Preisverleihung im Forschungszentrum Rossendorf

Am gestrigen Montag, 12. Dezember, wurden im Forschungszentrum Rossendorf (FZR) die beste Doktorarbeit, das herausragende Forschungsergebnis und die technologische Meisterleistung des Jahres 2005 prämiert.

Dresden, 13. Dezember 2005. Der Top-Wissenschaftler des Jahres 2005 ist Prof. Dr. Horst-Michael Prasser, der gestern den mit 1.600 Euro dotierten FZR-Forschungspreis für seine Arbeiten zu Zweiphasen-Strömungen entgegen nahm. Diesen Strömungen begegnet man im Alltag, z.B. beim Öffnen einer kohlensäurehaltigen Mineralwasserflasche, ebenso wie an Anlagen in der Chemie- und Energieindustrie. Die komplizierten Strömungsverhältnisse von Zweiphasen-Strömungen, also z. B. von Dampf und Wasser oder von Gas und Wasser, untersucht Prof. Prasser an der Großversuchsanlage TOPFLOW im Forschungszentrum Rossendorf, an deren Konzeption und Aufbau er maßgeblichen Anteil hat. Die Ergebnisse der Experimente an TOPFLOW dienen der verbesserten Strömungssimulation mit so genannten Computational Fluid Dynamic Codes (CFD-Codes). Diese Simulationen sind für Einphasen-Strömungen schon auf einem hohen Stand und werden genutzt, um z.B. die Aerodynamik von Fahrzeugen zu berechnen. Da Zweiphasen-Strömungen aber sehr viel komplexer sein können, sind hier neuartige Experimente nötig, um die Berechnungsverfahren zu entwickeln und zu überprüfen. Prof. Prasser und sein Team haben mit ihren innovativen experimentellen Methoden den Weg für eine neue Qualität der Simulation von Zweiphasenströmungen bereitet. Sie unterhalten auch enge Verbindungen zu einem der großen CFD-Entwickler, zur ANSYS Germany GmbH, um die Ergebnisse aus den Experimenten in den CFD-Code einzuarbeiten. Die solcherart verbesserten Berechnungsverfahren stehen so Anwendern beispielsweise in der Verfahrenschemie und in der Kerntechnik zeitnah zur Verfügung. Professor Prasser hat einen Ruf auf einen Lehrstuhl an der renommierten ETH Zürich erhalten.

Der FZR-Technologiepreis geht 2005 an ein Wissenschaftler- und Techniker-Team um Dr. Wolfgang Skorupa, Abteilungsleiter im Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung. Wolfgang Anwand, Dr. Dieter Panknin, Dr. Wolfgang Skorupa, Thomas Schumann und Dr. Matthias Voelskow entwickelten in Zusammenarbeit mit der FHR Anlagenbau GmbH und der nanoparc GmbH eine für den Industrieeinsatz geeignete Blitzlampen-Anlage, mit der in Bruchteilen einer Sekunde die Oberfläche eines Materials auf 2.000 Grad Celsius erhitzt werden kann. Dabei wird das Material lediglich an der Oberfläche erhitzt und nicht, wie bei anderen Blitzlampen-Verfahren, komplett durchgewärmt. So ist ein ultrakurzes Aufschmelzen beispielsweise auf Silizium, dem Ausgangsmaterial für Micro-Chips, möglich. In der Silizium-Chiptechnologie werden mit der fortschreitenden Miniaturisierung in den Nanometer-Bereich hinein immer kürzere Temperzeiten erforderlich, um die Umverteilung von Fremdatomen im Material zu minimieren. Die Möglichkeit, ultrakurze Wärmebehandlungen im Temperaturbereich bis zu 2.000°C durchzuführen, erschließt damit neue Möglichkeiten in der Nanotechnologie. Die Blitzlampen-Anlage des FZR stößt mittlerweile weltweit auf reges Interesse.

Den mit 1.100 Euro dotierten FZR-Doktorandenpreis erhielt Herr Dr. Eik Schiller für seine Entwicklung von Rhenium-188-Radiotherapeutika. Radioaktive Arzneimittel können in der Tumortherapie zur Diagnose oder in bestimmten Fällen auch zur Therapie eingesetzt werden. Für einen breiteren Einsatz von Radiotherapeutika sind neue radioaktive Arzneimittel für die so genannte Endoradionuklidtherapie zu entwickeln. Diese Therapieform basiert auf dem Einsatz eines Trägermoleküls, an das ein geeignetes Radionuklid gebunden ist. Das Trägermolekül soll im Körper den Tumor suchen und so das Radionuklid an die Stelle im Körperinneren transportieren, an der die freiwerdende Strahlendosis zum Absterben von Tumorzellen führen soll. Rhenium-188 eignet sich als Radionuklid für eine solche zielsuchende Verbindung, wenn es um große Tumore geht. Es muss aber sicher gestellt sein, dass die im Körperinneren wirksame Strahlendosis möglichst viele Tumorzellen und möglichst wenig gesunde Zellen abtötet. Dr. Eik Schiller hat sich mit der Verweildauer von Rhenium-188-Verbindungen in der Leber beschäftigt und konnte diese durch den Einbau einer Carboxylgruppe in die komplexe Molekül-Radionuklid-Verbindung erheblich reduzieren. Er hat seine Doktorarbeit an der TU Dresden im Juni 2005 mit dem Prädikat „magne cum laude“ abgeschlossen.

Die FZR-Preisträger 2005
Forschungspreis für Prof. Dr. Horst-Michael Prasser (2. v. re.);
Technologiepreis für Dr. Wolfgang Skorupa, Thomas Schumann, Dr. Matthias Voelskow, Dr. Dieter Panknin (v.l.n.r.);
Doktorandenpreis für Dr. Eik Schiller sowie Anerkennungspreise für die Doktorarbeiten für Dr. Anna Lehnert und Dr. Torsten Müller (4. v. re. sowie 3. und 1. v. re.)

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Dr. Christine Bohnet
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