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entdeckt 01/2014

entdeckt 01 .14 Titel WWW.Hzdr.DE Kontakt _Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay / Institut für Radioonkologie am HZDR Prof. Nils Cordes nils.cordes@oncoray.de können, an dem entlang sie sich bewegen. „Das ist wohl der Grund für ihre Widerstandsfähigkeit gegen Therapien und ihre invasive Kraft“, sagt Cordes. Durch die Lähmung des Integrins kann Cordes die Tumor- zellen stoppen – und die normalen Zellen bleiben offenbar intakt. „Normalzellen können auf andere Integrine, wie Beta- 3-Integrin, ausweichen, wenn Beta-1-Integrin blockiert ist“, meint Cordes. „Tumorzellen scheinen da weniger flexibel zu sein, weshalb wir wohl nur in Krebszellen einen Effekt sehen.“ Die Nebenwirkungen einer Beta-1-Integrin-Therapie dürften sich also in Grenzen halten. Bei Experimenten an Mäusen mit Kopf-Hals-Tumoren scheint die Hemmung von Beta-1-Integrin mit anschließender Bestrahlung nicht nur den Krebs zu heilen, sondern darüber hinaus auch die Schleimhautentzündung zu verzögern, die sich normalerweise nach einer Strahlenbe- handlung einstellt. „Wenn man sich aus dem Fenster lehnt, könnte man sogar sagen, die Therapie hat einen gewissen schützenden Effekt auf das normale Gewebe“, sagt Cordes. Den Schritt in die Klinik wagen Bis die ersten Tests am Menschen möglich sind, wird es aber noch ein paar Jahre dauern. Zurzeit entwickelt Cordes gemein- sam mit der Münchner Firma MAB Discovery Antikörper, die für den Einsatz gegen das menschliche Beta-1-Integrin ge- eignet sind. „Wenn wir drei passende Antikörper-Kandidaten haben, gehen wir in die Klinik“, sagt Cordes und hofft, dass das noch vor 2018 der Fall sein wird. Die Therapie wird sich in bestehende Behandlungskonzepte einfügen. „Wir verfolgen die Idee, dass man mehrere Medikamente gegen den Krebs einsetzt, die synergistisch wirken, so dass man die Konzentration jedes einzelnen reduzieren kann“, sagt Cordes. Damit lassen sich die Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstof- fe reduzieren und trotzdem die besten Erfolgsraten erreichen. Eine Therapie mit Antikörpern gegen Beta-1-Integrin mache nur dann Sinn, wenn der Tumor anschlie- ßend bestrahlt wird, sagt Cordes. Sobald er den geeigneten menschlichen Anti- körper hat, möchte der Forscher deshalb Radionuklide, also strahlende Atome, an den Antikörper hängen. Das werden Kollegen im Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung des HZDR überneh- men. So wird die Strahlendosis direkt und nur zu den Krebs- zellen getragen, so dass eine Bestrahlung von außen durch gesundes Gewebe vermieden werden könnte. Die ersten Tests der Beta-1-Integrin-Therapie an Krebspatien- ten könnten vielleicht schon bis 2020 stattfinden. Vorausge- setzt, eine Pharmafirma wird auf die Ergebnisse aufmerksam und übernimmt die Entwicklung bis zur Zulassung. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass diese Therapie in vielen ver- schiedenen Tumortypen funktionieren könnte, und das dürfte für Pharmafirmen interessant sein“, sagt Cordes. Ein wenig klingt es wie die Hoffnung eines Nachwuchstalents auf ein Engagement am Broadway. PUBLIKATIONEN: I. Eke u.a.:„Three-dimensional invasion of human glioblastoma cells remains unchanged by X-ray and carbon ion irradia- tion in vitro”, in International Journal of Radiation Oncolo- gy - Biology - Physics, Bd. 84, Nr. 4 (2012; DOI: 10.1016/j. ijrobp.2012.06.012) A. Vehlowa, N. Cordes: „Invasion as target for therapy of glioblastoma multiforme”, in Biochimica et Biophysica Acta, Bd. 1836 (2013; DOI: 10.1016/j.bbcan.2013.07.001) WIRKUNG VON AUSSEN: Die Pfeile weisen auf Beta-Integrin-Rezeptoren in einer Zellmembran, wo die neue Therapie angreift.

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