Dr. Natalia Mayordomo Herranz
Leiterin "TecRad" Wechselwirkung von Technetium mit Mikroorganismen, Metaboliten und an Mineral-Wasser-Grenzflächen - Radioökologische Betrachtungen
Dr. Natalia Mayordomo Herranz
Bild: HZDR / Marcos Martínez Moreno
Was ist für dich das Besondere an deinem Beruf? Was begeistert dich daran?
Derzeit leite ich eine Nachwuchsgruppe am Institut für Ressourcenökologie (IRE). Mein Team untersucht die Wechselwirkung von Technetium, einem Radioelement, mit Komponenten in der Umwelt, z. B. Mineralien, Mikroorganismen und Stoffwechselprodukten. Technetium ist von besonderer Bedeutung, da eines seiner Isotope (99Tc) bei der Kernspaltung entsteht und der Zerfall des für die Radiodiagnose am häufigsten verwendeten Radioisotops ist. Daher kann 99Tc aus verschiedenen Quellen in die Umwelt emittiert werden, zum Beispiel aus der Kernkraftproduktion, der Detonation von Kernwaffen und/oder aus Krankenhäusern. Mein Team untersucht nicht nur, wie die Migration von Tc durch die Verwendung allgegenwärtiger Materialien auf makroskopischer Ebene verhindert werden kann, sondern auch, welche Mechanismen hinter dieser Wechselwirkung stehen. Unsere Forschung trägt dazu bei, das Gesamtverhalten von Tc in der Umwelt vom molekularen bis zum größeren Maßstab zu bewerten und sowohl wissenschaftliche als auch angewandte technologische Fragen wie die Entsorgung von Nuklearabfall oder Sanierungsstrategien zu beantworten.
Darüber hinaus halte ich Vorlesungen an der Technischen Universität Dresden (TUD), insbesondere den Kurs Radioökologie, der Teil des Masterstudiengangs Chemie ist.
Diese Arbeit ist für mich in vielerlei Hinsicht sehr interessant. Was die Forschung betrifft, so mag ich es, neue Methoden zu erlernen, auf dem neuesten Stand der Technik in diesem Bereich zu sein, die Herausforderungen des Laboralltags zu meistern und Wissenslücken zu schließen. Aus der Sicht der Betreuerin sehe ich in der Lehre gern den Lernweg der jungen Generation, diskutiere ihre Probleme und unterstütze sie dabei, während ihres Studiums ihre Chancen optimal zu nutzen Aus der Leitungsperspektive bin ich gerne an Entscheidungsprozessen, Strukturentscheidungen und Diskussionen über die Strategie des Instituts beteiligt.
Was war dein Entscheidungsmoment für die Wissenschaft?
Seit meiner Kindheit wollte ich Chemie studieren und Lehrerin werden. Dies änderte sich während meines Lizentiatsstudiums in Spanien (ähnlich dem deutschen Diplom), als ich die Möglichkeit bekam, in der Abteilung für anorganische Chemie zu arbeiten und in den Sommern „zum Spaß“ zu forschen. Seitdem habe ich meine Karriere immer in Richtung Wissenschaft gelenkt. Die Wissenschaft bietet alle Zutaten für eine interessante und erfüllende Arbeit: neue Erkenntnisse, das Experimentieren, wissenschaftlichen Fragen auf den Grund gehen, um eine anfängliche Hypothese mit Beweisen zu untermauern. Für mich ist die Wissenschaft wie das Zusammensetzen von Puzzleteilen, und das macht mir sehr viel Spaß.
Wer oder was hat dich in deiner Karriere besonders gefördert?
Ich hatte das Glück, dass mich viele Menschen in meiner Karriere ermutigt haben. Zunächst haben mich meine Familie und meine Freunde immer unterstützt und Verständnis gezeigt - auch in schwierigen Zeiten. Ermutigt haben mich auch meine ehemaligen Professorinnen und Professoren sowie Forschungsstipendiaten an der Universidad de Alcalá in Spanien. Auch meine Doktormutter bei Ciemat, Úrsula Alonso, hat mich immer motiviert, mein Promotionsstudium optimal zu nutzen. In meiner Postdoc-Phase schließlich haben mich meine IRE-Kollegen, Thorsten Stumpf (IRE-Direktor) und das Arbeitsumfeld unterstützt. Vor allem eine Person war für mich sehr wichtig: Katharina Müller (Abteilungsleiterin am IRE). Seit ich am HZDR arbeite, hat sie mich inspiriert und unterstützt, um Schritt für Schritt in meiner Karriere voranzukommen.
Ansporn und Belohnung zugleich waren auch die kleinen und großen Erfolge, die sich über die Jahre einstellten: Ganz am Anfang war es die Einwerbung von Forschungsgeldern, dann kam die Veröffentlichung von Artikeln, die Einwerbung eigener Projekte, die Betreuung von Studierenden und die Beobachtung ihrer Erfolge. Letzteres ist eine extreme Ermutigung.
Was ist deiner Meinung nach nötig, um mehr junge Frauen für die Wissenschaft zu begeistern?
Ich denke, dass gesellschaftliche Veränderungen in einem sehr frühen Stadium des Lebens von Frauen stattfinden müssen. Es ist notwendig, Mädchen ohne Vorurteile und Einschränkungen in Bezug auf ihre Interessen zu erziehen. Wahrscheinlich wäre es notwendig, mädchenorientierte Wissenschaftscamps an Schulen und Gymnasien zu fördern, Stipendien für die Durchführung wissenschaftlicher Arbeiten an Universitäten anzubieten, mehr öffentliche Seminare zu organisieren, um die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen zu erhöhen, und karriereorientierte Mentorenschaften für Frauen anzubieten - gern noch mehr als die bereits bestehenden. Meiner Meinung nach ist die Kluft zwischen den Geschlechtern in Deutschland nicht so extrem - zumindest in dem Forschungsbereich, in dem ich arbeite -, aber leider gibt es große Unterschiede in eher technischen Berufen.
Welche Ziele oder Wünsche hast du für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass meine Teammitglieder eine erfolgreiche Karriere haben und dass wir unsere Meilensteine in unserer jungen Forschungsgruppe erreichen. Außerdem ist es eines meiner Ziele, mich an der TUD zu habilitieren. Und vielleicht werde ich eines Tages Professorin.