Radioaktiver Zerfall durch Kühlung nicht beeinflusst

ELBE Hauptbeschleuniger quer

Beschleunigermodul am Elektronenbeschleuniger ELBE im Forschungszentrum Dresden-Rossendorf. An ELBE wurden die Messungen der Gold-Streifenbei Raumtemperatur durchgeführt.

Radioaktiver Zerfall lässt sich durch Kühlung nicht beeinflussen. Das bestätigen neue experimentelle Ergebnisse von Kernphysikern des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf und aus dem kanadischen Vancouver. Im Jahr 2006 hatte eine Meldung für Aufsehen gesorgt, wonach die Halbwertszeit von Atommüll drastisch reduziert werden könnte, wenn man ihn – in Metall eingebettet – kühlt. Dafür verantwortlich sollte ein in der Fachwelt umstrittener Effekt sein, der die Reaktionsfreudigkeit des radioaktiven Atomkerns erhöht und damit den Zerfall beschleunigt.

Die Wissenschaftler aus Dresden und Kanada untersuchten den Zerfallsprozess bei Raumtemperatur und bei tiefen Temperaturen an den radioaktiven Metallen Gold-196, Gold-198 und Natrium-22. Die Experimente zeigen, dass die Zerfallsrate der drei untersuchten radioaktiven Metalle bei tiefen Temperaturen ganz genau der Zerfallsrate bei Raumtemperaturen entspricht. Zwei Arbeiten, die 2007 und 2008 in Texas (USA) und Israel durchgeführt wurden, hatten die umstrittene These zunächst für einen Atomkern (Gold-198) widerlegt.

Für das dritte untersuchte Metall, Gold-198 (Beta-minus-Zerfall), konnten die Forscher aus Dresden und Vancouver die Halbwertszeit außerdem präziser als je zuvor bestimmen, sodass der Wert in der „Table of Isotopes“, quasi der Bibel der Kernphysiker, von 2,6952 auf den Wert 2,6937 Tage korrigiert werden muss.

Link zur Presseinformation

Veröffentlichung:
G. Ruprecht, C. Vockenhuber, L. Buchmann, R. Woods, C. Ruiz, S. Lapi, and D. Bemmerer: „Precise measurement of the beta decay and electron capture of Na-22, Au-198, and Au-196 in low-temperature metal hosts, and reexamination of lifetime modifications", in: Physical Review C, Vol. 77, 065502 (2008).

Weitere Informationen:
Dr. Daniel Bemmerer
Institut für Strahlenphysik
Tel.: 0351 260 – 3581