Bakterien-Putzkolonne aus der Natur

Dresden, 27.März.2003. In den Bundesländern Sachsen und Thüringen wurden bis 1990 in großem Maßstab Uranerze gefördert. Die Hinterlassenschaften dieser Uranproduktionen - Halden, Schächte und Absetzanlagen - müssen heute in geeigneter Weise saniert werden, um eine erneute Nutzung der Flächen zu ermöglichen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei umweltgefährdenden Stoffen wie zum Beispiel dem radioaktiven und toxischen Element Uran, anderen toxischen Metallen oder Halbmetallen wie Nickel, Blei, und Arsen oder wassergefährdenden Stoffen wie Ölen, Fetten, Treibstoffen, und Säuren. Neben chemisch-technischen Verfahren zur Reinigung kontaminierter Wässer und Böden bietet die Radioökologie interessante Ansätze zur Lösung dieser Aufgaben.

Johannes Raff aus dem Institut für Radiochemie wählt folgenden Weg: Bakterien werden aus radionuklid- und schwermetallbelasteten Umgebungen isoliert. Diese Bakterien weisen zahlreiche Entgiftungsmechanismen und Überlebensstategien auf. So binden sie Schwermetalle und Radionuklide in großer Menge an ihrer Oberfläche, nehmen sie in die Zelle auf oder wandeln sie zu Mineralen oder anderen Verbindungen um. Durch die intensive Erforschung der spezifischen Anpassungsmechanismen der Bakterien an ihre Umwelt und damit der zu Grunde liegenden komplexen biochemischen Reaktionen ist die Entwicklung neuartinger Sanierungskonzepte auf mikrobiologischer Basis möglich.

Eine vielversprechende Variante ist die Nutzung des Bakteriums Bacillus sphaericus JG-A12, das in der Lage ist, neben Uran auch Kupfer, Blei, Aluminium und Cadmium in großen Mengen reversibel zu binden. Durch eine sogenannten Sol-Gel-Prozess kann ein bioaktiver Verbundwerkstoff aus Bakterien und einer porösen Silikatmatrix gewonnen werden. Über dieses Verfahren lässt sich eine breite Palette an verschiedenen biologischen Keramiken (Biocere) herstellen, die als Filtermaterial in Form von Partikeln oder dünnen Schichten maßgeschneidert und bedarfsgerecht für verschiedenste Reinigungsverfahren eingesetzt werden können. Die beladenen Filter können über einen einfachen Waschschritt regeneriert und somit mehrfach wiederverwendet werden.

Johannes Raff und Sabine Matys werden über Anwendungsmöglichkeiten der Bio-Filter auf der Hannovermesse informieren: 7.- 12.April, Messehalle 18, Stand M 16.

Information:

Im Forschungszentrum Rossendorf (FZR) wird moderne Wissenschaft vom naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt bis zur Vorbereitung für die technologisch-wirtschaftliche Anwendung betrieben. Im Mittelpunkt des Forschungsprogramms stehen Arbeiten zur Struktur der Materie, zu den Lebenswissenschaften sowie zu Umwelt und Sicherheit. Dazu werden die 5 Großgeräte betrieben, die auch anderen nationalen und internationalen Nutzern - Universitäten, Forschungsinstitutionen, Unternehmen der Wirtschaft - zur Verfügung gestellt werden. Eines der Geräte befindet sich in Grenoble/Frankreich, das sechstes Großgerät das Hochfeldlabor Dresden, wird derzeit aufgebaut.
Das FZR ist mit ca. 600 Mitarbeitern das größte Institut der Leibniz-Gemeinschaft (www.wgl.de) und verfügt über ein jährliches Budget von knapp 60 Mill. Euro. Davon stammen 7,5 Mill. Euro aus nationalen und europäischen Förderprojekten sowie aus Verträgen mit der Industrie. Die insgesamt 80 Leibniz-Institute in Deutschland betreiben anwendungsorientierte Grundlagenforschung im gesamtstaatlichen Interesse und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.

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