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HZDR entdeckt 1_2012

entdeckt 01.12 Forschung WWW.Hzdr.DE Gemeinsam mit den Naturwissenschaftlern im HZDR forschen die Mediziner an Möglichkeiten, mehr Informationen über die Tumoren zu sammeln. Zum Beispiel durch die Kombination von PET- und CT- oder MRT-Untersuchungen, mit denen dann nicht nur Bilder, sondern auch Aussagen über die Durchblu- tung oder andere physiologische Eigenschaften des Tumors möglich sind. Oder durch die Verwendung mehrerer Radio- tracer. Momentan werde in den Kliniken in der Regel nur ein einziger Radiotracer verwendet, um sich von dem Tumor ein Bild zu machen, sagt Baumann. Wenn dazu dann noch eine Computertomographie gemacht wird, dann sei das „schon viel“, denn das sei im Grunde schon personalisierte Medizin, weil so die Bestrahlungsstrategie individuell auf die Beson- derheiten des jeweiligen Tumors angepasst werde. „Aber wir könnten eben noch viel mehr machen.“. Mit fünf bis sechs Parametern, die den Tumor charakterisieren, ließen sich die Behandlungspläne optimal anpassen. Mit strahlenden Antikörpern gegen Krebs Darüber hinaus wollen die Rossendorfer Forscher die Radio- tracer mit der Fähigkeit ausstatten, Tumorzellen auch abzutö- ten. Der Antikörper Cetuximab beispielsweise findet überall im Körper Krebszellen, die ein bestimmtes Molekül auf der Zelloberfläche tragen (EGFR genannt). Bei vielen Krebstypen kann allein schon der Antikörper das Wachstum der Krebszel- len verlangsamen oder strahlensensibler machen. Allerdings hat dies die Heilung bislang nur mäßig verbessert. „Wir haben deshalb ein strahlentoxisches Radionuklid, einen strahlenden Stoff, an den Antikörper angehängt“, erklärt Jörg Steinbach, Direktor des Instituts für Radiopharmazie im HZDR. Dieser modifizierte Cetuximab-Antikörper findet die Tumorzellen und bringt damit das Radionuklid nah genug an die Tumorzellen heran, so dass diese durch die Strahlung zerstört werden. Zusammen mit der üblichen Strahlentherapie von außen lassen sich bessere Therapieergebnisse erreichen, zeigen erste Experimente. Und ein genaues Bild vom Tumor kann solch ein strahlender Antikörper nebenbei auch noch liefern. Eine Kombination von Spür- und Jagdhund, von Diagnostik und Therapie. „Wir haben das bereits im Tierexperiment gemacht und erstaunlich gute Ergebnisse erzielt“, sagt Steinbach. Die Geräte und Erfahrungen für die nötigen radiochemischen und Tierexperimente haben die Rossendorfer Naturwissen- schaftler. Stolz verweisen sie auf das „Kleintier-PET“, die Miniaturausgabe eines Positronen-Emissions-Tomographen, das speziell für kleine Versuchstiere wie Mäuse entwickelt wurde. Vier betäubte Tiere liegen in dem Apparat, jede mit einem Stück menschlichen Tumors unter der Haut des linken Hinterbeins. Den Tieren fehlt aufgrund einer Genmutation ein funktionierendes Immunsystem, so dass die menschlichen Zellen nicht abgestoßen werden. Zwei der Mäuse haben radio- aktiv markiertes Bombesin gespritzt bekommen – ein kurzes Peptid-Molekül, das ursprünglich aus der Rotbauchunke Bom- bina bombina stammt. „Bombesin macht Prostatakrebszellen sichtbar, weil es an Moleküle auf der Oberfläche dieser Zellen bindet”, sagt Bergmann. Die Forscher im Institut für Radio- pharmazie hoffen darauf, dass Bombesin in Zukunft nicht mehr nur als Radiotracer, sondern auch als Wirkstoff gegen die Krebszellen eingesetzt werden kann. Deshalb haben die beiden anderen Mäuse ein Bombesin-Präparat bekommen, an das ein therapeutisches Radionuklid gehängt wurde, das so stark strahlt, dass umliegende Krebszellen zerstört wer- den. Im PET kann Bergmann messen, ob sich der Stoffwech- sel des Tumors (im Vergleich zu den unbehandelten Mäusen) ändert und auf die Therapie reagiert – sogar schon bevor die Geschwulst sichtbar geschrumpft ist. Ob das Experiment wie gewünscht klappt und der Tumor schrumpft, wissen Bergmann und seine Kollegen erst nach Dutzenden weiterer Messungen, frühestens in einigen Wochen. „Ein komplettes Tierexperiment zu einer einzigen Frage – das dauert im Schnitt ein Jahr“, schätzt der Mediziner Baumann, „denn ob der Tumor geheilt ist oder nicht, lässt sich erst nach Monaten entscheiden.“ In der Zwischenzeit werden die Rossendorfer Naturwissenschaftler in ihren Laboratorien schon längst die nächsten Experimente für die Krebsdiagnose und -therapie von Morgen gestartet haben. KONTAKT _Institut für Radiopharmazie im HZDR Prof. Jörg Steinbach j.steinbach@hzdr.de _Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf Assoziierter Direktor Prof. Michael Baumann Franziska.Huebner@oncoray.de HOHE AUFLÖSUNG: Ralf Bergmann am Kleintier-Magnet- resonanz-Tomographen im HZDR. Foto: Rainer Weisflog

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