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entdeckt_01_2013

entdeckt 01 .13 TITEL WWW.Hzdr.DE ebenso verfügen wie über Erfahrungen im Gästebetrieb, und schließlich spielte auch die Nationenverteilung am Ende eine gewisse Rolle. Brüssel signalisiert uns immer wieder: „SPIRIT läuft hervorra- gend“. Wir werden bis zum Ende des Projekts alle Meilenstei- ne abgearbeitet haben und die gesteckten Ziele allesamt er- reichen. Darauf bin ich sehr stolz, aber natürlich hätte es ohne die hervorragenden Beiträge unserer internationalen Partner nicht funktionieren können. Und ich kann nur wiederholen: Die vielfältige Unterstützung im Haus, sei es durch unsere EU- Referentin und ihre Kollegen aus dem Bereich Internationale Projekte, durch die Mitstreiter im SPIRIT-Projekt im Institut, durch die Wissenschaftler und Techniker im Ionenstrahlzent- rum und durch die Verwaltung, war und ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Herr Möller, Sie wirken begeistert, ausgeglichen und jugendlich wie eh und je. Haben Sie denn nun mehr Zeit für sich und Ihre Leidenschaften wie zum Beispiel die Musik? Ehrlich gesagt, füllt mich die halbe Koordinationsstelle für SPIRIT nicht aus. Glücklich macht mich vor allem, dass ich nach der Pensionierung einer professionellen Leidenschaft nachgehen kann. Ich forsche wieder eigenständig und habe dafür ein früheres Thema aus der Schublade geholt: eine Computersimulation zur Wechselwirkung von Ionen mit Festkörpern, die ich vor vielen Jahren programmiert hatte und die seither weltweit im Einsatz ist. Es hat mir viel Spaß gemacht, dieses Programm für dreidimensionale Simulationen im Nanometer-Bereich zu erweitern. Zum Beispiel kann man damit jetzt die Erosion von Oberflächen durch besonders fein gebündelte Ionenstrahlen modellieren oder berechnen, wie sich regelmäßige Oberflächenstrukturen unter Ionenbeschuss bilden. Damit gibt es einen direkten Bezug zu experimentellen und anderen theoretischen Arbeiten meines alten Institutes. Besonders erfreulich ist auch, dass es nun viel mehr Zeit für Gespräche mit jungen und älteren Kollegen gibt. Die Musik hat selbstredend ihren festen Platz in meinem Leben, was sie aber schon immer hatte. Sicherlich widme ich ihr jetzt mehr Zeit – passiv und aktiv. Ich spiele mehr oder weniger regelmä- ßig in zwei Streichquartett-Ensembles, wobei das Zusammen- kommen sehr junger und – sagen wir – eher gereifter Musiker einen besonderen Akzent setzt. Zurück zu den Ionenstrahlen: Können Sie uns noch ein wenig mehr über Ionenstrahlen im Einsatz erzählen? Welche Vorteile haben schnelle geladene Teilchen im Vergleich zu anderen Technologien? Ionenstrahl-Technologien sind aus vielen Bereichen nicht wegzudenken. Ohne die Implantation von Fremdatomen in Halbleiter-Materialien gäbe es keine Prozessor- und Spei- cherchips für Computer, Handys oder Digitalkameras. Dabei funktionieren Ionenstrahlen quasi wie Werkzeuge, mit denen sich die Eigenschaften von Materialien zuschneiden lassen. Das betrifft neben den elektronischen Eigenschaften auch solche optischer, magnetischer oder mechanischer Natur. Die Forschung ist hier in den letzten Jahren weit vorangeschritten, aber der Industrie sind die Einsatzmöglichkeiten nicht immer bzw. nicht ausreichend bekannt. Deshalb ist es ein wichtiges Ziel von SPIRIT, Nutzer aus allen Feldern mit den Möglich- keiten von Ionenstrahlen vertraut zu machen und Zugang zu Top-Einrichtungen zu gewährleisten. Zugleich sind Verfahren mit Ionenstrahlen relativ aufwendig und teuer in der Anwendung. Man muss also die Gebiete genau identifizieren, in denen sie von wirtschaftlichem Nutzen sein können. Neben der Elektronik sehe ich die Photovoltaik oder auch die Behandlung von Spezialwerkzeugen. Stellen Sie sich z. B. ein großes Spritzguss-Werkstück vor, das viele 10.000 Euro kostet. Für solch ein Werkzeug ist es nicht unty- pisch, dass es im Einsatz nur an einer einzigen Stelle einem hohen Verschleiß ausgesetzt ist. In der Implantation von Ionen in genau diese Verschleißstelle sehe ich also ein wichtiges Innovationspotenzial. Ein ganz heißes Thema derzeit ist die gezielte Implantation von Einzel-Ionen. Daran arbeitet auch das HZDR: Wenn es gelingt, einzelne Atome im Nanometer-Bereich sehr genau in einer Materialoberfläche zu platzieren, wäre das ein enormer Schritt hin zum Quantencomputer. Solche Quantencomputer, wie im- mer sie konkret aussehen mögen, könnten ebenfalls zu einem bedeutenden Markt für Ionenstrahl-Technologien werden. Ionenstrahlen bieten zudem einzigartige Analysemöglichkei- ten, die auf teils langjährigen Entwicklungs- und Erprobungs- zeiten basieren. So existiert eine ausgefeilte Analytik für leichte Elemente wie Wasserstoff oder Bor, die mit anderen Technologien, etwa der Röntgenanalyse, nicht möglich ist. Wofür das eine Rolle spielt? In Halbleitern, wie beispielsweise Solarzellen, wird Wasserstoff zur Passivierung eingesetzt. Auf der anderen Seite ist der oft unkontrollierte Eintrag von Was- serstoff in vielen dünnen Funktionsschichten unerwünscht. Ionenstrahlen sind äußerst vielseitige Werkzeuge und können sogar dabei helfen, Mördern auf die Spur zu kommen.

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