU Dresden sind Partner im Verbund DRESDEN-concept, der das Ziel verfolgt, die Exzellenz der Dresdener Forschung sichtbar zu machen und die Zusammenarbeit der beteiligten Einrichtungen zu unterstützen.


Weitere Informationen:

Dr. Lothar Bischoff
Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung im HZDR
Tel.: 0351 260 2963/2866

Kontakt an der Technischen Universität Dresden:
Prof. Dr. Martin Tajmar
Institut für Luft- und Raumfahrttechnik
Professur für Raumfahrtsysteme
Marschnerstrasse 32 / 01062 Dresden
Tel.: 0351 463-38091
Fax: +49 351 463-38126