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entdeckt 02/2015 - Uran, Plutonium & Co.

entdeckt 02.15 TITEL WWW.HZDR.DE probenartig untersucht haben, kennen sie die meisten Antwor- ten auf diese ganze Reihe von Fragen noch nicht. Daher müssen sie Nährmedien für die Mikroorganismen zunächst einmal auf Verdacht und mithilfe ihrer bisherigen Erfahrungen herstellen. Unter solchen Voraussetzungen ist die Anzucht der unbekann- ten Bakterien bei weitem nicht immer von Erfolg gekrönt: „Nur ein Teil der Mikroorganismen aus dem Gestein lässt sich auch im Labor kultivieren“, umreißt Henry Moll die Situation. Gemächliches Leben Zudem brauchen die Forscher bei der Aufzucht der Bakterien auch noch ein wenig Geduld. Da im Untergrund die Ressour- cen häufig knapp sind, stellt sich das Leben auf diese Mangel- wirtschaft ein und die Organismen wachsen sehr langsam. Im Gegensatz dazu kann sich das auch im menschlichen Darm lebende Bakterium Escherichia coli unter günstigen Bedin- gungen an der Erdoberfläche in gerade einmal 20 Minuten vermehren. Auch wenn die allermeisten anderen Bakterien deutlich langsamer sind, gelten sie im Vergleich mit dem Le- ben im Untergrund immer noch als Sprinter: Für eine Vermeh- rung brauchen die Mikroorganismen dort unten oft Tage und Wochen. Der Geomikrobiologe Hans Røy von der Universität im dänischen Aarhus hat ausgerechnet, dass die Bakterien 20 Meter unter dem Grund des Pazifiks in bestimmten Regionen satte tausend Jahre für ihre Reproduktion benötigen. Soviel Zeit haben die Dresdner Forscher jedoch nicht. So wartet Andrea Cherkouk lediglich mehrere Wochen, bis sich die Mikroorganismen aus dem Salz eines geplanten Endlagers in ihrem Labor vermehrt haben. Und das Leben aus dem Ton des geplanten Schweizer Endlagers verdoppelt sich bereits nach wenigen Tagen. Zumindest, wenn Henry Moll es in einem Medium kultiviert, das den Bedarf optimal deckt. Das aber hat er bereits für eine ganze Reihe von Mikroorganismen aus dem Ton gefunden, die zu verschiedenen Bakteriengruppen wie den Paenibacillen, Sporomusa und den Clostridien gehören. Nitrat-Fresser Henry Moll füttert diese Mikroorganismen mit einer „Pyruvat“ genannten Kohlenstoff-Verbindung, die im Stoffwechsel vieler Lebewesen eine wichtige Rolle spielt. Die Bakterien leben aber nicht nur im Labor, sondern auch im Ton von Kohlenstoff- FELSLABOR: Arbeiter kratzen im Felslabor Mont Terri (Schweiz) Felsstrukturen auf; Wissen- schaftler erforschen die Eigenschaften des Opalinus-Tons, um herauszufinden, ob hochradio- aktive Abfälle hier sicher gelagert werden können. Foto: swisstopo | Comet Photoshopping GmbH | Béatrice Devènes WINZIGES LEBEN: Das Isolat Paenibacillus sp. MT-2.2 aus dem Felslabor Mont Terri ist im Opalinus-Ton überlebensfähig (Aufnahme mit einem Phasenkontrast-Mikroskop).

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