Freier Zugang zu Europas Lichtquellen
Pressemitteilung vom 18.05.2017
Die beiden Freie-Elektronen-Laser gehören zum ELBE-Zentrum für Hochleistungs-Strahlenquellen des HZDR. Sie liefern quasi einfarbiges Licht im infraroten Bereich. |
Foto: HZDR/Frank Bierstedt |
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HZDR koordiniert EU-Projekt CALIPSOplus: zehn Millionen Euro für 19 Partner über vier Jahre
Aktuell gehen einige der stärksten Lichtquellen der Welt in Betrieb. Wissenschaftler wollen mit diesen immer weiter in die Welt der Moleküle, Atome und Teilchen vordringen. Besonders die von Beschleunigern angetriebenen Lichtquellen bieten seit vielen Jahren verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu zählen die Synchrotron-Anlagen und die sogenannten Freie-Elektronen-Laser. Europa hat hier eine Vorreiterrolle inne, wovon im neuen EU-Projekt CALIPSOplus alle interessierten Wissenschaftler und Unternehmen profitieren sollen. Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) koordiniert das Projekt, das am 18. und 19. Mai 2017 mit einem ersten Treffen in Dresden startet.
Europa hat sich auf die Fahnen geschrieben, dass Ländergrenzen in Forschung und Wissenschaft keine Rolle mehr spielen sollen. „Mit dem neuen Projekt CALIPSOplus adressieren wir diese Forderung“, so der Koordinator Prof. Manfred Helm vom HZDR. „Wir schließen die wichtigsten Synchrotron-Quellen und Freie-Elektronen-Laser aus Europa und Ländern des Mittleren Ostens im europäischen ERA-Programm zusammen.“ ERA ist die Abkürzung für „European Research Area“ und hat das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse offen und frei auszutauschen sowie Technologien für alle verfügbar zu machen. Unter dem Motto „Open Science“ soll es einen einfachen Zugang zu den Lichtquellen ebenso geben wie eine breite Unterstützung, was Experimente, Ausstattung, Datenanalyse und Datenmanagement anbelangt. Auch Industrieunternehmen sind involviert.
Ein besonderer Fokus des neuen EU-Projekts CALIPSOplus liegt auf den 13 jüngsten Mitgliedern der Europäischen Union. Um Wissenschaftlern in Mittel- und Osteuropa Wissen zu modernen Lichtquellen zu vermitteln und ihnen einen unkomplizierten Zugang zu den Anlagen zu ermöglichen, sind Besuche an Universitäten und spezielle Kurse geplant. „Das Gefälle zwischen Ost und West ist dramatisch“, erläutert der Physiker Manfred Helm. „Viele Institutionen gerade in Osteuropa haben schlicht keine Mittel, um die Reisekosten für ihre Wissenschaftler aufzubringen.“ CALIPSOplus will deshalb auch ein Manko überwinden, das viele Förderprojekte aufweisen. Nach Auslaufen der Förderung fehlt das Geld für Auslandsreisen und die begonnenen wissenschaftlichen Vorhaben ruhen auf unbestimmte Zeit.
Beschleunigertunnel des Europäischen Röntgenlasers XFEL in der Metropolregion Hamburg. Das HZDR baut hier derzeit die Helmholtz International Beamline for Extreme Fields auf. |
Foto: DESY |
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Weg zum Licht
Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt insgesamt eine große Rolle für das gerade angelaufene EU-Projekt. So sollen beispielsweise unerfahrene Wissenschaftler mit erfahrenen Nutzern von Lichtquellen auf Augenhöhe in kleinen Teams zusammenarbeiten. Als zentrale Plattform, die über die vierjährige Laufzeit hinaus Wirkung zeigen soll, bauen die insgesamt 19 Partner von CALIPSOplus den Internetauftritt von „Wayforlight“ aus. Dieser bildet die Basis für alle im Projekt enthaltenen Aktivitäten und Angebote. Die Plattform soll alle wichtigen Informationen über die Experimentierplätze an Europas Lichtquellen sowie über das Bewerbungsprozedere für Messzeiten zur Verfügung stellen.
„Wir erwarten zudem längerfristige Impulse für die Zeit nach 2020, indem wir alle bereits existierenden Programme und Aktivitäten rund um beschleunigerbasierte Lichtquellen hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit untersuchen“, so der Projektkoordinator Helm vom HZDR. Auch die Industrie wird von Europas Lichtquellen profitieren. So soll ein gemeinsam mit Industriepartnern aufgesetztes Forschungsprojekt ein Instrument entwickeln, das die Qualität von Spezialoptiken messen kann. Derzeit gibt es nämlich nur sehr wenige Firmen weltweit, die Spiegel für hochbrillante Röntgenquellen herstellen und deren Oberflächen-Qualität garantieren können. Auch sind neue Software-Lösungen gefragt, mit denen die teils riesigen Datenmengen, die bei Experimenten an Lichtquellen anfallen, gemanagt werden können. Nicht zuletzt steht das Thema einer effizienten Datenauswertung auf dem Programm von CALIPSOplus.
Europa hat die größte Dichte an Lichtquellen weltweit
Gerade in den letzten Jahren hat sich die Landkarte Europas mit neuen Standorten modernster Lichtquellen gefüllt. Um einige Beispiele zu nennen: das MAX IV-Labor an der schwedischen Universität Lund, der Freie-Elektronen-Laser FERMI am ELETTRA-Synchrotron im italienischen Triest und im spanischen Barcelona das ALBA-Synchrotron. Am Schweizer Paul Scherrer Institut wurde vor Kurzem der Röntgenlaser SwissFEL in Betrieb genommen und in Deutschland nimmt demnächst der weltstärkste Röntgenlaser European XFEL – bei beiden handelt es sich um Freie-Elektronen-Laser – in Hamburg die Arbeit auf; der dazugehörige Beschleuniger gehört zum Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY. Am Helmholtz-Zentrum Berlin wird derzeit das Synchrotorn BESSY II zum Variablen Pulslängen-Speicherring BESSY VSR ausgebaut, womit erstmals ein Speicherring zur Verfügung stehen wird, der kurze und lange Lichtpulse in einem einzigen Ring anbietet. Das HZDR selbst betreibt zwei Freie-Elektronen-Laser, allerdings nicht im Spektralbereich des Röntgenlichts, sondern im infraroten Bereich. Zudem können Forscher aus aller Welt das HZDR-eigene Strahlrohr ROBL an der Europäischen Synchrotron-Strahlungsquelle ESRF im französischen Grenoble nutzen.
Weitere Informationen zu CALIPSOplus:
Die Abkürzung steht für „Convenient Access to Light Sources Open to Innovation, Science and to the World“ ("Einfacher Zugang zu Lichtquellen – offen für Innovation, Wissenschaft und die Welt"). Die Fördersumme beträgt zehn Millionen Euro, die Projektdauer reicht von Mai 2017 bis April 2021. Die 19 Partner sind: Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), Stiftung Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, European X-ray Free-Electron Laser Facility GmbH in Hamburg, Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Paul Scherrer Institut (Schweiz), Ankara-Universität (Türkei), Aarhus-Universität (Dänemark), Consorcio para la Construccion, Equipamiento y Explotacion del Laboratorio de Luz de Sincrotron (Spanien), Centre Nacional de la Recherche Scientifique, Installation Europeenne de Rayonnement Synchrotron und Société Civile Synchrotron Soleil (Frankreich), Diamond Light Source (Großbritannien), ELETTRA – Sincrotrone Trieste SCPA und Istituto Nazionale di Fisica Nucleare (Italien), Lund-Universität (Schweden), Stichting Katholieke Universität (Niederlande), Jagiellonski-Universität (Polen) sowie Synchrotron-Light for Experimental Science and Applications in the Middle East – SESAME (Jordanien).
Die Koordination liegt beim HZDR.
Weitere Informationen:
Prof. Manfred Helm
Koordinator CALIPSOplus; Direktor am Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung am HZDR
Tel. +49 351 260 2260| E-Mail: m.helm@hzdr.de
Medienkontakt:
Christine Bohnet | Pressesprecherin und Leitung HZDR-Kommunikation
Tel. +49 351 260 2450 oder +49 160 969 288 56 | E-Mail: c.bohnet@hzdr.de
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf | Bautzner Landstr. 400 | 01328 Dresden