Beispielhafte Wasserkraftnutzung an der Saale: Entwicklung, Stand und Perspektiven


Beispielhafte Wasserkraftnutzung an der Saale: Entwicklung, Stand und Perspektiven

Rindelhardt, U.

Nach 1990 erlebte die Wasserkraftnutzung in Thüringen und Sachsen-Anhalt eine Renaissance. 20 neue WKA mit einer Leistung von mehr als 20 MW entstanden bisher an den vorhandenen Wehren mit teilweise interessanten technischen Lösungen. Die mögliche jährliche Stromerzeugung dieser Anlagen liegt bei 70 GWh. Die Kaplan-Turbine dominiert bei den Neubauten eindeutig, wobei sowohl Schacht- als auch Rohrturbinen zum Einsatz kommen. Technisch bemerkenswert sind die überströmten WKA in Jena sowie die PIT-Turbine in der mit 2 MW größten neu errichteten Anlage in Calbe. Nur an wenigen Anlagen ist noch Bedienungspersonal erforderlich, an einigen Standorten ist die Zukunft teils denkmalgeschützter, heute nicht mehr genutzte Gebäude offen.

Mit dem erreichten beachtlichen Stand ist das technische Wasserkraftpotenzial der Saale noch nicht erschöpft. Unterhalb der Saalekaskade hat die Saale in Thüringen insgesamt ein Gefälle von 110 m, und in Sachsen-Anhalt zwischen Bad Kösen und Calbe beträgt das Gefälle etwa 63 m. Die bisher genutzten Fallhöhen in den genannten Bereichen liegen bei 33 m in Thüringen und bei knapp 29 m in Sachsen-Anhalt. In Sachsen-Anhalt laufen derzeit Vorbereitungen zum Bau von weiteren WKA (etwa 4-5 MW) an bisher nicht bzw. nur zum Teil genutzten Wehren, wodurch sich die genutzte Fallhöhe um etwa 10 m erhöhen kann. Im Zusammenhang mit dem geplanten Bau des Tornitz-Kanals an der Saalemündung ist keine weitere Wasserkraftnutzung vorgesehen. In Thüringen ist die Perspektive wegen des erfolgten Rückbaus von 2 Wehren (Saalfeld und Kunitz) weniger günstig. Nur an 2 noch bestehenden Wehren ist eine Wasserkraftnutzung denkbar (etwa 0,5 MW).

Insgesamt sind die Rahmenbedingungen für den Wasserkraftausbau in Deutschland in den letzen Jahren deutlich ungünstiger geworden. Die EU-WRRL und ihre Untersetzung in nationalen Gesetzen bzw. Vorschriften führten praktisch zu einem Baustopp für neue Wehre sowie zu hohen Anforderungen an die Restwassermenge bei Ausleitungskraftwerken. Unter diesen Bedingungen ist ein weiterer Ausbau der Wasserkraftnutzung trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile und der jüngsten Modifizierungen im EEG kaum realisierbar.

Keywords: renewable energy; small hydro power

  • Lecture (Conference)
    Dresdner Wasserbaukolloquium 2009, 12.-13.03.2009, Dresden, Deutschland
  • Contribution to proceedings
    Dresdner Wasserbaukolloquium 2009, 12.-13.03.2009, Dresden, Deutschland
    Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen Heft 39: Wasserkraftnutzung im Zeichen des Klimawandels, Dresden: Selbstverlag TU Dresden, 978-3-86780-101-0, 163-172

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-11603