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INSIDER 10

NACHWUCHS Insider 11/2013 Seite 8 Spezielle Tagungen versuchen deutsche Wissenschaftler aus dem Ausland zurück zu locken. Dr. Birgit Gross hat in San Fran- cisco eine davon besucht. Nordamerika ist für viele deutsche Nach- wuchswissenschaftler immer noch ein wich- tiges Sprungbrett für ihre Karriere. Allein in den USA leben derzeit rund 20.000 deutsche Wissenschaftler. Die Folgen der Finanzkrise zeigen sich aber auch an amerikanischen Uni- versitäten deutlich. Hochschul- und For- schungsbudgets sinken, Personalausgaben werden gekürzt. Viele Forscher „Made in Ger- many“ überlegen deshalb, in ihre Heimat zu- rückzukehren. Erste Anlaufstelle ist häufig das German Academic International Network (GAIN), das die Exil-Akademiker über Mög- lichkeiten am Wissenschaftsstandort Deutschland informiert – so zum Beispiel mit einer Jahrestagung und begleitender Talent- messe. Bei dieser präsentierte Dr. Birgit Gross am gemeinsamen Helmholtz-Stand vom 30. August bis zum 1. September in San Fran- cisco das HZDR. Wie die Mitarbeiterin der Ab- teilung Programmplanung und Internationale Projekte feststellt, sind die Nachwuchswis- senschaftler besonders an den längerfristigen Perspektiven interessiert: „Viele der Teilneh- mer befanden sich schon seit ein paar Jahren in der Postdoc-Phase und streben deswegen vor allem eine leitende Funktion an. Da je- doch häufig Stellen im Mittelbau fehlen, ist der Schritt zurück an eine deutsche Universi- tät oft schwierig.“ Eine Lösung könnte der sogenannte „Te- nure Track“ aufzeigen. In dieser Karrierelauf- bahn können sich Wissenschaftler statt durch eine Berufung durch kontinuierliche For- schung und Lehre für eine Professur qualifi- zieren. Gerade die Helmholtz-Nachwuchs- gruppen bieten deshalb einen interessanten Ansatz, um die wissenschaftliche Karriere vo- ranzubringen, wie Gross meint. Eine Ansicht, die auch ausländische Forscher vertreten. Mit einer jährlichen Förderung von 250.000 Euro über fünf Jahre ermöglicht das Programm jun- gen Wissenschaftlern, ein eigenes Team auf- zubauen und auf diese Weise Führungserfah- rungen zu sammeln. Da sie nicht nur an einem der Helmholtz- Zentren forschen, sondern auch Seminare oder Vorlesungen an einer Partnerhochschule halten, qualifizieren sie sich gleichzeitig für eine Universitätskarriere. Nach drei bis vier Jahren wird die Leistung der Gruppen begut- achtet. Bei positiver Beurteilung geht die Stelle des Nachwuchsgruppenleiters in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis über. Dement- sprechend interessiert zeigten sich die rund 300 Teilnehmer der GAIN-Tagung an dem Pro- gramm, berichtet Birgit Gross. Aber wie not- wendig sind solche speziellen Tagungen und Messen in Zeiten, in denen Deutschland wie ein Magnet auf ausgewanderte und ausländi- sche Spitzenkräfte wirkt, überhaupt noch? Auf die Open Topic Tenure Track-Stellen der TU Dresden bewarben sich immerhin mehr als 1300 Forscher aus aller Welt – da- runter knapp 30 allein von der Elite-Universi- tät Harvard. „Ich denke, diese Treffen bieten eine gute Gelegenheit, um den eigenen Be- kanntheitsgrad zu steigern“, schätzt Gross ein. „Wir sind ja nicht die einzigen, bei denen Rekrutierungsmaßnahmen internationaler werden. Deshalb sind solche Veranstaltun- gen, an denen viele engagierte Nachwuchs- wissenschaftler teilnehmen, ein Weg, um in den besten Köpfen aus der ganzen Welt einen ersten Eindruck zu hinterlassen.“ DEM RUF DER HEIMAT FOLGEN Mit den Helmholtz-Nachwuchsgruppen un- terstützt die Helmholtz-Gemeinschaft junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, indem sie ihnen die Grundlage liefert, ein eigenes Forschungsteam aufzubauen und zu leiten. Wie die letzte Auswahlrunde ge- zeigt hat, ist das Programm besonders für Rückkehrer und ausländische Bewerber in- teressant. Auch am HZDR konnte sich eine junge Wissenschaftlerin durchsetzen. Dr. Alina Maria Deac leitet die nächsten fünf Jahre die Nachwuchsgruppe „Spintronik“. insider hat sich mit ihr über den Auswahl- prozess und die Anreize des Programms un- terhalten. insider: Frau Dr. Deac, herzlichen Glück- wunsch, vor kurzem wurden Sie als Leiterin einer von 19 Helmholtz-Nachwuchsgruppen ausgewählt. Wie fühlen Sie sich nach diesem Erfolg? Alina Maria Deac: Ehrlich gesagt, erschöpft. Es fühlt sich so an, als hätte ich nach der Prä- sentation drei Tage durchgeschlafen. (lacht) insider: Wie lief der Auswahlprozess ab? Deac: Zunächst muss man von einem Zen- trum als Kandidat vorgeschlagen werden. An- schließend reicht man einen maximal 20-sei- tigen Projektvorschlag ein. Wird dieser als gut befunden, kann man bis zu sechs Referenzen vorbringen. Am Ende entscheidet sich eine Jury nach der Präsentation. insider: Was war dabei am schwierigs- ten? Deac: Eindeutig die Präsentation. Man muss seinen Lebenslauf, seine Forschung und das Projekt in einen Zeitraum von zehn Minuten packen. Das ist schon nicht einfach. Ich habe noch nie so oft eine Präsentation geprobt. insider: Sie haben unter anderem auch längere Zeit in den Vereinigten Staaten gear- beitet. Für viele deutsche Wissenschaftler gilt das Land als hervorragender Ort, um zu for- schen. Warum sind Sie nach Deutschland ge- kommen? Deac: Für gute Forschung braucht man Un- terstützung und eine exzellente Infrastruktur. All das habe ich am HZDR vorgefunden. Als Jürgen [Prof. Jürgen Faßbender] mich gefragt hat, ob ich nach Dresden kommen möchte, war mir sofort klar, dass ich das Angebot an- nehmen werde. insider: Halten Sie die Helmholtz-Nach- wuchsgruppen für ein gutes Instrument, um Spitzenkräfte zur Gemeinschaft zu locken? Deac: Ich denke ja. Besonders die Aussicht auf eine unbefristete Stelle und die Möglich- keit, eine eigene Nachwuchsgruppe aufzu- bauen, dürften viele junge Wissenschaftler attraktiv finden. Das Programm könnte mei- ner Meinung nach nur etwas mehr Werbung im internationalen Umfeld gebrauchen. Ich habe erst davon gehört, als ich schon am HZDR war. Hätte ich früher davon gewusst, hätte ich mich wahrscheinlich auch schon aus dem Ausland dafür beworben. insider: Womit wird sich Ihre Nachwuchs- gruppe nun beschäftigen? Deac: Wir wollen herausfinden, wie spin- polarisierte Ströme für die effiziente Mani- pulation von magnetischen Zuständen nano- skaliger Elemente genutzt werden können, um so Informationen zu speichern und zu übertragen. „GUTES INSTRUMENT, UM SPITZENKRÄFTE NACH DEUTSCHLAND ZU HOLEN“ Dr. Alina Maria Deac (dritte von links) und ihre Nach- wuchsforschergruppe

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