INSIDER-Newsletter Ausgabe 03/2022, Mai/Juni

Sternenstaub im Klassenzimmer

Doktorand Dominik Koll besucht Deutsche Schule in Málaga

Mit seiner ansteckenden Begeisterung für Nukleare Astrophysik und Umweltphysik gewann Dominik Koll im November 2021 die Themenrunde „Teilchenphysik“ beim Online-Angebot „I’m a Scientist“. Damit hatte er 500 Euro für ein Projekt in der Wissenschaftskommunikation zu seiner freien Verfügung. Die zündende Idee, wie er sein Preisgeld investieren könnte, ließ nicht lange auf sich warten – sie flatterte nur einen Monat später in seinen Posteingang. Aber lesen Sie selbst, was der Doktorand vom Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung berichtet:

Foto: Dominik Koll und die 10. Klasse der Deutschen Schule in Málaga ©Copyright: Ute Winzer

Dominik Koll begeistert die 10. Klasse der Deutschen Schule in Málaga von seinem Forschungsthema.

Bild: Ute Winzer

Am 19. November 2021 ging die dritte Runde von „I’m a Scientist, Get me out of here“ zum Thema „Teilchenwelt“ zu Ende und es wurde klar: Die Schülerinnen und Schüler haben in der Abstimmung zum Lieblingswissenschaftler für mich gestimmt. Ich habe mich über diese Auszeichnung sehr gefreut. Für mich war es selbstverständlich, dass ich das Preisgeld dazu nutzen möchte, den Schülerinnen und Schülern etwas zurückzugeben. Mein Plan war es, an eine Schule zu reisen, um dort für die Wissenschaft zu begeistern.

Ich war sehr überrascht als ich am 19. Dezember 2021, genau einen Monat später und kurz vor Weihnachten, eine E-Mail aus Spanien in meinem Postfach fand. Ute Winzer, Physiklehrerin an der Deutschen Schule Málaga, welche mit mehreren Klassen sehr zahlreich bei „I‘m a Scientist“ vertreten war, wurde im Unterricht der elften Klasse von den Schülerinnen und Schülern ermuntert, mich anzuschreiben. Eine Schülerin hatte eigenständig meine E-Mail im Internet herausgesucht. Sie würden sich sehr freuen, wenn ich sie an ihrer Schule besuchen könnte. Sie möchten mehr über meine Forschung, das Leben als Physiker und das Studium aus erster Hand erfahren. Ich war sofort Feuer und Flamme.

Mit großer Unterstützung und Gastfreundschaft der Schule und dem Preisgeld von „I‘m a Scientist“ war es mir möglich, in der Woche vom 2. bis zum 5. Mai 2022 nach Málaga in Spanien zu reisen. Ich wurde sofort sehr herzlich von den Lehrerinnen und Lehrern und den Schülerinnen und Schülern aufgenommen. Ich hielt für das jeweilige Alter der Schülerinnen und Schüler angepasste Vorträge in den Klassenstufen 7 bis 12, mit der Besonderheit, dass es für die zwölfte Klasse die letzte Physikstunde ihrer Schullaufbahn war.

Foto: Dominik Koll und Schüler mit Tiefseeknolle ©Copyright: Ute Winzer

Die Schüler bestaunen eine Millionen Jahre alte Tiefseeknolle.

Bild: Ute Winzer

Das Interesse war riesig. Was mich sehr beeindruckt hat, waren die Disziplin und die Neugier aller Klassenstufen. Fragen über das Universum, Sterne, Schwarze Löcher und vieles mehr kamen schon von den jüngsten Schülerinnen und Schülern, welche erst mit dem Physikunterricht in diesem Jahr begonnen hatten. Die vielen persönlichen Gespräche – auch außerhalb des Klassenzimmers – untermalten meinen Eindruck, dass dieser Besuch für die Jugendlichen wie auch für mich eine wertvolle Erfahrung ist. Die wichtigste Botschaft für die Schülerinnen und Schüler kam in jedem Vortrag und jeder Diskussion zur Sprache: Jeder kann Naturwissenschaften studieren, man braucht kein Grundwissen aus der Schule und man muss nicht zwingend sehr gute Noten in der Schule gehabt haben. Man muss nur motiviert sein und Interesse haben zu verstehen und zu hinterfragen.

Dieser Besuch hat mir auch wieder gezeigt, dass ich nicht nur einen Job habe, sondern meinem Traumberuf nachgehe. Die begeisterten Jugendlichen, die vielen Fragen und das generelle Interesse an Physik und Forschung waren für mich ein besonderes Erlebnis. Ich möchte den Jugendlichen, den Lehrkräften, der Deutschen Schule Málaga und nicht zuletzt „I‘m a Scientist“ danken, dass ich die Möglichkeit hatte, diese wundervolle Woche in Málaga zu verbringen.

Autor: Dominik Koll 


Neben dem HZDR ist Dominik Koll auch an der TU Dresden und der Australian National University in Canberra als Doktorand tätig. In seiner Forschung sucht er mithilfe von Beschleuniger-Massenspektrometrie nach Überresten von Sternenexplosionen, die sich in der Form radioaktiver Isotope in Umweltproben wie antarktischem Schnee oder Mondgestein nachweisen lassen. Wie das funktioniert, erklärt Koll in diesem Video auf YouTube.