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Prof. Dr. Anton Wallner

Lei­ter Beschleuniger-Massen­spek­tro­metrie und Isotopen­for­schung
Abtei­lungs­leiter
anton.wallnerAthzdr.de
Tel.: +49 351 260 3274

Chemielabore

Die Bestimmung seltener Radioisotope mittels AMS wird an ganz unterschiedlichen Materialien durchgeführt; diese umfassen geologische (Gestein, Flusssand, marine Sedimente,...), Umwelt- (Wasser, Eis, Böden, organische Materialien,...), anthropone (Stahl, Beton, Luft- oder Wasserfilter,...) und sogar extraterrestrische Proben (Meteorite, Mondproben). Die benötigte Probenmenge reicht von wenigen Milligramm bis hin zu mehreren Kilogramm. Im Chemielabor extrahieren wir mit Hilfe verschiedener naßchemischer Methoden die zu anlysierenden Elemente aus den jeweiligen Proben. Das so gewonnene Target-Material umfasst wenige mg und wird für die AMS Messung in Probenhalter gepresst.

Am häufigsten wird in unseren Chemielaboren 10Be und 26Al aus geologischen Proben extrahiert:

Vom Stein zum Target ©Dr. Konstanze Stübner

Probenbearbeitung

Vorverarbeitung

Schweretrennung ©Dr. Konstanze Stübner

Quarz Reinigung für in-situ 10Be und 26Al. Bei vielen geologischen Anwendungen von in-situ 10Be und 26Al in Quarz wird die Gesteinsprobe zunächst gemahlen und in geeignete Korngrößenfraktionen (z. B., 250-500 μm) gesiebt. Paramagnetische Minerale werden mit dem Frantz Magnetscheider abgetrennt, Schwerminerale durch die Schweretrennung (siehe USGS Open-File Report 2016-1022 für eine umfassende Beschreibung dieser Techniken). Mit HCl oder Essigsäure wird eventuell vorhandenes Kalziumcarbonat aus der Probe gelöst.

Proben Leaching ©Dr. Konstanze Stübner

Das so gewonnene Mineralseparat besteht überwiegend aus Quarz und Feldspat. Feldspat kann durch wiederholtes Leachen in einer HCl-H2SiF6 Lösung (Merchel et al., 2019) oder durch "froth floatation" (Sulaymonova et at., 2018) chemisch abgetrennt werden. Eine weitere Reinigung des Quarz-Separates wird durch Leachen in verdünnter (2-4%) HF erreicht, wodurch auch die Quarzkörner angeätzt werden und das 'meteorische' (d.h. atmosphärisch produzierte) 10Be entfernt wird.

Proben Auflösen ©Dr. Konstanze Stübner

Etwa 20 g der gereinigten Quarzprobe wird eingewogen, mit einer 9Be Trägerlösung versetzt und in konzentrierter HF bei Raumtemperatur aufgelöst. Wir verwenden den Phena EA 9Be Träger mit einer Konzentration von (2246±11) μg 9Be/(g Lösung) und einem 10Be/9Be Verhältnis von ∼1E-16 (Merchel et al., 2013). Um die Probenlösung in Chloridform zu bringen, wird HClO4 hinzugefügt, die Lösung auf einer Heizplatte zur Trockne eingeengt und der Rückstand in HCl aufgelöst.

Druckaufschluss ©Dr. Konstanze Stübner

Meteorische 10Be Proben, Tiefsee-Mangankrusten und andere Proben. Für meteorische 10Be Anwendungen wird das Be aus der reaktiven Fe,Mn-Oxyhydroxidphase auf der Oberfläche der Mineralkörner extrahiert, indem die Boden- oder Sedimentprobe in einer Lösung von NH2OH⋅HCl in Essigsäure geleacht wird (Bourles et al., 1989, Gutjahr et al., 2007). Manche Materialien können in HCl (z. B. Eisenmeteorite oder Tiefsee-Mangankrusten und -knollen) oder in HNO3/H2O2 (z. B. organische Proben) aufgelöst werden; bei anderen Materialien ist ein Vollaufschluss z. B. durch einen Mikrowellenaufschluss notwendig, um die Probe in Lösung zu bringen.

Säulenchemie und Hydroxidfällungen

Hydroxid-Fällung ©Dr. Konstanze Stübner

Wenn die Probe in Lösung ist, verwenden wir Ionen-Austausch-Chromatographie und Hydroxidfällungen, um die gewünschten Elemente von der Matrix zu trennen. Manche Elemente (Fe, Mn, Be, Al, Ti) bilden unlösliche Hydroxide bei pH≥8 und können so von den Elementen, die in Lösung bleiben (Na, K, Ca, B), abgetrennt werden (z. B. Ochs and Ivy-Ochs, 1997).

Säulenchemie ©Dr. Konstanze Stübner

Wir benutzen Dowex 1x8, mesh 100-200, Anionen-Austauscher-Harz (siehe hier für eine kurze Einführung in die Ionen-Austausch Chromatographie), um Fe abzutrennen und Dowex 50Wx8, mesh 100-200, Kationen-Austauscher-Harz, um Be und Al zu separieren. Für die Separation von Aktiniden (Pu, U, Cm, Am) benutzen wir verschiedene Extraktions-Chromatographie-Harze, z. B. Eichrom TEVA, UTEVA, TRU und DGA Harze.

Be-Hydroxid ©Dr. Konstanze Stübner

Nach der chemischen Aufbereitung besteht die Probe typischerweise aus <1 mg des Target-Elements in seiner Hydroxidform. Für die Analyse von Aktiniden oder die trägerfreie Be-Messung ist der letzte Aufbereitungsschritt eine Mit-Fällung des Target-Elements mit einer Fe-Tägerlösung. Andere chemische Verfahren kommen bei der Vorbereitung von Ca, Cl oder I Proben zur Anwendung.

Target-Materialien und Target-Präparation

Target Pressen ©Dr. Konstanze Stübner

Die Probe wird in ein Quarz-Tiegelchen überführt, bei 80°C getrocknet und anschliessend im Muffelofen gebrannt, um die Hydroxide in Oxide umzuwandeln (z. B. 1 h bei 900°C). Für Be und Al-Analysen werden die Oxide gewogen und mit Metallpulver vermischt (Nb:BeO ∼4:1; Ag:Al2O3 ∼1:1). Für die AMS-Messung wird das Probenmaterial dann in eine Kathode gepresst.

Leistungskatalog der Chemielabore:

  • Chemische Aufbereitung von angereicherten Quarz-Proben für in situ 10Be und 26Al Anwendungen
  • Chemische Aufbereitung von Sedimentproben für meteorische 10Be Anwendungen
  • Chemische Aufbereitung verschiedener Probenmaterialien für Aktiniden-Analysen (z. B. 236U, 239/240Pu, 244Pu, 241Am)
  • Ausgerüstet für Arbeiten mit Flusssäure (HF)
  • Speziallabor für 36Cl- und 129I-Proben in einer Cl- und S-freien Umgebung
  • Ausgestattet für verschiedene chemische Aufschlussverfahren einschliesslich Druckaufschluss und Mikrowellenaufschluss
  • Verschiedene Präzisionswaagen einschliesslich einer Ultra-Feinwaage
  • Ausgestattet für Target-Präparation für HVEE und NEC Geräte
Target Preparation Tool ©Dr. Konstanze Stübner

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