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entdeckt_01_2015

PORTRÄT// DAS FORSCHUNGSMAGAZIN AUS DEM HZDR WWW.HZDR.DE 28 29 „Gut, wenn uns am Wochenende oder an Feiertagen mal langweilig wird, dann arbeiten wir halt an einem interessan- ten Artikel“, sagt Esther Troost und schaut dabei lächelnd zu ihrem Partner. Die Büros liegen auf einer Etage und sie haben bereits in ihrer alten Heimat, in den Niederlanden, viel ge- meinsame Zeit im Wissenschaftsbetrieb verbracht. Wenn sie über ihre Forschung sprechen, dann ändert sich nicht nur der Gesichtsausdruck, auch die Sprache bekommt eine andere Farbe. Plötzlich definieren beide eigene Standards, analysie- ren Strahlendosen, klassifizieren Bildgebungsverfahren und werten den Einfluss von Magnetfeldern auf einen Strahl aus geladenen Teilchen aus. „Esther ist die Frau für Tumorerkran- kungen im Thorax und Kopf“, sagt Aswin Hoffmann, und „mein Mann ist mehr der Bauchtyp“, wirft die Professorin ein. Ob diese Einteilung wohl auch im Privaten so gilt, das lässt sich nur ahnen. Esther Troost bewegt sich in ihrem Arbeitsfeld auf medizinischem Terrain, Aswin Hoffmann dagegen hat sich der Medizinphysik verschrieben. Arbeiten im Doppelpack „Hier in Deutschland gibt es für einen Medizinphysiker wie mich ziemlich viel routinemäßige Arbeit“, sagt Hoffmann. „In den Niederlanden sind die Tätigkeitsfelder ganz anders definiert, da gibt es beispielsweise Dosimetristen, die ver- antwortlich sind für die Bestrahlungsplanung und Qualitäts- kontrolle einer Bestrahlung.“ Mit der Konsequenz, dass für einen Medizinphysiker mehr Raum bleibt, um zu forschen und Innovationsprojekte zu leiten. Hier in Deutschland muss Hoff- mann sich viel intensiver um eine Nische bemühen. Das gelingt im konkreten Fall außerordentlich gut, denn in Dresden steht er auf zwei Beinen. Zu 60 Prozent vertieft er sich als Gruppen- leiter in seine Forschungsarbeit – den Raum dazu findet er im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, wo er am Institut für Radioonkologie angestellt ist –, und 40 Prozent seiner Zeit ar- beitet er als Medizinphysiker am Universitätsklinikum Dresden. Bei beiden Tätigkeiten steht die Integration der Magnetreso- nanz-Tomographie (MRT) in die Strahlentherapie im Mittel- punkt, weshalb er die Zweigleisigkeit als Chance sieht. „Mit meiner Forschungsgruppe habe ich vor, die Echtzeit-Bild- gebung in die Protonentherapie zu integrieren.“ Damit könnte man während der Behandlung genau erkennen, ob ausschließ- lich das Krebsgewebe bestrahlt wird. In den nächsten zehn Jahren, so hofft der Forscher, will er MRT und Protonenthera- pie in einem Gerät vereinen. Sollte es gelingen, dann wäre das tatsächlich eine Weltpremiere. „Jetzt sind wir noch ganz am Beginn. Das alles sind nur Ideen, wir wissen gar nicht genau, ob das technisch möglich ist“, formuliert er vorsichtig. „Aber man muss es einfach versuchen.“ Geht der innovative Plan auf, dann wäre das ein bedeutender Schritt, um Patienten eine noch präzisere und effektivere Krebstherapie zu geben. „Schießt man das Protonenbündel einfach in das Magnetfeld des MRT-Gerätes, wird der Strahl aus positiv geladenen Teil- chen abgelenkt. Genau das müsste von uns in der Dosiskal- kulation berechnet werden.“ Schließlich soll das Ziel sein, die MRT in die Protonen-Bestrahlungseinheit zu integrieren. Hier in Dresden ist der Weg für eine solche Herausforderung gut geebnet, das hat der Wissenschaftler gespürt: „Ja, das würde ich sagen, denn in Holland gibt es so eine Konstellation wie das OncoRay-Zentrum mit den Partnern HZDR, Universi- tätsklinikum und Technische Universität Dresden nicht. Für uns beide ist es das perfekte Umfeld, um das theoretische Forschungspotenzial auch für die Klinik zu nutzen.“ Das war auch für Esther Troost die Motivation, den Wohnsitz einige hundert Kilometer nach Osten zu verlagern. „Das Drum- herum, die Kollegen, der Ruf und der visionäre Chef, das waren – klar – die Gründe für einen Umzug.“ Am Ende eine einfache Entscheidung für beide, denn wenn es darum geht, wissenschaftlich neue Wege zu suchen, dann gehört der Tapetenwechsel auch zum gemeinsamen Alltag. „Man muss manchmal aufpassen, dass man sich nicht nur mit dem Job beschäftigt – aber das gelingt uns ganz gut, wenn wir unser Gehirn lüften und mit den zwei Hunden früh am Morgen an der Elbe spazieren gehen.“ Tumore besser verstehen Esther Troosts Fokus liegt auf der Bildgebung: „Hier auf dem Medizincampus ist jetzt das Kombigerät des HZDR einge- schwebt, das anatomische Informationen der Magnetresonanz- Tomographie mit den Informationen zum Stoffwechsel, wie sie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) liefert, vereint.“ Nun kann die Medizinerin mit dem optimistischen Lächeln quasi permanent auf unzählige Patientendaten zugreifen und gemein- sam mit Kollegen der Nuklearmedizin und Radiologie an der Universitätsklinik sowie mit der HZDR-Gruppe um den Physiker Jörg van den Hoff und weiteren OncoRay-Kollegen die Krebsfor- schung auf dem Gebiet der Bildgebung weiter voranbringen. Die Medizinerin Esther Troost ist sicher, dass Fortschritte in der Bildgebung die Therapie von Krebserkrankungen nachhaltig verändern werden.

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