Zurück in die Zukunft

HZDR beteiligt sich an Kunstprojekt zum Thema „Zeit“

Pressemitteilung vom 27. Mai 2015

1.000.000 Jahre – dies ist die Zeitspanne, die es dauern wird, bis die Radionuklide, die die Menschheit in einem Jahrhundert produziert hat, zerfallen sind. Dies ist auch die Zeitspanne, in der Endlager die Ausbreitung der radioaktiven Stoffe in die Biosphäre verhindern sollen. Um den Zeitraum zu veranschaulichen, beteiligt sich das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf am 30. Mai an einem Projekt des Künstlers Florian Dombois. Auf dem Dresdner Postplatz rollen Forscher ab etwa 13.30 Uhr ein „Zeitseil“ 1.000.000 Jahre in die Vergangenheit und Zukunft aus. Anhand wichtiger Punkte in der menschlichen Geschichte soll die Aktion verdeutlichen, wie lange der radioaktive Abfall die Menschheit beschäftigt.

„In gewissem Sinne haben wir die Uhren in den letzten 100 Jahren zurückgedreht“, erklärt Prof. Thorsten Stumpf vom HZDR-Institut für Ressourcenökologie. „Durch die Nutzung der Kernenergie haben wir viele radioaktive Stoffe, wie Plutonium, Americium oder Neptunium, künstlich erzeugt, die natürlich nur noch sehr selten oder gar nicht vorkommen. Mit den Konsequenzen müssen wir uns nun aber für die kommenden 1.000.000 Jahre auseinandersetzen.“ Um diesen Zeitraum in einen für Menschen vorstellbaren Rahmen zu setzen, hat der Direktor zusammen mit Mitarbeitern seines Instituts ein spezielles Kunstwerk entworfen: ein „Zeitseil“.

Auf den 200-Meter-langen Strang projizieren die Forscher die 1.000.000 Jahre zuerst über historische Momente in die Vergangenheit, danach mittels fiktiver Zeitpunkte sowie der Zerfallsraten der radioaktiven Stoffe in die Zukunft. „Das Seil führt uns so bis zu den Anfängen der Menschheit zurück“, erzählt Stumpf. „Überraschend war für uns aber besonders die Schwierigkeit, passende Zeitpunkte für die Zukunft zu finden. Selbst bekannte Science Fiction-Schriftsteller denken meist in kürzeren Perioden als die Endlagerforschung.“ Das Kunstprojekt verdeutlicht, dass Untersuchungen zu der langfristigen Sicherheit von Endlagern, wie sie am HZDR betrieben werden, wichtig sind.

So beschäftigen sich Forscher des Instituts für Ressourcenökologie zum Beispiel mit den Mikroorganismen, die sich in den verschiedenen geologischen Formationen, die als mögliche nukleare Endlager dienen könnten, tummeln. Es geht hier besonders um die Frage, welchen Einfluss die Bakterien, Algen oder Pilze auf das Transportverhalten der langlebigen Radionuklide haben. Könnten die Mikroorganismen die radioaktiven Stoffe in die Biosphäre tragen? Oder verhindern sie möglicherweise sogar die Ausbreitung?

Die Wissenschaftler des Instituts haben gerne das Angebot von Florian Dombois angenommen, um mit Hilfe der Kunst ihre Forschung der Öffentlichkeit näherzubringen. Die Kunstkommission der sächsischen Landeshauptstadt hat Dombois zusammen mit zwei weiteren Kollegen damit beauftragt, für das Projekt „Dresden.? – Arbeiten mit der Stadt“ Kunstwerke für den öffentlichen Raum zu entwickeln. Dombois entwarf dafür mit fünf Dresdner Forschungseinrichtungen – dem Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme, dem Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, dem Zentrum für Regenerative Therapien Dresden, dem Institut für Wirtschaft und Verkehr der TU Dresden sowie dem HZDR – sechs Projekte, die sich mit dem Thema „Zeit“ beschäftigen.

Am 30. Mai präsentieren sie nun zwischen 12 und 14 Uhr auf dem Dresdner Postplatz ihre künstlerischen Arbeiten. Weitere Informationen gibt es hier: tinyurl.com/inverse-dresden Das gesamte Projekt läuft vom 23. Mai bis 5. Juli 2015. Hier geht es zum kompletten Programm: http://studio3789.wix.com/dresden


Weitere Informationen:
Prof. Thorsten Stumpf
Institut für Ressourcenökologie am HZDR
Tel. +49 351 260-3210 | E-Mail: t.stumpf@hzdr.de

Medienkontakt:
Simon Schmitt | Wissenschaftsredakteur
Tel. +49 351 260 3400 | E-Mail: s.schmitt@hzdr.de
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf