23 titel zu ergründen. sie untersuchten das phänomen an prostata- krebszellen – und bestätigten die ergebnisse pajonks: nach einer bestrahlung gab es mehr krebsstammzellen als vorher. sie fanden aber auch eine antwort auf die frage, was diesen vorgang auslösen könnte. der grund war nicht in bestimmten stammzell-spezifischen genen zu finden, die pajonk und sein team im verdacht hatten. „der dns-faden im zellkern ist in den chromosomen eng um spezielle proteine gewickelt, die sogenannten histone“, erklärt peitzsch. wie ein faden um einzelne spulen läuft die dns um die histone und ist so zu einem chromosom zusammengesetzt. je enger die dns im chromosom gepackt ist, desto schwieri- ger ist es, gene abzulesen. histone besitzen protein-enden, die unterschiedlich modifiziert werden können, indem zum beispiel acetyl- oder methylgruppen angehängt werden. die histon-methylierung ist ein teilgebiet der epigenetik, einer forschungsrichtung, die seit vielen jahren an bedeutung gewinnt, weil zunehmend klarer wird, wie wichtig die durch veränderungen an den chromosomen beeinflusste aktivität von genen ist. sensibilisierung für die erkrankten zellen über veränderungen der methylgruppen können umweltbe- dingungen direkten einfluss darauf nehmen, ob gene abgele- sen werden oder nicht. „denn die methylierung beeinflusst, wie eng oder locker die dns im chromosom gepackt ist“, sagt peitzsch. das team konnte 2016 zeigen, dass die röntgen- strahlung genau diese methylierung verändert, und zwar so, dass ein chromosom sich öffnet und gene abgelesen werden, die den zellen stammzellähnliche eigenschaften verleihen, etwa die fähigkeit, dns-schäden effizienter zu reparieren oder den tumor zu verlassen und metastasten zu bilden. dubrovska, peitzsch und ihre kollegen identifizierten eines der gene, die abgelesen werden: aldh1a1, das den code für das enzym aldehyd-dehydrogenase 1a1 enthält. es hilft den zellen strahlenresistenter zu werden, indem bestimmte signalwege für die dns-reparatur und für die selbster- neuerung aktiviert werden. damit hatten die forscher aber auch einen ansatz, um die verwandlung der tumorzelle zur tumorstammzelle zu unterbrechen. als sie das ablesen dieses gens mit einer bestimmten substanz verhinderten, reagierten die zellen wieder sensibler auf die röntgenstrahlung. die dns zeigte mehr strahlenschäden und mehr tumorzellen starben ab. „unsere ergebnisse weisen darauf hin, dass bestimmte substanzen die methylierung von histonen nach ionisierender strahlung verhindern können und das potential haben, die wirksamkeit der strahlentherapie künftig deutlich zu erhöhen“, erklärt anna dubrovska. so vielversprechend dieser erste nachweis war, so viel arbeit steht dem team noch bevor. claudia peitzsch sucht derzeit bei weiteren wirkstoffen nach potenziellen kandidaten, um die strahlenempfindlichkeit der krebsstammzellen bei prostatakarzinomen zu steigern. ein doktorand untersucht dasselbe phänomen bei anderen krebsarten: „und es sieht so aus, dass es dort ganz ähnliche strahleninduzierte, epigeneti- sche mechanismen zur umprogrammierung gibt“, sagt anna dubrovska. dass es nicht die gleichen sind, macht die sache zwar schwieriger, ist aber eben auch wieder ganz typisch für wissenschaft. ganz nach ihrem mantra: neues wissen gene- riert immer auch neue herausforderungen. publikationen: c. peitzsch, m. cojoc, l. hein, i. kurth, k. mäbert, f. traut- mann, b. klink, e. schröck, m.p. wirth, m. krause, e.a. stakhovsky, g.d. telegeev, v. novotny, m. toma, m. muders, g.b. baretton, f.m. frame, n.j. maitland, m. baumann, a. du- brovska: an epigenetic reprogramming strategy to resensitize radioresistant prostate cancer cells, in cancer research, 2016 (doi: 10.1158/0008-5472.can-15-2116) m. cojoc, c. peitzsch, i. kurth, f. trautmann, l.a. kunz-schug- hart, g.d. telegeev, e.a. stakhovsky, j.r. walker, k. simin, s. lyle, s. fuessel, k. erdmann, m.p. wirth, m. krause, m. bau- mann, a. dubrovska: aldehyde dehydrogenase is regulated by β-catenin/tcf and promotes radioresistance in prostate cancer progenitor cells, cancer research, 2015 (doi: 10.1158/0008-5472.can-14-1924) kontakt _institut für radioonkologie – oncoray am hzdr prof. anna dubrosvka a.dubrovska@hzdr.de _nationales zentrum für strahlenforschung in der onkologie – oncoray / nationales centrum für tumorerkrankungen - nct dresden dr. claudia peitzsch claudia.peitzsch@oncoray.de _institut für strahlenphysik am hzdr dr. benjamin lutz b.lutz@hzdr.de