Deutsche Forschungskompetenz im europäischen Rahmen im Rohstoffbereich


Deutsche Forschungskompetenz im europäischen Rahmen im Rohstoffbereich

Köpf, H.; Gutzmer, J.; Klossek, A.

Eine der Grundbedingungen für den wirtschaftlichen Erfolg des produzierenden Sektors der Industrie ist die Verfügbarkeit von mineralischen und metallischen Rohstoffen.
Rohstoffe müssen nach den Erfordernissen der Industrie in adäquaten Mengen und zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen verfügbar sein. Dies wurde in den letzten Jahren durch Verwerfungen und Preisvolatilitäten auf den globalen Rohstoffmärkten – gefolgt von zum Teil sehr heftigen Reaktionen aus der betroffenen Industrie – eindringlich unterstrichen. Die Versorgung der Industrie mit mineralischen und metallischen Rohstoffen ist vollständig globalisiert, vielstufig und in vielen Fällen für den Endverbraucher intransparent. Dies gilt insbesondere für die Märkte der so genannten Hochtechnologiemetalle, die in der Regel ein sehr geringes globales Volumen erreichen, aber zeitgleich hochspezialisiert und vielgliedrig sind.
Als dicht bevölkerter und hochindustrialisierter Kontinent ist Europa weitgehend abhängig von Rohstoffimporten. Diese Situation wird sich auch in absehbarer Zukunft nicht wesentlich verändern. Insbesondere gilt dies für die Bundesrepublik Deutschland. Als größte europäische Volkswirtschaft hat die Bundesrepublik Deutschland eine stark ausgeprägte industrielle Basis. Dies zieht einen hohen Rohstoffbedarf nach sich, welcher im Falle von Deutschland zusammentrifft mit einer weitgehend erodierten heimischen Metallerzbergbau- und Hüttenindustrie, sowie einer fast vollständig fehlenden Beteiligung deutscher Firmen an der globalen Rohstoffindustrie. Tatsächlich geriet die Forschung und Entwicklung zur Rohstoffversorgung, d.h. der Exploration, der Gewinnung und der Aufbereitung von Rohstoffen, seit Ende der 1980er Jahre zunehmend aus dem wirtschafts- wissenschaftspolitischen Fokus. Dies führte dazu, dass die Forschung und Entwicklung im akademischen Bereich und das Engagement von deutschen Industrieunternehmen in den relevanten Forschungsfeldern nahezu zum Erliegen kam [4].
Auf der anderen Seite hat die Bundesrepublik Deutschland den Anspruch, ein weltweit führender Hochtechnologiestandort zu sein – und verfolgt das Ziel, diese Position zu halten bzw. auszubauen. In der Tat gibt es eine erhebliche Anzahl deutscher Firmen, die in ihren Marktnischen im Anbietermarkt für Technologien zur Rohstoffgewinnung und -verarbeitung (Bergbau, Aufbereitung, Metallurgie, Recycling) Marktführer sind. Dies gilt insbesondere für den Maschinen- und Anlagenbau. Weiterhin gibt es eine kleine Anzahl von Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen in Deutschland, die einen signifikanten Beitrag zu Ausbildung und Innovation für die globale Rohstoffindustrie leisten. Nur durch eine geeignete enge Verzahnung der relevanten Kompetenzen in Industrie und Forschung erscheint es möglich, den Beitrag Deutschlands zur effizienten und umweltgerechten Produktion mineralischer und metallischer Rohstoffe rasch signifikant zu erhöhen. Gleichzeitig wird auch eine engere Vernetzung auf europäischer Ebene angestrebt, wobei Deutschland mit seiner hohen Abhängigkeit von Rohstoffimporten auch hier besondere Verantwortung übernehmen muss.

  • Contribution to proceedings
    Berliner Recycling- und Rohstoffkonferenz, 24.-25.03.2014, Berlin, Germany
    Recycling und Rohstoffe, Berlin: TK Verlag

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-20887