Nachricht vom 5. Juni 2025
HZDR-Preise 2024: Auszeichnungen für Spitzenforschung, Transfer und Nachwuchs
Ob neuartige Werkstoffe oder Trägheitsfusion – die Erforschung warmer dichter Materie verspricht viele nutzbringende Anwendungen. Doch diesen Materiezustand zu untersuchen ist herausfordernd: unter anderem aufgrund der vorherrschenden hohen Temperaturen und Drücke sowie der extrem kurzen Zeit, für die er aktuell experimentell erzeugt werden kann. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) zeigte eine mathematische Lösung auf, die die Experimente deutlich vereinfacht. Für diesen Durchbruch wurde das Team um Dr. Tobias Dornheim, Dr. Maximilian Böhme, Dr. Zhandos Moldabekov und Dr. Jan Vorberger am 5. Juni 2025 mit dem HZDR-Forschungspreis geehrt. Während der Festveranstaltung überreichte der Vorstand des HZDR zudem Preise in den Kategorien Technologie, Transfer, Promotion und Kommunikation.
Verleihung der HZDR-Preise am 5. Juni 2025: Dr. Diana Stiller, Christian Christesen, Dr. Tobias Dornheim, Dr. Rui Xu, Dr. Tetiana Voitsekhivska, Dr. Denys Makarov, Lin Guo, Dr. Stephan Hilpmann, Dr. Laura Tusa, Dr. Zhandos Moldabekov, Dr. Jan Vorberger, Dr. Santiago Andrés Brühlmann, Dr. Satayam Kar, Prof. Sebastian M. Schmidt (v. l.)
Bild: A. Wirsig / HZDR
Die vier Wissenschaftler erhalten den Forschungspreis, der am HZDR einmal jährlich für herausragende Arbeiten verliehen wird, vor allem für den enormen Fortschritt, den ihr Rechenansatz für Experimente mit warmer dichter Materie bedeutet. Warme dichte Materie, die in der Natur in massiven Himmelskörpern wie Sternen und Planeten vorkommt, kann auf der Erde nur in Speziallaboren mit Hilfe kräftiger Laserblitze für Bruchteile von Sekunden erzeugt werden. Die Auswertung dieses sehr kurzen Zeitintervalls lief bislang über komplizierte Simulationen an Höchstleistungsrechnern. Dank der neuen Methode, die auf dem mathematischen Verfahren der Laplace-Transformation basiert, lässt sie sich nun unmittelbar aus der Messung ableiten. Damit reduziert sich der Aufwand der Experimente um ein Vielfaches.
Große Versuchsanlagen wie das Lawrence Livermore National Laboratory in den USA und das European XFEL in Schenefeld bei Hamburg setzen das Verfahren bereits ein. Der hohe Stellenwert der Forschung zeigt sich auch anhand der weiteren Auszeichnungen, die das Team erhalten hat: So gewann Tobias Dornheim einen der begehrten ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (European Research Council/ERC) und wurde von der TU Breslau mit dem Lem-Forschungspreis der Hochschule geehrt. All dies würdigte Prof. Thomas Kühne, Direktor des Center for Advanced Systems Understanding (CASUS) am HZDR, in seiner Laudatio. Der Erfolg ist auch das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen Forscher*innen des CASUS und des HZDR-Instituts für Strahlenphysik.
Ausgezeichnete Anwendungen: Funktionales Polymer und innovative Rohstofferkundung
Über den Technologiepreis freuten sich Dr. Rui Xu, Dr. Denys Makarov, Dr. Tetiana Voitsekhivska und Lin Guo vom Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung. Das Team des Helmholtz Innovation Labs FlexiSens hat ein elektrisch leitfähiges Polymer für medizinische Prothesen entwickelt, mit dem sich Touchscreens von Handys und anderen mobilen Endgeräten problemlos bedienen lassen. Dies war mit konventionellen Prothesen zuvor nicht möglich. Die Technologie konnte patentiert und erfolgreich in die Anwendung überführt werden. Auf verschiedenen Fachmessen gelang es FlexiSens, potentielle Industriepartner von dem stromleitenden Material zu überzeugen.
Für den erfolgreichen Forschungstransfer von der Idee zum fertigen Produkt steht auch die TheiaX GmbH, die mit dem HZDR-Transferpreis ausgezeichnet wurde. Das vor vier Jahren am HZDR gegründete Start-up bietet Dienstleistungen rund um die umweltschonende Erkundung von Rohstoffen an, die für die Energiewende dringend benötigt werden. Dabei kommen hochsensible Hyperspektralkameras zum Einsatz, die die nicht-invasive Exploration aus der Ferne ermöglichen. Das Unternehmen wirtschaftet inzwischen profitabel und konnte zwölf Arbeitsplätze am Standort in Freiberg schaffen. Der Preis ging an Dr. Richard Gloaguen, Dr. Sandra Lorenz, Dr. Laura Tusa, Dr. Isabel Cecilia Contreras Acosta und Christian Christesen (alle Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie und TheiaX GmbH).
Beste Promotionsleistungen aus Ressourcenökologie, Radiopharmazie und Materialforschung
Mit den Promotionspreisen wurden in diesem Jahr Nachwuchswissenschaftler aus allen drei Forschungsbereichen des HZDR – Energie, Gesundheit und Materie ausgezeichnet:
- Dr. Stephan Hilpmann vom Institut für Ressourcenökologie für seine Promotion über die Wechselwirkung eines tongesteinsrelevanten Mikroorganismus mit Uran und Europium
- Dr. Santiago Andrés Brühlmann vom Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung für seine Promotion über Process Engineering and Radiochemical Development of the Cyclotron-based Production of Theranostic Radiometals
- Dr. Satayam Kar vom Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung für seine Promotion über Size Effects in Epitaxially Grown Ni-Mn-Ga-based Films
Der HZDR-Kommunikationspreis, gestiftet vom Förderverein des HZDR, ging an Dr. Max Sieger vom Institut für Fluiddynamik. Sieger machte sich in besonderer Weise um die Heranführung von Schüler*innen an eine Karriere in der Wissenschaft verdient. Er warb an Schulen in der Region aktiv für die Förderung der naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung und betreute zudem mehrere Praktika im Wettbewerb „Jugend forscht“ – darunter einen ersten Preis im Regionalwettbewerb und einen Sonderpreis der Gesellschaft für zerstörungsfreie Prüfung. Für das HZDR gewann er zudem den „Best Supervision Award“ von „Jugend forscht“.
Im Zuge der Preisverleihung fand erneut eine Graduiertenfeier statt, bei der alle Nachwuchs-Wissenschaftler*innen geehrt wurden, die im vergangenen Jahr am HZDR promoviert haben. Neben einer Urkunde und einem Doktorhut im HZDR-Look freuten sich die Promovierten über die Glückwünsche von Prof. Klaus-Dieter Barbknecht, Rektor der TU Bergakademie Freiberg, der diesmal das Grußwort hielt. Weitere Ehrengäste waren Prof. Ingo Gestring (HTW Dresden) und Prof. Michael Hübner (BTU Cottbus). Der Nachmittag klang schließlich bei einem stimmungsvollen Get-together – musikalisch begleitet durch das Irish-Folk-Duo „Jack & Queen“ – auf dem Campus Rossendorf aus.