Ionenstrahlphysik hilft Herzpatienten

Dresden, 02. April 2003. Die Arbeitsgruppe von Manfred Maitz vom Forschungszentrum Rossendorf betreibt über Fächergrenzen hinweg Forschungen zu Gefäßstents, Gefäßstützen aus Metall. Physikalisches, chemisches und medizinisches Expertenwissen ist gefragt, wenn es um die bessere Verträglichkeit der Gefäßstents für den menschlichen Körper geht und darum, eine zuverlässige Nachkontrolle für den Herzpatienten zu gewährleisten.

Der Mediziner Manfred Maitz wird aktuelle Forschungsergebnisse auf der diesjährigen Hannover-Messe vom 10. - 12. April am Stand M 16 in der Messehalle 18 vorstellen und an Modellen demonstrieren. Gefäßstents sind Drahtgeflechte, die häufig nach der Ballonaufweitung in verengte Arterien eingesetzt werden. Halsschlagadern werden mit Stents versorgt. Stents verhindern, dass sich die Arterie nach der Aufweitung wieder verengt. Die Drähte der Stents sind, im Fall von Herzgefäß-Stents, weniger als 0.1 mm dick. Üblicherweise sind sie aus medizinischem Stahl oder aus einer Nickel-Titan-Legierung gefertigt. Diese Metalle haben sehr gute technische Eigenschaften, biologisch sind sie jedoch nicht ideal und können zur Bildung von Blutgerinnseln und Reizungen der Gefäßwand führen.

Manfred Maitz erforscht derzeit intensiv die Verträglichkeit der Stentoberflächen für das Blut und die umgebende Gefäßwand. Er greift auf Methoden zurück, die in der Halbleiterphysik angewendet werden: Mit Hilfe beschleunigter Ionen, geladener Teilchen, wird die Materialoberfläche verändert, um die Bioverträglichkeit zu erhöhen. Es werden entweder fremde Elemente in die Oberfläche von Materialien eingebracht oder eine bioverträgliche Schicht auf der Oberfläche gebildet. Neueste Versuche der Arbeitsgruppe zeigen, dass durch die Auswahlvon geeigneten Schichten bzw. eingebrachten Elementen die Bildung gefährlicher Blutgerinnsel in vitro stark verringert werden kann.

Ein weiteres Ziel, den Stent der modernen bildgebenden Diagnostik besser zugänglich zu machen, wird ebenfalls mit Hilfe beschleunigter Ionen erreicht: Eine Schicht des röntgendichten Mettals Tantal wird auf den Stent aufgebracht. Dadurch kann die Röntgenabsorption der Drähte etwa verdoppelt werden. Das heisst, der Stent wird für den Röntgenschirm sichtbar gemacht. Tantal bildet auf der Oberfläche eine stabile Oxidschicht aus, für die auch eine gute Blutverträglichkeit gezeigt werden konnte.

Die Ionenstrahlphysik kann aber noch mehr: Gelegentlich werden hochwirksame Medikamente in einem Kunststoff eingeschlossen auf der Stent-Oberfläche aufgebracht, wo sie im Körper langsam freigesetzt werden und lokal wirksam sind. Durch Ionenbehandlung des Kunststoffs kann die Freisetzungs-Rate beinflusst und so den Anforderungen der Medizin besser angepasst werden.

Fachauskünfte: Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung, Tel.: 0351 260 - 2014

Information:

Im Forschungszentrum Rossendorf (FZR) wird moderne Wissenschaft vom naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt bis zur Vorbereitung für die technologisch-wirtschaftliche Anwendung betrieben. Im Mittelpunkt des Forschungsprogramms stehen Arbeiten zur Struktur der Materie, zu den Lebenswissenschaften sowie zu Umwelt und Sicherheit. Dazu werden die 5 Großgeräte betrieben, die auch anderen nationalen und internationalen Nutzern-Universitäten, Forschungsinstitutionen, Unternehmen der Wirtschaft-zur Verfügung gestellt werden. Eines der Geräte befindet sich in Grenoble/Frankreich, das sechstes Großgerät das Hochfeldlabor Dresden wird derzeit aufgebaut.
Das FZR ist mit ca. 600 Mitarbeitern das größte Institut der Leibniz-Gemeinschaft (www.wgl.de) und verfügt über ein jährliches Budget von knapp 60 Mill. Euro. Davon stammen 7,5 Mill. Euro aus nationalen und europäischen Förderprojekten sowie aus Verträgen mit der Industrie. Die insgesamt 80 Leibniz-Institute in Deutschland betreiben anwendungsorientierte Grundlagenforschung im gesamtstaatlichen Interesse und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.

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