Die Erholung der sächsischen Talsperrenökosysteme von der atmosphärischen Versauerung im Vergleich zu hydrochemischen Trends im Einzugsgebiet der Talsperre Kleine Kinzig (Nordschwarzwald)


Die Erholung der sächsischen Talsperrenökosysteme von der atmosphärischen Versauerung im Vergleich zu hydrochemischen Trends im Einzugsgebiet der Talsperre Kleine Kinzig (Nordschwarzwald)

Ulrich, K.-U.; Meybohm, A.; Hoehn, E.

Aufgrund des enormen Ausstoßes an Schwefeldioxid und Stickoxiden sowie des basenarmen Grundgesteins von Erzgebirge und Vogtland litten zahlreiche sächsische Staugewässer etwa seit Mitte der 1960er Jahre unter der atmosphärischen Versauerung. Dies betraf auch einige Trink¬wassertalsperren. Nach der Wiedervereinigung wurden weder Kosten noch Aufwand gescheut, um geeignete Technologien zur Aufbereitung des weichen, sauren Rohwassers zu entwickeln, die Wasserwerke zu modernisieren und auf die Einhaltung der geforderten Grenzwerte einzustellen.
Innerhalb des letzten Jahrzehnts verringerten sich die Schwefeldioxid-Emissionen beträchtlich. Der Literatur zufolge gibt es große regionale Unterschiede bei der Erholung der Oberflächengewässer von der atmosphärischen Versauerung. Entsprechende Trends sind in vielen deutschen Mittelgebirgen nur schwach ausgeprägt oder überhaupt nicht nachweisbar. Dies begründet die Motivation, den Datenbestand der Landestalsperrenverwaltung Sachsen am Beispiel von sieben versauerten Talsperren und 22 Zuflüssen hinsichtlich der Trends ausge¬wählter hydrochemischer Parameter für 11 Jahre (1993-2003) mit dem Saisonalen Mann-Kendall Test statistisch auszuwerten und mit anderen Regionen zu vergleichen. Beispielsweise stehen im Nordschwarzwald für die Zuflüsse der Trinkwassertalsperre Kleine Kinzig entsprechende Datensätze aus den Jahren 1989 bis 2003 zur Verfügung.
Der Vortrag stellt die charakteristischen Trends im Zusammenhang mit der regionalen Entwicklung der Emissions- und Depositionssituation und vor dem Hintergrund forstlicher Bodenschutzkalkung dar. Als Hauptfaktor für den in 85% der untersuchten sächsischen Gewässer signifikanten Konzentrationsrückgang von Protonen und Sulfat wird die Abnahme der Depositionsraten um mindestens Faktor 3 angesehen. In etwa 20% der Gewässer, bei denen die insgesamt applizierte Dolomitdosis im Einzugsgebiet 7 t ha-1 überschritt, fanden sich steigende Trends der Calcium- und/oder Magnesiumkonzentration, die jedoch nicht signifikant waren. Der direkte Beitrag der Bodenschutzkalkung zur Entsäuerung und nachhaltigen Erhöhung des Pufferungsvermögens der Oberflächengewässer wird als relativ gering eingeschätzt. Der starke Konzentrationsrückgang von Protonen und damit einhergehend von toxischen Aluminiumver¬bindungen bildet die Grundlage für eine Wiederbesiedelung der Gewässer durch säure¬empfindliche Organismen. Veränderungen in der Dominanzstruktur des Phytoplanktons gab es bereits in mehreren Talsperren im Vogtland. Dort hat sich auch gezeigt, dass mit dem Auftreten einer planktivoren Fischart extreme Schwankungen im Bestand bis hin zu Massensterben durch zeitweise Erschöpfung der Nahrungsressourcen einhergehen. Die Räuber-Beute-Effekte sowie episodisch auftretende Säureschübe können die Etablierung von größerer planktischer Filtrierer (z. B. Daphnien) stark verzögern.

  • Invited lecture (Conferences)
    15. Limnologisches Gespräch des Zweckverbandes Wasserversorgung Kleine Kinzig (WKK), 20.10.2005, Alpirsbach-Reinerzau, Germany

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-7701