Energiewende, e-Mobilität, Digitalisierung - Ansprüche an die weltweite Gewinnung von Rohstoffen für die Zukunft


Energiewende, e-Mobilität, Digitalisierung - Ansprüche an die weltweite Gewinnung von Rohstoffen für die Zukunft

Gutzmer, J.; Kullik, J.

Die Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels in Kombination mit rasanten Fortschritten im Bereich der digitalen Technologien erfordern eine gigantische stoffliche Zeitenwende. Das Zeitalter der Kohlenwasserstoffe neigt sich dem Ende zu – es wird abgelöst von einem Zeitalter der mineralischen und metallischen Rohstoffe. Ohne die nachhaltige und zuverlässige Verfügbarkeit einer Vielzahl von anorganischen Rohstoffen, von Antimon bis Yttrium, können weder das angestrebte Energiesystem – basierend weitgehend auf der Nutzung erneuerbarer Energiequellen - noch die aktuelle volkswirtschaftliche Ausrichtung der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union in Zukunft funktionieren. Dabei betrifft der zu erwartende, massive Anstieg des Bedarfs sowohl Massenrohstoffe wie Aluminium oder Kupfer, als auch die viel zitierten Hochtechnologiemetalle, wie zum Beispiel die Seltenen Erden oder Indium.

Um den zukünftigen Rohstoffbedarf abdecken zu können müssen eine Reihe komplementärer Handlungsoptionen komplementär wirken. So ist die weitmöglichste Schließung von Wertstoffkreisläufen zumindest gleichrangig zu betrachten neben der ressourcen- und energieeffizienten Gewinnung primärer Rohstoffe. Beide sind essentielle Bausteine einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Auch sollte die Nutzung heimischer Rohstoffpotentiale ähnlichen Status haben wie der Import von Rohstoffen über globale Lieferketten. Die Konsequenzen der Rohstoffnutzung dürfen nicht weiter einseitig externalisiert werden. Technologien zur effizienten Rohstoffverarbeitung und -nutzung müssen genau so entwickelt werden wie das Verständnis von Politik und Gesellschaft für die Notwendigkeit einer funktionierenden Rohstoffversorgung. Die Rohstoffversorgung muss ein wichtiger Faktor für die internationale Positionierung der EU werden. Für die EU bedeutet dies ein stärkeres Engagement in Rohstofffragen, um die eigenen strategischen Doppelziele (European Green Deal und Digitalisierung) erreichen zu können. Um all dies zu erreichen erscheint es notwendig, dass die strategischen, industriellen und gesellschaftlichen Aspekte der Rohstoffversorgung auf nationaler und europäischer Ebene eine sehr viel prominentere Rolle zugewiesen wird. Nur so erscheint es möglich, geeignete Kompromisse zu finden und nachhaltige Lösungen für die Rohstoffversorgung der Zukunft zu definieren.

Keywords: Ressourcentechnologie; Kupfer; Kreislaufwirtschaft; Recycling

  • Invited lecture (Conferences)
    12. Deutscher Geologentag, 09.05.2022, Berlin, Deutschland

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-36136