INSIDER-Newsletter | Ausgabe 04, September 2021

„Großes Engagement und qualitativ hochwertige Inhalte“

Viele Dresdner haben sich darüber gefreut, dass sie angesichts der Corona-Pandemie überhaupt stattfinden konnte: die 18. Lange Nacht der Wissenschaften (LNdW). In der zweiten Juliwoche dieses Jahres lief die Veranstaltung, an der auch das HZDR mit zahlreichen Beiträgen aus den drei Forschungsbereichen Energie, Gesundheit und Materie mitwirkte, vollständig in digitaler Form ab. Rückblickend zieht das LNdW-Organisationsteam in einer Auswertung ein positives Fazit.

Der Auswertung zufolge, die auf einer digitalen Besucher*innen-Umfrage basiert, bewerten mehr als zwei Drittel die Online-Veranstaltung mit sehr gut (41%) oder gut (29%). Als spannendste Präsentationsformate nannten die Befragten Vorträge, Experimente und digitale Führungen. Bei den interessantesten Themenbereichen hatten „Naturwissenschaften“ (52%) und „Informatik/Digitales“ (47%) die Nase vorn. Auf die Frage, welche Angebote besonders gut gefallen haben, gaben die Befragten auch zwei Programmpunkte des HZDR an: Die Virtual-Reality-Simulation von Notfall-Einsätzen und die Felsenkeller-Führung. Aus der Auswertung geht außerdem hervor, dass mehr als 6.800 Besucher*innen an der Dresdner LNdW teilnahmen. Eine große Mehrheit schaltete sich aus dem Raum Dresden zu.

„Alle Kolleginnen und Kollegen, die dabei waren, haben das super gemacht. Sie haben großes Engagement gezeigt und qualitativ hochwertige Inhalte bereitgestellt“, sagt Moritz Fleischer aus dem Bereich Kommunikation und Medien, der die HZDR-Beiträge für die Lange Nacht koordiniert hat. „Allerdings haben wir auch festgestellt, dass wir viel weniger Feedback von den Besucherinnen und Besuchern erhalten haben als sonst. Die Resonanz fiel zwar positiv aus, aber vom Umfang her konnte sie dem tollen Angebot nicht ganz gerecht werden.“

Das sieht auch Simon Rümmler so. Er ist Doktorand am Institut für Strahlenphysik und beschäftigt sich in seiner Forschungsarbeit mit der Frage, wie Kernreaktionen innerhalb von Sternen ablaufen. Die erstmals virtuelle Felsenkeller-Führung hat er unter Leitung von PD Dr. Daniel Bemmerer für die LNdW mitorganisiert. Im Kurzinterview erzählt er, wie er die Veranstaltung erlebt hat und welche Vor- und Nachteile sich aus dem digitalen Format ergeben:

Doktorand Simon Rümmler (Institut für Strahlenphysik) während einer virtuellen Führung durch das Felsenkeller-Labor ©Copyright: HZDR

Doktorand Simon Rümmler (Institut für Strahlenphysik) bei einer virtuellen Führung durch das Felsenkeller-Labor

Foto: HZDR

Herr Rümmler, wie sind die Online-Führungen im Felsenkellerlabor aus Ihrer Sicht gelaufen?

Im Großen und Ganzen lief es gut. Die Führungen fanden stündlich statt und wurden von drei Leuten aus unserem Team durchgeführt. Einer hat vorgetragen und durch das Labor geführt, ein anderer hat gefilmt und der dritte Kollege hat sich um die Technik gekümmert. Das alles lief weitgehend reibungslos ab und wir haben am Ende der Führung viele positive Rückmeldungen erhalten. Leider gab es während der Führungen selbst nur wenig Feedback. Anders als bei normalen Führungen konnten wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht ins Gesicht schauen, weil die meisten in der Konferenz ihr Video ausgestellt hatten. So war es schwierig und zum Teil gar nicht möglich, individuell auf sie einzugehen. Als positiv haben wir das Zusammenwirken mit unseren Vorträgen über die Entstehung der chemischen Elemente im Urknall verbucht. Unsere eigene Evaluation hat gezeigt, dass die Führungen, die direkt im Anschluss an einen Vortrag starteten, am besten besucht waren.

Was war sonst noch anders im Vergleich zu einer analogen Veranstaltung?

Bis auf die vorgetragenen Inhalte so gut wie alles. Das fing schon bei der Vorbereitung an: Normalerweise gibt es am Tag der Veranstaltung noch jede Menge zu tun und man stellt Tische um oder hängt Poster auf. Diesmal habe ich bis zwanzig Minuten vor dem Start regulär gearbeitet. Dafür haben wir uns bereits Tage zuvor um die technischen Rahmenbedingungen gekümmert. Zum Beispiel haben wir das W-LAN in allen Bereichen der Anlage getestet und verschiedene Geräte für die Übertragung ausprobiert – am Ende haben wir uns wegen des besseren Empfangs für den Laptop und gegen das Smartphone entschieden. Außerdem mussten wir ein neues Headset mit guter Rauschfilterung organisieren, weil es im Labor teilweise recht laut ist. Anders war auch, dass wir bei der virtuellen Führung beliebig viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitnehmen konnten. Vor Ort im Felsenkeller sind nur 15 Personen erlaubt.

Wie werden sich diese Erfahrungen mit digitaler Kommunikation auf künftige Events auswirken?

Digitale Formate besitzen einige Vorteile. Den unmittelbaren Eindruck, den Besucher und Besucherinnen vor Ort gewinnen, können sie aber nicht ersetzen. Dennoch kann ich mir für die Zukunft ein hybrides Modell vorstellen, das das Beste aus beiden Welten vereint. Bei der nächsten Langen Nacht könnten wir beispielsweise zusätzlich zu den analogen Führungen zu jeder vollen Stunde eine Online-Übertragung anbieten. So erreichen wir auch Menschen, die uns nicht besuchen können, sich aber für unsere Forschung interessieren. Davon abgesehen hat uns die digitale Lange Nacht schon jetzt weitergebracht: Indem wir die W-LAN-Abdeckung im Felsenkeller-Stollen verstärkt haben, sind wir künftig besser vorbereitet – nicht nur für öffentliche Events, sondern auch für Online-Veranstaltungen innerhalb der wissenschaftlichen Community.