Mit Magnetfeldern heiße Schmelzen rühren

Die DFG hat in ihrer Sitzung am 16./17.11 2004 den SFB 609 „Elektromagnetische Strömungsbeeinflussung in Metallurgie, Kristallzüchtung und Elektrochemie“ um weitere 4 Jahre verlängert. Die neue Fördersumme von mehr als 6 Mill. Euro fließt an die TU Dresden, das FZR, die TU BA Freiberg, das IFW, das mpipks und das Fraunhofer-IWS. Der SFB zählt zu den größten in Deutschland und bündelt das in der Region vorhandene Know-how zur Strömungsbeeinflussung durch Magnetfelder auf vorbildliche Weise.

Gemeinsame Pressemitteilung der TU Dresden und des Forschungszentrums Rossendorf

Dresden, 22. November 2004. Grundlage für die weitere Förderung durch die DFG war das Ergebnis einer Begutachtung durch eine Expertenkommission. Diese bescheinigte dem 2002 installierten Sonderforschungsbereich exzellente Forschungsergebnisse und ein hervorragend ausgearbeitetes Forschungsprogramm bis zum Jahr 2008. Sprecher des SFB 609 ist Prof. Dr.-Ing. Roger Grundmann, der die Professur für Thermofluiddynamik/Angewandte Aerodynamik im Institut für Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Dresden innehat. Mit zielgerichteter Grundlagenforschung kann der Weg in die angewandte Entwicklung der Industrie beschritten werden. Hier in dem SFB 609 sind es die maßgeschneiderten elektromagnetischen Volumenkräfte, die berührungsfrei in den Schmelztiegel von Metallen, in den Prozess der Kristallzüchtung und in die Verfahren der Elektrochemie eingreifen können. Diese Beeinflussung hat nicht nur eine Kontrollfunktion, denn sie verändert das elektrisch leitfähige Fluid in seinem Verlauf, sondern langfristig gesehen entstehen daraus Optimierungsverfahren, die diesen Verlauf in einer gewünschten Weise ausrichten. Weiterhin bietet sich die Möglichkeit inverser Strategien an, um z. B. aus den entstehenden elektromagnetischen Feldlinien der induzierten Strömungsbewegung die Strömungsgeschwindigkeit des Fluids zu bestimmen. Fast alle im SFB 609 behandelten Fluide sind chemisch aggressiv, sehr heiß oder undurchsichtig, weshalb kaum eine Messsonde solch einer Umgebung standhalten kann. Neue Techniken erschließen neue Einsatzgebiete und umgekehrt.

Der fachübergreifend angelegte Sonderforschungsbereich ist in insgesamt 17 Projekte unterteilt. Das Forschungszentrum Rossendorf (FZR) als der wichtigste außeruniversitäre Partner der TU Dresden ist an 8 Projekten beteiligt und bearbeitet 5 davon führend. Die Magnetofluiddynamik (MFD), also die Beeinflussung von leitfähigen Flüssigkeiten durch Magnetfelder, ist das Spezialgebiet von Dr. Gunter Gerbeth, stellvertretender Sprecher des SFB und Abteilungsleiter im FZR. Er geht beispielsweise der Fragestellung nach, wie man heiße Schmelzen in Geschwindigkeit und Richtung durch äußere Magnetfelder verändern kann. Neben Metallschmelzen können auch Halbleiterschmelzen oder Elektrolyte wie z.B. Meerwasser, also alle elektrisch leitfähigen Flüssigkeiten, gezielt und kontaktlos durch Magnetfelder kontrolliert werden. Spezialisiert haben sich die Rossendorfer MFD-Experten in den letzten Jahren einerseits auf die Messtechnik und die Beeinflussung der Strömung durch maßgeschneiderte Magnetfelder und andererseits auf die Berechnung von Strömungen unter dem Einfluss solcher Magnetfelder. Erst jüngst wurde ein Messverfahren zur völlig kontaktlosen Bestimmung der Strömung in Schmelzen weltweit patentiert, wofür im Stahlguss oder in der Silizium-Einkristallzüchtung großer Bedarf besteht.

Oben: Übliche Umströmung ohne elektromagnetische Beeinflussung mit Ablösung von Strömungswirbeln an der Vorderkante; unten: Die elektromagnetischen Kräfte sind in der Lage, die Wirbelablösung zu unterdrücken und die Strömung an die Kontur des umströmten Körpers anzulegen.

Ansprechpartner an der Technischen Universität Dresden:
Prof. Dr. Roger Grundmann
Sprecher des SFB 609
Institut für Luft- und Raumfahrttechnik
Tel.: 0351 463 - 38086

Ansprechpartner im FZR:
Dr. Gunter Gerbeth
Institut für Sicherheitsforschung
Tel.: 0351 260 - 3484

Pressekontakt an der Technischen Universität Dresden:
Kim-Astrid Magister
Tel.: 0351 463 - 32398; Fax: 0351 463 - 37165

Pressekontakt im FZR:
Dr. Christine Bohnet
Tel.: 0351 260 2450; Fax: 0351 260 2700

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