Social Media

Twitter-Logo  Mastodon-Logo  LinkedIn-Logo

Upcoming Events

Initiatives & Cooperation

Vorschau-Bild

Uranmunition trifft auf Düngemittel

Abgereichertes Uran wird in Ländern wie den USA und Russland zur Herstellung panzerbrechender Munition genutzt; zum Einsatz kam diese im Kosovo und im Irak. Wissenschaftler des Forschungszentrums Rossendorf haben gemeinsam mit Kollegen von der Universität Reading in Großbritannien simuliert, wie Uranmunition sich auf landwirtschaftlich genutztem Boden verhält. Sie fanden heraus, dass sich metallisches Uran an seiner Oberfläche in ein Uransalz umwandelt, das über Lösungssprozesse in Pflanzen oder in das Grundwasser und damit in die Nahrungskette gelangen kann.

Abgereichertes Uran fällt in großen Mengen als Abfallprodukt etwa bei der Kernenergieerzeugung an. Es ist schwer, d. h. es verfügt über eine hohe Durchschlagskraft. In Deutschland wird das ebenfalls schwere Metall Wolfram für panzerbrechende Munition verwendet, in manchen anderen Ländern das günstigere, zugleich aber giftige und schwach radioaktive Metall Uran.

Mit einem einzigartigen Experiment wollten Prof. David Read und Dr. Stuart Black von der University of Reading in Großbritannien das Verhalten von verschossener Uranmunition auf landwirtschaftlich genutzten Böden simulieren. Sie schnitten aus einem Uranprojektil eine etwa einen Millimeter dünne Scheibe mit einem Durchmesser von etwa 2 Zentimetern und legten sie für 182 Tage in eine Calziumphosphatlösung. Calzium und Phosphate sind in Düngemitteln und damit in landwirtschaftlich genutzten Böden enthalten. Die Fragestellung lautete: Reagiert das metallische Uran mit der Calziumphosphatlösung? Falls ja, dann hätte dies direkte Auswirkungen auf die Verbreitung des Urans in der Umwelt. Die britischen Forscher kontaktierten hierzu das Institut für Radiochemie im Forschungszentrum Rossendorf, das über ausgefeilte und teilweise einzigartige Untersuchungsmethoden für Uranverbindungen verfügt.

Die Rossendorfer Forscher Dr. Nils Baumann und Dr. Thuro Arnold untersuchten die Probenscheibe mit der hochempfindlichen Methode der zeitaufgelösten laserinduzierten Fluoreszenzspektroskopie. Sie konnten damit erstmals nachweisen, dass sich metallisches Uran in einer Düngemittellösung auflöst. Dabei gelang ihnen die genaue Bestimmung der entstandenen Uranphase: Die hauchdünne Schicht, die sich über den Zeitraum von 6 Monaten auf der Probenscheibe gebildet hatte, entpuppte sich als eine Uranylsalzschicht. Genau handelt es sich um das Sekundärmineral des Urans Metaautunit, ein Calciumuranylphosphat. Die Kenntnis dieser Verbindung ist eine wichtige Voraussetzung für die Risikoabschätzung, was den Transport des Uransalzes in das Grundwasser oder auch in Pflanzen, Tiere und damit in die Nahrungskette des Menschen anbelangt.

Für den Nachweis der Art des dünnen Uranminerales, das sich um die Scheibe gebildet hatte, wählten die Rossendorfer Forscher die hochempfindliche Methode der zeitaufgelösten laserinduzierten Fluoreszenzspektroskopie. Dabei wird ausgenutzt, dass gewisse Uranverbindungen zur Lumineszenz, also zum „Nach“-Leuchten, neigen, etwa wie die Zeiger mancher Uhr. Zur Untersuchung der Uranverbindung werden mit einer speziellen Laseranordnung 20 Laserblitze pro Sekunde auf die Probe gelenkt. In den kurzen Pausen dazwischen wird die daraufhin von der Probe ausgesandte Lumineszenz durch ein Spektrometer aufgeschlüsselt, wobei jede Bindungsform des Urans ein charakteristisches Fluoreszenzspektrum aufweist. Gleichzeitig misst man die Abklingzeit, mit der die Lumineszenz nach jedem Laserblitz abnimmt. Das Ergebnis wird einer bekannten Vergleichsprobe, die in diesem Fall aus der Freiberger Mineraliensammlung stammte, gegenüber gestellt. Alle Informationen zusammen führen zu genauesten Aussagen über die Art der entstandenen Uranverbindung. Die britischen und deutschen Uran-Spezialisten wollen weitere Proben beschaffen und untersuchen, denn die eingesetzte Methodik ist nun auch bei weiteren denkbaren Szenarien, wie z.B. bei anderer Wasserzusammensetzung, anderen pH-Werten oder Salzgehalten und selbst bei Anwesenheit verschiedener Bakterien, möglich.

Die Ergebnisse dieser erstmaligen Analyse erschien am 1. August in der Zeitschrift "Science of the Total Environment" unter dem Titel "Detection of U(VI) on the surface of altered depleted uranium by time-resolved laser-induced fluorescence spectroscopy (TRLFS)". Sie ist online zu finden unter: http://www.elsevier.com/locate/scitotenv.

Weitere Auskünfte:
Dr. Nils Baumann
Institut für Radiochemie
Tel.: 0351 260 -2432

Pressemitteilung: Uranmunition trifft auf Düngemittel
Vorne die der Calziumphosphatlösung ausgesetzte Projektilscheibe, hinten eine unbehandelte Scheibe im Vergleich.
Pressemitteilung vom 03.08.2006, Uranmunition trifft auf Düngemittel
Zwei Spektren übereinander gelegt: das rote Spektrum der bekannten Vergleichsprobe stimmt überraschend genau mit dem schwarzen Spektrum des Uransalzes überein.

Pressekontakt:
Dr. Christine Bohnet
Tel.: 0351 260 2450 oder 0160 969 288 56
Fax: 0351 260 2700