Leserbriefe

Die friedliche Nutzung der Kernenergie hat heute einen besonderen Bedarf an Öffentlichkeitsarbeit. In keiner anderen Technologiesparte ist die Diskrepanz zwischen dem Nutzen und dessen Bewertung durch die Öffentlichkeit, zwischen den tatsächlichen Risiken und den Ängsten in der Bevölkerung, zwischen dem Stand der Technik und veröffentlichter Meinung so gravierend, wie hier. Die Ursache liegt zum großen Teil auch in Versäumnissen in der Vergangenheit. Die Kernenergiebefürworter haben durch ihre zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit den mehrheitlich gegen die Kernenergie eingestellten Umweltverbänden und Bürgerbewegungen in den Medien praktisch vollständig das Feld überlassen. Dies hat über eine Reihe von Rückkopplungen zu Verstärkungseffekten geführt, die es nun schwer machen, die Öffentlichkeit mit sachlichen Argumenten zu erreichen. Nur mühsam gelingt es, den verlorenen Boden zurückzugewinnen. Die Kerntechnische Gesellschaft muß den Part der Argumentation für die Kernenergie als Zukunftsoption übernehmen und stärker die in der wissenschaftlich-technischen Weiterentwicklung liegenden Potenzen für Umwelterhalt, Ressourcensicherung und Sicherheit herausstellen.
Die Kerntechnische Gesellschaft stützt sich als gemeinnütziger Verein naturgemäß in hohem Maß auf das Engagement seiner Mitglieder. Das Verfassen von Leserbriefen kann in diesem Zusammenhang gewissermaßen als dezentrale Form der Öffentlichkeitsarbeit angesehen werden. Leserbriefe können und sollen jedoch die persönliche Meinung des Verfassers zum Ausdruck bringen. Leserbriefaktionen, bei denen zentral vorgefasste Parolen an die Öffentlichkeit gebracht werden sollen, entsprechen meiner Meinung nach nicht dem Niveau unserer Kerntechnischen Gesellschaft und seiner Mitglieder. Wohl aber ist es nötig und zulässig, zu einem stärkeren Engagement auf diesem Gebiet aufzurufen. Der vorliegende Beitrag soll deshalb nicht als starrer Leitfaden für eine inhaltliche Gestaltung von Leserbriefen verstanden werden. Es soll vielmehr die persönlichen Ansichten des Autors zur Diskussion stellen und seine Erfahrungen vermitteln, um damit alle diejenigen, die es noch nicht versucht haben, zum Einbringen ihrer persönlichen Meinung auf dem Weg des Leserbriefes zu ermutigen.