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entdeckt 02/2015 - Uran, Plutonium & Co.

TITEL// DAS FORSCHUNGSMAGAZIN AUS DEM HZDR WWW.HZDR.DE 18 19 Koordinierung und Verzahnung der Programme. Ohne syste- matischen Blick und kritische Bestandsaufnahme werden in Zukunft nicht alle notwendigen Felder abgedeckt werden kön- nen. Erst im Januar dieses Jahres hat die Entsorgungskommis- sion auf einem zweitägigen Workshop über den Forschungs- stand und -bedarf in Deutschland diskutiert. Aus meiner Sicht müssen praxistaugliche biologische und chemische Großexperimente die typische Reagenzglas-For- schung ergänzen. Zudem spielt in Zukunft ein gestuftes Vorge- hen eine große Rolle, damit wir für konkrete Szenarien nach und nach zu einem vertieften Verständnis gelangen. Auch dafür muss jemand definieren, welche Forschung wichtig und notwendig ist. Wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern da? In anderen Ländern funktioniert das Zusammenspiel der Ak- teure teils viel besser. Nehmen wir etwa Finnland, Schweden, die Schweiz oder Frankreich. Diese Länder sind bei der Fest- legung ihres Endlagers und teilweise im dafür notwendigen Genehmigungsverfahren schon sehr fortgeschritten. Und sie haben es geschafft, ihre Kräfte in der Forschung zu bündeln. Die Baugenehmigung für das finnische Endlager steht bereits für 2016 oder 2017 an. Wir können von unseren europäischen Nachbarn also lernen, die tatsächlich zielführenden Fragen zu stellen und immer wieder zu hinterfragen, welche Antworten wir in 10, 20 oder 30 Jahren geben müssen. Bitte beschreiben Sie kurz die aktuellen Rahmen- bedingungen für die Arbeit und die Aufgaben der Endlagerkommission. Die derzeitige Situation sieht so aus: Die Auseinandersetzung um den Standort Gorleben hat einen enormen Graben quer durch Deutschland gerissen, der nach mehr als 30 Jahren zu einem guten Stück überwunden zu sein scheint. Seit zwei Jah- ren ist man sich mit großer Mehrheit einig, dass ergebnisoffen ein Standort für ein Endlager gesucht und gefunden werden muss. Dem im Sommer 2013 verabschiedeten „Gesetz zur Su- che und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle“, kurz Endlagersuchgesetz, stimmten die Abgeordneten im Bundestag mit sehr großer Mehrheit und der Bundesrat einstimmig zu. Alle sehen die Notwendigkeit, eine Lösung durch Endlagerung der hochradio- aktiven Abfälle in tiefen geologischen Schichten zu erreichen. Die breite Zustimmung durch die Politik hat für mich eindeutig eine neue Qualität. Ziel und Aufgabe der 33 Mitglieder in der Endlagerkommission ist es, das Endlagersuchgesetz von 2013 selbst nochmals zu evaluieren, die festgelegten Kriterien und Sicherheitsanforde- rungen zu beurteilen und das Suchverfahren zu gestalten. Das Gesetz schreibt jedenfalls ein sehr operationalisiertes Vorge- hensschema fest. Unser Bericht muss Mitte 2016 vorliegen – und das ist machbar. Ich bin optimistisch, dass Bundestag und Bundesrat auf dieser Grundlage Ende 2016 oder Anfang 2017 das „Go“ für die tatsächliche Standortsuche geben werden. Wird damit die Aufgabe der Endlagerkommission beendet sein? Ja, denn das Gesetz sieht vor, dass ein Vorhabenträger, nach der derzeitigen Festlegung das Bundesamt für Strahlenschutz, die eigentliche Standortsuche organisiert. Das neue Bundes- amt für kerntechnische Entsorgung tritt demgegenüber als Regulierungsbehörde auf. Alle Akteure haben zudem darauf zu achten, die Öffentlichkeit aktiv in die Prozesse einzubeziehen. Bis zur Festlegung des endgültigen Standorts durch Gesetz werden Bundestag und Bundesrat in einem gestuften Verfah- ren noch mehrere Entscheidungen zu treffen haben. Deshalb muss die Kunst gelingen, die hohe Zustimmung auf Seiten der Politiker auch in den nächsten Jahren aufrechtzuerhalten. www.oeko.de ANERKANNT: Michael Sailer ist Experte für Reaktorsicherheit und nukleare Endlagerung. Foto: Öko-Institut

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