Pressemitteilung vom 2. Juni 2022

Verbesserung der Effizienz bei der Rohstofferkundung in Europa

Europäisches Projekt VECTOR zur Verbesserung der Rohstofferkundung und des Bergbaus mit dem Schwerpunkt auf evidenzbasiertem und frei zugänglichem Wissen, das wissenschaftliche und soziale Gesichtspunkte integriert

Aktuell importiert Europa die meisten seiner Rohstoffe, die es für erneuerbare Energien und digitale Technologien benötigt. Und das, obwohl Europa über eigene wichtige Rohstoffvorkommen verfügt. Eine Steigerung der heimischen Produktion würde dazu beitragen, strategische und industrielle Wertschöpfungsketten zu sichern. Das neue Horizon Europe Projekt VECTOR wird vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) koordiniert und umfasst 18 Partner aus sieben Ländern. Ziel der VECTOR-Partner ist es, die Akzeptanz und Effizienz der Erkundung in Europa durch die Entwicklung neuer Technologien und Explorationsmodelle zu verbessern und allen Beteiligten Leitlinien für eine nachhaltigere Rohstoffbeschaffung an die Hand zu geben. Die EU und das Vereinigte Königreich investieren in den nächsten drei Jahren 7,5 Millionen Euro, um die Rohstoffversorgung Europas zu verbessern.

Foto: grafische Darstellung Projekt VECTOR ©Copyright: HZDR/Scienseed

Das übergeordnete Ziel von VECTOR ist es, evidenzbasiertes und frei zugängliches Wissen zu liefern, das die wissenschaftlichen und sozialen Gesichtspunkte zu einer verbesserten Rohstofferkundung und -gewinnung integriert. Eines der wichtigsten Instrumente zur Erreichung dieses Ziels, ist die auf maschinellem Lernen basierende Integration von weniger invasiven geologischen, geochemischen und geophysikalischen Messungen.

Bild: HZDR/Scienseed

Download

Hochmoderne Technologien, die z. B. in Elektroautos, Windturbinen und in der Hardware informationsverarbeitender Geräte stecken, sind für die grüne und digitale Wende von entscheidender Bedeutung - aber sie sind auch sehr rohstoffintensiv. Die EU importiert 80 % ihrer Industrierohstoffe, die für die Herstellung dieser Technologien erforderlich sind. Nur 1 % der für die Windenergie benötigten Rohstoffe und 2 % der 44 in der Robotik verwendeten Rohstoffe werden derzeit in der EU produziert. Diese Abhängigkeit von Nicht-EU-Ländern macht die industriellen und strategischen Versorgungsketten Europas sehr anfällig für Störungen. Um dies zu überwinden, muss Europa seine eigene Wertschöpfungskette verbessern.

Umweltfreundliche und minimalinvasive Explorationsmethoden sind erforderlich

Recycling und Wiederverwendung von Metallen nehmen zu, aber um Rohstoffe in die zirkuläre Wertschöpfungskette der Zukunft einzubringen, ist weiterhin Bergbau nötig. Ein Bericht der Europäischen Kommission über kritische Rohstoffe empfiehlt, den Abbau von Schlüsselrohstoffen in der EU zu verstärken. Dr. Richard Gloaguen, Projektkoordinator am HIF, erklärt: "Europa verfügt über ein beträchtliches Rohstoffpotenzial, aber die Entwicklung wird durch das Fehlen nachhaltiger, schonender Explorationsmethoden und durch den gesellschaftlichen Widerstand gegen Rohstoffprojekte eingeschränkt. Es besteht daher ein dringender Bedarf an umweltfreundlichen und minimalinvasiven Explorationsmethoden, um neue Lagerstätten zu identifizieren. Mit VECTOR werden wir neue Erkenntnisse über diese technischen und sozialen Hindernisse gewinnen, um das Rohstoffpotenzial Europas zu erschließen und die Widerstandsfähigkeit der EU-Rohstoffversorgungsketten zu verbessern."

Integration eines stärker auf den Menschen ausgerichteten Ansatzes und Einbeziehung aller Beteiligten

Um die bekannten Hindernisse für die Rohstofferkundung und den Abbau zu überwinden, müssen alle betroffenen Parteien gehört und einbezogen werden. Deshalb besteht das übergeordnete Ziel von VECTOR darin, evidenzbasiertes und frei zugängliches Wissen bereitzustellen, das die wissenschaftlichen und sozialen Aspekte der Rohstofferkundung und des Bergbaus integriert. Um dies zu erreichen, werden drei Schwerpunkte untersucht:

1. Die Entwicklung eines geologischen Vorhersage-Toolkits, das auf weniger invasiven geologischen, geochemischen und geophysikalischen Messungen basiert: Dabei handelt es sich um einen völlig neuen Arbeitsablauf, der maschinelles Lernen nutzt. Diese Herangehensweise wird in drei europäischen Sedimentbecken validiert und weltweit übertragbar sein.

2. Eine Studie zur sozialen Akzeptanz, die erstmalig Parameter ermittelt, auf die sich die europäische Öffentlichkeit beruft, wenn sie über die Erschließung von Rohstoffen entscheidet. Das Ergebnis ist ein Index der sozialen Akzeptanz und ein neuer Wissensfundus, der die verschiedenen wertebasierten Perspektiven widerspiegelt.

3. Die Entwicklung eines integrierten Toolkits, bestehend aus einer einzigartigen, verteilten, multimodalen, selbstlernenden und interaktiven Plattform. Dabei werden sowohl das geologische Explorationspotenzial als auch sozioökonomische Faktoren berücksichtigt, um zu einer Bewertung der Regionen zu gelangen, die sich besser für die Exploration und gegebenenfalls für den Abbau eignen.

Das HIF als Projektkoordinator wird sich auf den Aspekt der Datenintegration und des maschinellen Lernens konzentrieren, um innovative, quelloffene 3D-Modellierungsmethoden auf der Grundlage von Geologie, Geochemie und Geophysik zu entwickeln. "Mit den 3D-Modellen werden wir verbesserte Pläne zu Mineralvorkommen erstellen, um die Mineralisierungspfade genauer zu definieren. Und wir werden interaktive Karten mit den wichtigsten Parameter erstellen, die die soziale Akzeptanz beeinflussen. Darüber hinaus wird das HIF eine interaktive Plattform für die Visualisierung integrierter Geo- und Sozialdaten schaffen, um sowohl die Entscheidungsfindung als auch die Ausbildung von politischen Entscheidungsträgern, der Industrie und der Öffentlichkeit zu unterstützen. Die Ergebnisse werden über eine webbasierte Schnittstelle frei zugänglich sein, die die evidenzbasierte Entscheidungsfindung sowie die Rahmenklassifikation für Ressourcen der Vereinten Nationen und das Ressourcenmanagementsystem der Vereinten Nationen unterstützen soll", skizziert Dr. Gloaguen die HIF-Forschungsarbeit.

Der Nutzen von VECTOR für die Gesellschaft in Europa

Das VECTOR-Projekt basiert auf der Prämisse, dass jedes nachhaltige menschliche Handeln eine Minimierung der ökologischen und sozialen Kosten einschließt und alle Beteiligten in die Entscheidungsprozesse einbezieht. Die Identifizierung von Möglichkeiten für die heimische Rohstoffversorgung würde dazu beitragen, strategische und industrielle Wertschöpfungsketten zu sichern. Es würde eine beträchtliche Anzahl qualifizierter, gut bezahlter Arbeitsplätze schaffen, die das Wirtschaftswachstum fördern, auch in ländlichen und weniger entwickelten Gebieten. Und der Rohstoffabbau entspräche den strengen Umwelt- und Sozialstandards der EU.

Foto: Project Partners VECTOR ©Copyright: HZDR/HIF

Die 18 Projektpartner von VECTOR wollen die Akzeptanz der Rohstofferkundung verbessern und die Effizienz der Exploration in Europa steigern.

Die VECTOR Partner:


Weitere Informationen:

Foto: Logo Projekt VECTOR ©Copyright: HZDR/VECTOR

Dr. Richard Gloaguen | Abteilungsleiter Erkundung | Projektkoordinator
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie am HZDR
Tel.: +49 351 260 4424 | E-Mail: r.gloaguen@hzdr.de

Medienkontakt:

Anne-Kristin Jentzsch | Pressereferentin
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie am HZDR
Tel.: +49 351 260 4429 | E-Mail: a.jentzsch@hzdr.de