_TITEL . DRESDEN-concept: Allianz für Spitzenforschung

_TEXT . Christine Bohnet


Mustergültige Vernetzung


FZD JOURNAL 04 . August 2009

Mit Dresden exists hat die Technische Universität Dresden eine mustergültige Plattform für Ausgründungswillige geschaffen, von der auch die außeruniversitären Institute in Dresden stark profitieren.

Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise erscheint es wichtiger denn je, Ergebnisse aus der Forschung in neue oder verbesserte Produkte, in intelligente Produktionsverfahren oder innovative Dienstleistungen zu überführen und damit der Industrie die Technologien von morgen in die Hand zu geben. An vielen Hochschulen wurden entsprechende Technologietransfer-Stellen eingerichtet. Dabei geht es nicht immer nur darum, Industriepartner zu finden, damit diese die neuen Forschungsergebnisse umsetzen, vielmehr gibt es gleich mehrere gangbare Wege, um Ergebnisse für den Markt verfügbar zu machen. Wissenschaftler können sich beispielsweise ausgründen, also eine eigene Firma gründen. Doch wie macht man aus einem Wissenschaftler einen Manager?

Spürnasen vor Ort

Björn Wolf am FZD

Abb.: Björn Wolf am FZD

Das Team von Dresden exists macht das in nachahmenswerter Weise vor. Dabei ist eines der Erfolgsrezepte der Gründungsinitiative, industrierelevante Technologien direkt vor Ort in den Forschungseinrichtungen aufzuspüren. Dr. Björn Wolf ist solch eine "Spürnase". Im Auftrag von Dresden exists und finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hat er nun schon im dritten Jahr seinen Arbeitsplatz im FZD. Seine Haupttätigkeit ist das Technologiescreening. Oft ahnen Wissenschaftler nämlich gar nicht, dass ihre Ergebnisse für die industrielle Verwertung tauglich sind. Deshalb sucht Björn Wolf die Wissenschaftler in ihren Labors auf, diskutiert, berät und lädt zu Vorträgen oder Veranstaltungen wie etwa dem Gründerforum. Entschließt sich ein Wissenschaftler, den großen Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, dann berät Björn Wolf in allen anstehenden Fragen, etwa wenn es um die Patentanmeldung oder darum geht, Finanzierungsquellen zu finden. Er unterstützt auch bei der Beantragung von Mitteln, hilft bei der Suche nach geeignetem Personal oder lässt in einer Diplomarbeit eine Marktstudie durchführen.

Mit dem TU-Team von Dresden exists im Hintergrund hält Björn Wolf noch weitere Trümpfe in der Hand. Das Beraterteam ist eng eingebunden in die wissenschaftliche Arbeit an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. So hat man Unterstützung durch Studierende und Wissenschaftler und kann die Infrastruktur der TU nutzen, beispielsweise für Beratungsangebote oder Informationsveranstaltungen für Existenzgründer. Der enge Austausch untereinander und die Netzwerk-Arbeit an den beteiligten Einrichtungen - neben der TU sind dies die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) sowie die Dresdner Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, der Max- Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft - ist den zwölf Existenzberatern äußerst wichtig. Davon sind vier Berater für das Technologiescreening außerhalb der TU abgestellt. Während Björn Wolf für das FZD und für drei weitere Leibniz-Institute in Dresden zuständig ist, betreut je einer seiner Kollegen die Fraunhofer-Institute, die Max-Planck-Institute mit dem thematischen Schwerpunkt Biotechnologien und die HTW. Für ihren Erfolg spricht, dass sie mittlerweile auch auf Bundesebene eng mit den Kollegen bei der Leibniz-Gemeinschaft und der Fraunhofer- Gesellschaft zusammen arbeiten.

Erfolg lässt sich messen

Seit Björn Wolf mit dem Technologiescreening an vier Leibniz-Instituten betraut ist, hat er zwei Firmen auf dem Weg zur Selbstständigkeit begleitet, Qpoint Composite GmbH, eine Ausgründung aus dem Institut für Polymerforschung IPF, und SCIDRE GmbH aus dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung IFW. Derzeit betreut er neun Projekte, davon alleine vier im FZD. Eines der Projekte ist keine Ausgründung, sondern eine Eingründung. Der Juniorprofessor an der TU Dirk Meyer realisiert eine Existenzgründung im FZD. Die Firma soll Saxray heißen und Komponenten für spezielle Röntgengeräte bauen. Diese Eingründung bietet für beide Seiten Vorteile. Während der TU-Professor die exzellente Infrastruktur des FZD nutzen wird, können FZD-Wissenschaftler eigene Entwicklungen auf diesem Gebiet in die Firma einfließen lassen. Ein weiteres Projekt ist eine Leibniz-Initiative, an der auch der Materialforschungsverbund Dresden sowie Industrieverbände beteiligt sind. Hierbei geht es um die Frage, wie man interessante Ergebnisse auf dem Gebiet der Materialforschung besser in den Markt überführen kann. Das gemeinsame Projekt wird seit kurzem durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert. Damit erhöht sich das Aufkommen der durch Björn Wolfs Initiative eingeworbenen Mittel alleine am FZD um 230.000 Euro auf rund fünf Millionen Euro - in ähnlichem Umfang profitieren auch die anderen Leibniz-Einrichtungen von Dresden exists.

 


_KONTAKT

Dresden exists
Dr. Björn Wolf
b.wolf@hzdr.de
www.dresden-exists.de