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INSIDER 21 - Forschung

Zusammen mit dem Uniklinikum Carl Gustav Carus, der Medizi- nischen Fakultät der TU Dresden und dem Deutschen Krebs- forschungszentrum (DKFZ) will das HZDR in Dresden eine der weltweit modernsten Krebsforschungseinrichtungen aufbauen: das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). Als Partner- standort zum bereits bestehenden NCT in Heidelberg soll es den Transfer der Forschungserkenntnisse in die klinische Anwendung beschleunigen und die personalisierte Tumorbehandlung verbes- sern. insider hat sich mit Prof. Michael Baumann, dem Direktor des NCT und des HZDR-Instituts für Radioonkologie, über den derzeitigen Stand unterhalten. insider: Herr Baumann, warum fiel die Wahl für den zweiten NCT-Standort gerade auf Dresden? Michael Baumann: Das NCT in Heidelberg wurde ja schon vor mehr als zehn Jahren vom DKFZ, dem dortigen Universitätsklini- kum und der Medizinischen Fakultät der Heidelberger Universität gegründet. Mindestens genauso lange gibt es auch eine enge Zusammenarbeit in der Krebsforschung zwischen Dresden und Heidelberg. Dadurch konnten sich starke Verknüpfungen entwi- ckeln, die jetzt einen belastbaren Wissensaustausch garantieren. Wir sehen uns deswegen als ein Zentrum mit zwei Eingängen – einer in Heidelberg und einer in Dresden. Wie sieht die Kooperation dabei konkret aus? Wir wollen die jeweiligen Stärken der beiden Standorte miteinan- der verzahnen, um Synergien auszunutzen. Heidelberg verfügt zum Beispiel auf dem Feld der Genetik und der Neuroonkologie über einen unglaublichen Wissensschatz. Es wäre nun unsinnig, diese Strukturen in Dresden zu kopieren. Dafür haben wir starke Kompe- tenzen bei der Bildgebung und der physikalischen Grundlagenfor- schung – beispielsweise bei der Laserteilchen-Beschleunigung, die ja bei der Strahlentherapie noch eine wichtige Rolle spielen könnte. Sind das gleichzeitig Brücken zum HZDR? Absolut. Wir richten zum Beispiel auch eine Professur für Transla- tionale Bildgebung ein. Diese Stelle könnte sich sehr gut mit den Kenntnissen der HZDR-Kollegen am Institut für Radiopharmazeuti- sche Krebsforschung ergänzen. Während dort die Basis gelegt wird – also die aufwendige Entwicklung neuer Arzneimittel bis zu den ersten Versuchen mit Tieren –, übernimmt das NCT anschließend den nächsten Schritt, die klinischen Studien. Dadurch wollen wir den Transfer vom Labor in die Klinik beschleunigen. Ein Bereich, in dem es bislang noch hakt. Das stimmt leider. Der Übergang von neuen Ergebnissen der Krebsforschung in die Anwendung bei Patienten ist generell noch schleppend. Wir müssen deswegen Strukturen schaffen, um Grundlagenwissen schnell in die Praxis zu bringen. Im NCT verfolgen wir den Ansatz, Forschung, Prävention und Behandlung unter einem Dach zu verbinden, um dadurch einen Kreislauf zu etablieren. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse fließen direkt in die Therapie ein, die Erfahrungen aus der Behandlung wiederum in die Forschung. Dabei müssen wir aber auch zunehmend die individualisierte Medizin beachten. Warum spielt dieser Bereich eine immer wichtigere Rolle? Bislang werden Tumore der gleichen Art mit den gleichen Metho- den behandelt. Die biologischen Unterschiede bei den Patienten haben allerdings einen großen Einfluss darauf, ob das Verfahren wirksam ist. Es geht nun darum, die Therapie genau an die indi- viduellen Zelltypen anzupassen. Das hat jedoch wiederum Aus- wirkungen auf die Studien, die vor der Einführung einer neuen Methode nötig sind, da die untersuchten Gruppen zu klein werden. Wir brauchen deswegen standortübergreifende Studien. Das NCT könnte hier den Kern solcher Netzwerke bilden. Was benötigt das NCT-Dresden dafür noch? Zunächst einmal geht es darum, die grundsätzlichen Strukturen weiter aufzubauen. In diesem Jahr wollen wir noch drei neue Professuren besetzen, von denen zwei am HZDR angesiedelt sind. Insgesamt sollen es fünf werden. Gleichzeitig entsteht auf dem Gelände des Uniklinikums ein Neubau, in den das NCT ziehen wird. Baubeginn dürfte hier ebenfalls noch 2016 sein. Auf lange Sicht ist es unser Ziel, in den nächsten zehn Jahren zu einem der führenden Krebsforschungszentren weltweit aufzusteigen. Das Interview führte Simon Schmitt. Zwei Länder, zwei Eingänge, ein Zentrum Nationales Centrum für Tumorerkrankungen bekommt zweiten Standort in Dresden INSIDER 21/August 2016 3 F O R S C H U N G >Prof. Michael Baumann Für seine Leistungen auf dem Gebiet der translationalen Strahlentherapieforschung haben die Stadt Remscheid und das Deutsche Röntgen-Museum Ende April Prof. Michael Baumann die Röntgen-Plakette 2016 verliehen. Die Jury beeindruckte „die Entwicklung von Bestrahlungsschemata, die eine höhere Tumorzerstörung bei besserer Schonung des Normalgewebes bewirken“. Die internationale Auszeichnung wird seit 1951 einmal pro Jahr verliehen. Sie erinnert an den Entdecker der Röntgenstrahlung, Wilhelm Conrad Röntgen, der in Remscheid zur Welt kam. © A. Wirsig INSIDER 21/August 20163

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