Interview-Portraits / Women in Science #2

„Wissenschaftliches Denken kann Probleme in allen Lebenslagen lösen“

Von den circa 700 Wissenschaftler*innen, die am HZDR forschen, sind fast ein Drittel Doktorand*innen. Trina De vom Center for Advanced Systems Understanding (CASUS) in Görlitz ist eine von ihnen. Als Mitglied der Forschungsgruppe „Machine Learning for Infection and Disease" (dt.: Maschinelles Lernen für Infektionen und Krankheiten) sucht sie nach Wegen, die Analyse mikroskopischen Bildern im klinischen Bereich mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) zu verbessern. Im nächsten Porträt unserer Serie über Forscherinnen am HZDR erzählt Trina De, warum die Schule der Ort war, an dem sie die Freude an der Wissenschaft entdeckt hat – und wieso es besonders der interdisziplinäre Aspekt ist, der ihr an ihrer Arbeit gefällt.

Foto: Trina De ©Copyright: HZDR / CASUS

Trina De, Doktorandin am Center for Advanced Systems Understanding (CASUS).

Source: HZDR / CASUS

Was hast Du studiert und wo arbeitest Du heute am HZDR?

Ich bin Doktorandin in der Gruppe "Machine Learning for Infection and Disease" am CASUS. Davor habe ich meinen Bachelor in Statistik am St. Xavier's College in Kolkata in Indien abgeschlossen und später meinen Master in Datenwissenschaft im Bereich Angewandte Mathematik am Chennai Mathemathical Institute in Chennai in Indien absolviert.

Was ist Dein Forschungsgebiet bzw. Dein Schwerpunktthema?

Mein derzeitiges Forschungsgebiet ist die automatisierte morphologische Analyse von Objekten in klinischen Mikroskopie-Bildern, das heißt die Erkennung der Form, Struktur oder Gestalt dieser Objekte. Mein Ziel ist es, die Dateneffizienz von Machine-Learning- und Deep-Learning-Architekturen zu verbessern. Eine wichtige Aufgabe ist die Optimierung des sogenannten Repräsentationsraums. Moderne Mikroskopie-Bilder bestehen aus mehreren Informationskanälen und sind von der Mechanik des jeweiligen Systems abhängig. Alle Informationen in ein Modell der künstlichen Intelligenz einzubeziehen, stellt eine echte Herausforderung dar. Ich versuche, solche Modelle mit möglichst vielen sinnvollen Informationen für die beabsichtigte Aufgabe zu trainieren – auf Kosten von Informationen, die dafür womöglich weniger wichtig sind. Mathematisch ausgedrückt, möchte ich die Ausdrucksfähigkeit und Trennbarkeit des Repräsentationsraums verbessern.

Was ist für Dich das Besondere an deiner Arbeit? Was begeistert dich daran?

Vor allem der Umstand, dass die Forschung an meinem Institut und sogar innerhalb meiner Gruppe so vielfältig und zugleich eng miteinander verwoben ist. Ich kann mich mit den hervorragenden Arbeiten von erfahrenen Forscher*innen und Kolleg*innen beschäftigen und mich über die ungelösten Forschungsprobleme auf meinem Gebiet auf dem Laufenden halten. Außerdem habe ich die Möglichkeit, mein Wissen zu vertiefen und mich in Themen einzuarbeiten, die ich im Bachelor- und Masterstudium bislang nur theoretisch kennengelernt hatte.

Gab es einen besonderen Moment, an dem du beschlossen hast, in die Wissenschaft zu gehen?

Ich glaube das war eine unbewusste Entscheidung, die ich gegen Ende meiner Schulzeit getroffen habe. Ich habe damals die exakten mathematischen Konzepte für mich entdeckt, die hinter den natürlich vorkommenden Prozessen stecken, und auch entsprechende Schularbeiten darüber geschrieben. Fast nichts war mit der Freude vergleichbar, die ich dabei empfand! Entscheidend war für mich zudem die Feststellung, dass man Probleme in allen Lebenslagen besser lösen kann, wenn man einen wissenschaftlichen Denkprozess entwickelt. 

Welche Ziele oder Wünsche hast Du für die Zukunft?

Ich will mit den Dingen, die ich derzeit erforsche, einen wichtigen Beitrag zu den ungelösten gesellschaftlichen Herausforderungen leisten. Darüber hinaus habe ich aber auch für andere Themen großes Interesse, zum Beispiel für stochastische Prozesse und Mathematik im Finanzbereich. Ich würde diese Themen gerne in meine zukünftige Forschung einbeziehen. Mein Ziel ist es, im späteren Verlauf meiner Karriere im Bereich Forschung und Entwicklung zu arbeiten.

Wer (oder was) hat Dich in Deiner Karriere besonders ermutigt?

Die ständige Unterstützung und Ermutigung durch meine Familie. Sie ist ein wichtiger Grund, warum ich diesen Beruf überhaupt ausüben kann. Auch hatte ich das Glück, nie durch äußere Faktoren mit dem Gefühl belastet worden zu sein, dass ich etwas nicht tun kann, bis ich es selbst ausprobiert habe und dabei entweder erfolgreich war oder gescheitert bin.


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