Messung der regionalen Hirnfunktion bei spezifischen neuropsychiatrischen Symptomen der frühen Demenz vom Alzheimertyp


Messung der regionalen Hirnfunktion bei spezifischen neuropsychiatrischen Symptomen der frühen Demenz vom Alzheimertyp

Holthoff, V.; Beuthien-Baumann, B.; Meyer, S.; Pöttrich, K.; Kalbe, E.; Sorbi, S.; Herholz, K.

Ziel: Das klinische Bild der Demenz vom Alzheimer (DAT) wird im Erkrankungsverlauf durch kognitive Einbußen und neuropsychiatrische Auffälligkeiten geprägt. Im Rahmen einer europäischen Multizenterstudie mit Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Frühdiagnostik der DAT (NEST-DD), sind wir erstmalig der Frage nachgegangen, ob neuropsychiatrischen Symptomen spezifische zerebrale Funktionsstörungen zugrunde liegen könnten.

Methodik: Patienten mit einer beginnenden DAT (NINCDS/ADRDA; n0173; MMSE: 21.2±4.0; Alter: 70.6±8.24) unterzogen sich einer ausführlichen klinischen und neuropsychologischen Untersuchung sowie einer Glukosestoffwechselmessung mittels PET. Die neuropsychiatrischen Symptome wurden mittels standardisierter Fragen an die betreuenden Angehörigen erhoben (Neuropsychiatric Inventory, NPI). Es wurden Einschätzungen zum Vorliegen von Apathie, Depression, Angst, Erregtheit, Euphorie, Wahn, Halluzinationen, Enthemmung, Reizbarkeit und abnormaen motorischen Verhalten erhoben. Die Datenanalyse erfolgte bei den Patienten, die an einer isolierten neuropsychiatrischen Störung klinischer Relevanz litten (NPI-item > 4 Punkte) und wurden mit den Patienten ohne neuropsychiatrische Symptome verglichen (NPI-item < 0 Punkte). Die statistische Auswertung der PET-Bilder erfolgte mittels des interaktiven Programms SPM99 (Statistical Parametric Imaging), nach Normalisierung der einezelnen Studien auf den anatomischen Atlas nach Talairach und einer pixel-basierten statistischen Auswertung (p>0,05; korrigiert).

Ergebnisse: Insgesamt 37 Patienten wiesen keine neuropsychiatrischen Auffälligkeiten auf und dienten als Kontrollgruppe. Drei Patientengruppen konnten untersucht werden: mit klinisch relevanter Apathie (n=20), Depression (n=12) und Angst (n=12). Patienten mit klinisch relevanter Apathie wiesen eine signifikante regionale Stoffwechselminderung im orbitofrontalen Kortex auf. Depressive Patienten zeigten eine signifikante regionale Stoffwechselminderung im dorsolateralen Präfrontalkortex, während bei Patienten mit Angst eine Minderung im ventrolateralen Präfrontalkortex nachgewiesen werden konnte.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass bei der frühen DAT den neuropsychiatrischen Auffälligkeiten Apathie, Depression und Angst unterschiedliche regionale Funktionsstörungen im Frontalkortex zugrunde liegen, die sich zum von den Hirnregionen unterscheiden, die mit den kognitiven Einbussen korrelieren.

  • Lecture (Conference)
    Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Nuklearmedizin, 27.-30.04.2005, Basel, Schweiz
  • Abstract in refereed journal
    Nuklearmedizin 44(2005), A30

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-7390