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Erneut in die Fabrik statt auf den Müll


Dieser Beitrag ist erschienen im HZDR-Magazin "Entdeckt" 2/2017.


Beim Müll soll die Entwicklung in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen: Gemäß diesem Ideal sollen alle Materialien, aus denen ein Produkt besteht, am Ende seiner Lebensdauer wiederverwertet werden. Aber es gibt noch viel zu tun, bis man so weit ist. Wie Untersuchungen zeigen, wären bei Elektronikschrott eine modulare Bauweise und geschickte Sortierung hilfreich, um kostbare Metalle zu recyceln.

Metallschrott ©Copyright: Lya_Cattel/ istock

Der Recycling-Anteil beim Elektronikschrott ist noch weit entfernt vom Ideal eines Stoffkreislaufs. Foto: Lya_Cattel/ istock Download

Ein Smartphone besitzt heutzutage fast jeder. Viele kaufen alle zwei bis drei Jahre ein neues. Oft liegt das alte dann noch jahrelang in der Schublade. Und wohin damit? Obwohl wertvolle Materialien in den Geräten stecken, vor allem seltene Metalle, werden viele Smartphones nur unzureichend recycelt. Manche landen gar illegaler Weise im Hausmüll.

Eigentlich wird in Deutschland eine Kreislaufwirtschaft angestrebt. Doch 2014 lag der Recycling-Anteil der eingesetzten Materialmenge erst bei 17 Prozent. Ähnlich beim Elektronikschrott zu dem Tablets, Laptops, PCs ebenso wie zahlreiche weitere Geräte aus unserem Alltag zählen: Von dem Ideal eines Stoffkreislaufs ist man noch sehr weit entfernt.

Ein Forschungsprojekt zu Smartphones zeigt exemplarisch die Chancen, aber auch die Grenzen der Kreislaufwirtschaft bei Elektronikgeräten. Geleitet hat es Markus Reuter, Direktor am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie. Zusammen mit seiner Kollegin Antoinette van Schaik von der niederländischen Einrichtung MARAS B.V. hat er die Recyclingfähigkeit von „Fairphone-2“ getestet. Dieses Modell der Firma „Fairphone“ ist speziell im Sinne einer transparenten Herstellung und für die Wiederverwertbarkeit konstruiert worden. Dazu haben es die Entwickler aus sieben Modulen aufgebaut.

2016 kam die Firma auf van Schaik und Reuter zu, weil sie sich für deren Simulationssoftware interessierte. Die kann nämlich die kompletten Pfade der Rohstoffe simulieren – inklusive Recycling-Prozess. Die Software findet für verschiedene Recycling-Methoden heraus, wie viel von welcher Substanz wiedergewonnen werden kann.

Modulare Bauweise optimal fürs Recycling

In der Studie haben die Forscher drei Recyclingwege getestet: Bei dem ersten wurde das Fairphone-2 eingeschmolzen, beim zweiten in seine Module zerlegt und beim dritten zerschreddert. „Das Recycling per Modulmethode schnitt am besten ab, wenn man insgesamt betrachtet die Verluste minimieren möchte“, fasst Markus Reuter die Ergebnisse zusammen. „Substanzen wie Gold, Kupfer, Silber, Kobalt, Nickel, Palladium, Platin, Gallium, Indium und Zink können demnach zum größten Teil wiederverwertet werden. Doch auch bei der Zerlegungsvariante ist die Wiedergewinnung vieler Substanzen limitiert – das gilt zum Beispiel für die Metalle Tantal und Wolfram.“

Die Crux bei Elektronikgeräten wie den Smartphones ist die enorm enge, chemische wie physikalische Verbindung der Rohstoffe. „Viele Teile sind miteinander verklebt, manche Substanzen werden aufgedampft, andere per Elektrolyse verbunden, wieder andere sind Legierungen“, erklärt Reuter. Das erschwert das Recycling enorm. Und selbst was technisch möglich ist, hat nicht immer Sinn. Bei manchen Metallen ist die Konzentration schlicht zu gering, als dass sich ein Recycling lohnen würde.

In derselben Studie wurde auch die Umweltwirkung der Recyclingmethoden für das Fairphone-2 getestet. Bewertet wurden neben der Materialverschwendung der Energiebedarf, die Klimabelastung und die Behandlung von Plastik, das wiederverwertet oder verbrannt werden kann. Bei diesem Test siegte ebenfalls die modulare Methode. Sie geht insofern als klare Empfehlung aus der Studie hervor.

Die Geschichte mit dem Fairphone-2 sei schon eine „super Sache“, sagt Christiane Schnepel, die das Fachgebiet Produktverantwortung im Umweltbundesamt (UBA) in Dessau leitet. Dabei werde die gesamte Lieferantenkette unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt, lobt die Ingenieurin. Schnepel gibt aber zu bedenken, dass man neben den Smartphones all die anderen Elektronikgeräte nicht vergessen dürfe, bei denen ähnliche Edel- und Sondermetalle verbaut sind.

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