Logo OncoRay    Hochpräzise Krebs-Bestrahlung mit weniger Nebenwirkungen

Durch die Kombination von Röntgendiagnostik und Computertomographie mit der Strahlentherapie können Mediziner des Dresdner Zentrums „OncoRay“ Tumoren präziser bestrahlen – weniger gesundes Gewebe wird geschädigt und die Nebenwirkungen gehen zurück. Ab 1. März 2007 beginnt zudem unter der Leitung von Prof. Thomas Herrmann eine neue Phase bei der Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs durch Strahlentherapie, denn die mittlerweile vorliegenden Ergebnisse der ersten Studie erlauben nun die Erhöhung der Strahlungsdosis. Damit könnten sich die Heilungschancen von Prostatakrebs in Zukunft erheblich verbessern.

Die Strahlentherapie ist neben Operation und Chemotherapie eine wichtige Behandlungsmethode, um Krebs zu heilen. Strahlentherapeuten müssen bei jeder Behandlung genauestens berechnen, wie präzise und mit welcher Dosis sie dem Tumor zu Leibe rücken können, um das bösartige Gewebe möglichst vollständig abzutöten und gleichzeitig das gesunde Gewebe weitestgehend zu schonen. Bestrahlung schädigt jedoch immer auch gesundes Gewebe, was zu Nebenwirkungen führen kann. Bei Patienten mit Prostatakrebs ist diese Problematik besonders relevant, haben sie doch gute Heilungschancen. So liegt die mittlere Überlebenszeit bei einem Prostatakarzinom selbst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bei mehr als fünf Jahren. Prostatakarzinome zählen aber auch zu den Tumoren, die sich im Körper bewegen und damit ihre Lage verändern. Dies wiederum erschwert die präzise Bestrahlung des bösartigen Gewebes.

Max Schramm ist an Prostatakrebs erkrankt. Er kommt regelmäßig in die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden, um den Tumor bestrahlen zu lassen. Wie alle anderen Patienten mit Prostatakrebs auch, die sich dort für diese Therapieform entschieden haben, wird er mit einer neuartigen Methode behandelt, bei der die Mediziner bildgebende Verfahren mit der Strahlentherapie kombinieren. Dadurch ist es möglich, die Lage des Tumors vor jeder einzelnen Bestrahlung zu überprüfen und die Bestrahlungsdosis anschließend hochpräzise auf den Tumor zu lenken. Die Position des Tumors kann sich leicht ändern, denn die Prostata kann mit 0,5 bis 1 Zentimeter eine recht hohe Beweglichkeit haben. „Bei 30 % der Patienten ist sie sogar enorm beweglich“, so Professor Thomas Herrmann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie.

„Unser Verfahren, die Tages-Organlage der Patienten vor der Bestrahlung zu prüfen, ist die modernste Strahlentherapie Deutschlands“, so Professor Herrmann. „Die zeitliche Dimension hält so Einzug in die dreidimensionale Bestrahlung von Tumoren – wir sprechen deshalb von der vierdimensionalen Bestrahlung in unserem Forschungsprojekt“. Von der Arbeit der Mediziner, die im „OncoRay“ an der Weiterentwicklung und Verbesserung der Strahlentherapie forschen, sollen in Zukunft auch Krebspatienten außerhalb Dresdens profitieren. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Geräte - rund 3 Millionen kostete die hochmoderne und in ihrer Art einzigartige Kombination aus Röntgen-, Bestrahlungs- und Computertomographie-Geräten – dienen dem Ziel, Protokolle für die Behandlung unterschiedlicher Tumoren zu entwickeln, die letztlich von allen Strahlentherapieeinrichtungen in Deutschland übernommen werden sollen. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung der dazu notwendigen technischen Geräte, bei der das „ZIK OncoRay“ mit Industrieunternehmen kooperiert.

Eine Strahlentherapie dauert ungefähr sechs Wochen und beinhaltet 30 bis 35 Bestrahlungen. Max Schramm erzählt, dass er bis jetzt noch keine Nebenwirkungen an sich gespürt hat. Bei Prostatakrebs besteht zum Beispiel die Gefahr, dass der in der Nähe liegende Darm geschädigt wird und es dadurch zu chronischen Beeinträchtigungen kommt. Obwohl der Patient gute Chancen auf Heilung hat, müsste er dann mit den unangenehmen Folgen leben. Um das Prostatakarzinom gezielter bestrahlen zu können, wird auch bei Herrn Schramm die aktuelle Lage des Tumors bestimmt. Dazu liegt er auf einer Liege unter einem Linearbeschleuniger, mit dem er später bestrahlt wird. Zuerst werden zwei Röntgenaufnahmen von im Boden versenkten Geräten gemacht. Anschließend wird die Liege um 180 º gedreht und ein beweglicher Computertomograph (CT) fährt über den Körper des Patienten. Die Kombination von Röntgen- und CT-Aufnahmen zeigt dem medizinischen Personal nun die aktuelle Lage des Tumors, die mit dem ursprünglichen Behandlungsplan zu Beginn der Therapie verglichen wird. Der Computer errechnet die notwendige Korrektur im Millimeterbereich, der Mediziner korrigiert und steuert die nun erfolgende Bestrahlung.

Die heute gebräuchliche Positionierung des Patienten für die Bestrahlung erfolgt durch Hautmarkierungen oder spezielle Kissen, die die Lage des Patienten vorgeben. Dabei erreichen die Mediziner eine Genauigkeit im Zentimeterbereich. Die Überprüfung der Tumorlage durch die Kombination von CT und Röntgendiagnostik und die anschließende Korrektur der Position ist auf ein bis zwei Millimeter genau. Allerdings wird die Hochpräzisionsbestrahlung zum Schutz benachbarter Organe nur bei bestimmten Tumoren angewendet. Neben beweglichen Tumoren wie in Prostata oder Lunge zählen dazu Tumoren in der Nähe von empfindlichen Geweben wie Rückenmark oder Auge sowie Tumoren im Gehirn oder isolierte Metastasen, bei denen eine stereotaktische Bestrahlung erfolgt. Darunter versteht man die einmalige Bestrahlung mit sehr hoher Dosis, die auch Strahlenchirurgie genannt wird.

„Auch wenn Krebspatienten erst bei höheren Strahlendosen - mit denen wir jetzt gerade beim Prostatakarzinom beginnen – eine bessere Heilungschance haben werden, so verringern sich schon jetzt die Nebenwirkungen durch die vierdimensionale Strahlentherapie signifikant“, prognostiziert Professor Herrmann.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Herrmann
Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Tel.: 0351 458 - 3373
Fax: 0351 458 - 4347

Pressekontakt:
Dr. Christine Bohnet
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD)
Bautzner Landstr. 128
01328 Dresden
Tel.: 0351 260 - 2450 oder 0160 969 288 56
Fax: 0351 260 - 2700

Weiterführende Information:
Etwa 415.000 Menschen erkranken jedes Jahr allein in Deutschland an Krebs. Bei mehr als 50 Prozent der Patienten kommt die Strahlentherapie zum Einsatz. Bei 40% aller Heilungen von Krebserkrankungen ist die Strahlentherapie die alleinige Behandlung oder wesentlicher Bestandteil der Therapie. Die Vision des Dresdner Zentrums OncoRay ist es, die Heilungschancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das Zentrum für Innovationskompetenz für die medizinische Strahlenforschung in der Onkologie, kurz „OncoRay“, ist ein Zusammenschluss von drei Dresdner Einrichtungen: Technische Universität Dresden, Forschungszentrum Dresden-Rossendorf und Universitätsklinikum Dresden. Es ist an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden angesiedelt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Freistaat Sachsen mit bislang rund 13 Millionen Euro gefördert. Insgesamt arbeiten in verschiedenen Arbeitsgruppen, von denen 4 vollständig neu eingerichtet wurden, etwa 40 Wissenschaftler gemeinsam an folgenden Fragestellungen:

  • Grundlegendes Verständnis von Krebsentstehung und -wachstum
  • Bessere Darstellung von Tumoren und Metastasen mit bildgebenden Verfahren und auf molekularer Ebene
  • Entwicklung von biologischen Medikamenten, die spezifisch die Wirksamkeit von Strahlen auf Tumorzellen erhöhen oder gesunde Gewebe vor Strahlen schützen
  • Technologisch optimale, individuelle Bestrahlung von Tumoren und Metastasen

Kontakt:
Prof. Michael Baumann – Sprecher von OncoRay
OncoRay® - Center for Radiation Research in Oncology
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
Fetscherstr. 74, 01307 Dresden
Tel.: 0351 458 - 5288
Fax: 0351 458 - 1277
michael.baumann@oncoray.de