Die Erholung der Talsperrenökosysteme von der atmosphärischen Versauerung 1. Trends ausgewählter chemischer Kriterien


Die Erholung der Talsperrenökosysteme von der atmosphärischen Versauerung 1. Trends ausgewählter chemischer Kriterien

Ulrich, K.-U.

Aufgrund des enormen Ausstoßes an Schwefeldioxid und Stickoxiden sowie des kalkarmen Grundgesteins von Erzgebirge und Vogtland litten zahlreiche sächsische Staugewässer spätestens seit Anfang der 1970er Jahre unter dem Phänomen der atmosphärischen Versauerung. Dies betraf auch einige Trinkwassertalsperren. Nach der Wiedervereinigung wurden weder Kosten noch Aufwand gescheut, um geeignete Technologien zur Aufbereitung des weichen, sauren Rohwassers zu entwickeln, die Wasserwerke zu modernisieren und auf die Einhaltung der geforderten Grenzwerte einzustellen. Innerhalb des letzten Jahrzehnts verringerten sich vor allem die Schwefeldioxid-Emissionen beträchtlich. Der Literatur zufolge gibt es große regionale Unterschiede bei der Erholung der Oberflächengewässer von der atmosphärischen Versauerung. Entsprechende Trends sind in einigen deutschen Mittelgebirgen oft nur schwach ausgeprägt oder überhaupt nicht nachweisbar. Dies begründet die Motivation, den Datenbestand der Landestalsperrenverwaltung Sachsen am Beispiel von sieben versauerten Talsperren und 22 Zuflüssen hinsichtlich der Trends ausgewählter wasserchemischer Parameter für 11 Jahre (1993-2003) statistisch mit dem Seasonal Kendall Test auszuwerten und zu vergleichen.
Der Vortrag stellt die wesentlichen Ergebnisse im Kontext mit der regionalen Entwicklung der Emissions- und Depositionssituation und vor dem Hintergrund der forstlichen Bodenschutzkalkung in Südsachsen dar. Als Hauptfaktor für den in 85% der untersuchten Gewässer signifikanten Konzentrationsrückgang von Protonen und Sulfat wird die Abnahme der Depositionsraten mindestens um Faktor 3 angesehen. In etwa 20% der Gewässer, bei denen die insgesamt applizierte Dolomitdosis im Einzugsgebiet 7 t ha-1 überschritt, fanden sich steigende Trends der Calcium- und/oder Magnesiumkonzentration, die jedoch nicht signifikant waren. Der direkte Beitrag der Bodenschutzkalkung zur Entsäuerung und nachhaltigen Erhöhung des Pufferungsvermögens der Oberflächengewässer wird als relativ gering eingeschätzt. Der starke Konzentrationsrückgang von Protonen und damit einhergehend von toxischen Aluminiumspezies bildet die Grundlage für eine Wiederbesiedelung der Gewässer durch säureempfindliche Organismen.

Keywords: acidification reversal; drinking-water reservoir; hydrochemistry; atmospheric emissions; acidic deposition; forest soil liming; sulfur; aluminum; recovery

  • Invited lecture (Conferences)
    Wassergüteberatung des Referats für Wassergütebewirtschaftung, 13.04.2005, Bad Gottleuba, Germany

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-7306