Verborgene Rohstoffpotentiale gezielt ausnutzen

Ergebnisse der r³-Forschung in Bonn präsentiert

Nachricht vom 26.10.2015

Neue Methoden zur Rückgewinnung, zum Einsparen und zum Ersatz metallischer Rohstoffe stellten gut 180 Experten auf der Abschlusskonferenz der Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „r³-Strategische Metalle und Mineralien, Innovative Technologien für Ressourceneffizienz“ Mitte September in Bonn vor. So sammelten zum Beispiel Forscher des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) in einem r³-Projekt Daten zu Metallgehalten in sächsischen Bergbauhalden: Wie sich herausstellte, liegt hier ein großes Rohstoffpotential. Zudem präsentierten Schüler aus dem Saarland und Nordrhein-Westfalen auf der Konferenz prämierte Projekte zur Ressourceneffizienz.

Zukünftig könnten Metalle aus alten Bergbauhalden zurückgewonnen werden, denn noch immer lagern deutschlandweit erhebliche Mengen an wirtschaftlich relevanten, metallischen Rohstoffen in circa 1000 Bergbau- und Hüttenhalden. Besonders hohe Wertstoffpotentiale in Halden des ehemaligen Zinnerzbergbaus in Sachsen ermittelte das HIF. So liegen fast 6000 Tonnen Zinn in der Tiefenbachhalde bei Altenberg im östlichen Erzgebirge. „Aber auch Indium, Kupfer, Blei und Zink sind noch in beachtlichen Mengen vorhanden, beispielsweise in der Davidschachthalde in Freiberg“, sagt HIF-Direktor Prof. Jens Gutzmer. Er ist Koordinator des r³-Projekts „Gewinnung strategischer Metalle und anderer Mineralien aus sächsischen Bergbauhalden“. Forscher stellten in diesem Projekt alle verfügbaren Informationen zu den 20 größten Bergbauhalden Sachsens in einem umfassenden Haldenkataster zusammen.

Aber auch in Bau- und Abbruchfällen lagert noch eine erhebliche Menge an Metallen, die das Fraunhofer Institut für Chemische Technologien (ICT) auf circa 100 Millionen Tonnen beziffert. Wissenschaftler unter Leitung des ICT entwickelten in einem r³-Projekt daher eine App, die es ermöglicht, das Ressourcen-, aber auch Schadstoffpotenzial von Abbruchgebäuden rasch und unkompliziert zu ermitteln. Damit können zukünftig sehr viel schneller realistische Kostenvoranschläge für den Abbruch von Gebäuden erstellt werden, so dass der Rückbau von Gebäuden und das Recycling des Bauschutts wirtschaftlicher wird.

Ein wirtschaftliches Recycling von Deponien untersuchte die Firma Remondis GmbH gemeinsam mit Partnern an deutschen Rotschlamm-Deponien. Neben Eisen lagert auch das wirtschaftsstrategische Metall Gallium in den Abfällen, die bei der Gewinnung von Aluminium anfallen – dem sogenannten Rotschlamm. Im gleichnamigen r³-Projekt haben Forscher in einem hydrometallurgischen Verfahren Wertmetalle aus den Schlämmen erfolgreich zurückgewonnen. Dies hat auch einen erheblichen ökologischen Effekt: Durch den Rückbau könnten außerdem die schädlichen Umweltauswirkungen der Deponien beseitigt werden.

Die Rückgewinnung von metallischen Rohstoffen aus ausgedienten Produkten wiederum ist nicht ganz so einfach: Seltene Metalle sind häufig sehr versteckt in High-Tech-Produkten eingebaut. Forscher der TU Berlin entwickelten mit weiteren Partnern in dem r³-Projekt „Upgrade“ Verfahren, um strategische Metalle aus LCD-Bildschirmen, LEDs und Handys zu recyceln. Um dies zukünftig zu erleichtern, empfehlen die Berliner Forscher ein „Design for Recycling“, bei dem die Metalle bereits „Recycling-fähig“ in Produkten verbaut werden. Im r³-Projekt „InAcces“ verbesserte die Firma Electrocycling GmbH mit Projektpartnern die Aufbereitung von alten Flachbildschirmen und gewinnt damit neben anderen Wertstoffen das Metall Indium zurück.

Schüler arbeiten für Ressourceneffizienz

Aber auch junge Menschen denken an Ressourceneffizienz. Das bewiesen gut 35 Schüler aus dem Saarland und Nordrhein-Westfalen auf der r³-Konferenz. So haben die Gemeinschaftsschulen Kleinblittersdorf und Saarlouis Plakate, Versuche und einen Film zum Thema Mobiltelefone und Konfliktrohstoffe, die bei einer Handykampagne des Saarlandes ausgezeichnet wurden, gezeigt. Das Sophie-Scholl Gymnasium aus Oberhausen stellte einen Sammelwettbewerb sowie ein Ratespiel zum Thema Nachhaltigkeit vor, die zur Nominierung als „Schule der Zukunft 2015“ geführt haben.


Hintergrund: Unter der BMBF-Fördermaßnahme „r³ – Strategische Metalle und Mineralien“ forschen seit Ende 2011 insgesamt 27 Verbundvorhaben zum Recycling und Ersatz von Wertstoffen sowie der Gewinnung von Metallen aus alten Bergbau- und Hüttenhalden. Dabei stehen Technologieentwicklungen ebenso im Fokus wie die Bewertung der erzielten Ressourceneffizienz. Das HIF organisierte die r³-Abschlusskonferenz am 15. und 16. September 2015. Das Institut ist Koordinator des Integrations- und Transferprojekts zur r³-Fördermaßnahme, das neben öffentlichkeitswirksamen Arbeiten auch die Bewertung und den Transfer der r³-Ergebnisse zur Aufgabe hat.

Das BMBF unterstützt mit der r³-Fördermaßnahme die Forschung zur Sicherung der Rohstoffbasis bei strategischen Technologiemetallen und Industriemineralien für Hightech-Anwendungen mit 30 Millionen Euro. Das BMBF stellt im Programm „Wirtschaftsstrategische Rohstoffe“ insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung. In 2015 startete in diesem Rahmen auch die Folgemaßnahme r4 zur Förderung von Forschungsarbeiten zum Recycling von Rückständen und ausgedienten Produkten, aber auch zur Gewinnung von Primärrohstoffen inklusive Lagerstättenerkundung.


Weitere Informationen:

Dr. Anke Dürkoop
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie am HZDR
Tel.: +49 351 260-4405 | a.duerkoop@hzdr.de

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Tina Schulz | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie am HZDR
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