Online-Jahresbericht 2011
Wissens- und Technologietransfer
Industrieprojekte sind wichtigster Transferkanal
„Industrieprojekte sind unser wichtigster Transferkanal“, sagt Dr. Björn Wolf, wenn man ihn fragt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem HZDR in Gesellschaft und Wirtschaft übertragen werden. Der Leiter des Wissens- und Technologietransfers kann aber auch mit anderen Transferwegen zufrieden sein: im Hinblick auf Ausgründungen war 2011 mit zwei neu gegründeten Unternehmen ein ebenfalls erfolgreiches Jahr. Zudem wurden auch deutlich mehr Lizenzverträge abgeschlossen, sodass sich die Lizenzerträge gegenüber den beiden Vorjahren verzehnfacht haben. Doch Aufträge für die Wirtschaft sind eine bedeutendere Einnahmequelle. Gegenüber den Vorjahren verdoppelten sich die Einnahmen auf etwa 3 Mio. Euro und trugen damit zu drei Prozent des Gesamtbudgets bei. Besonders Produktions- und Serviceleistungen auf dem Gebiet der Ionenimplantation – einer in der Halbleiterindustrie eingesetzten Technologie, um Oberflächen gezielt zu verändern – wurden in den letzten Jahren zunehmend nachgefragt. Sie werden nun in einer gemeinsamen Tochterfirma des HZDR und der GWT-TUD GmbH erbracht, der HZDR INNOVATION GmbH.
Die Firma, gegründet 2011 und gefördert mit Mitteln des Helmholtz Enterprise Fonds, soll den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft steigern und freie Kapazitäten der Großgeräte effektiv nutzen. Bei der Ionenimplantation sind das die großen Beschleunigeranlagen. Künftig sollen die Geschäftsfelder aber auf weitere Bereiche ausgedehnt werden. Die neue Firma hat die Aufgabe, neben der Produktion auch die Weiterentwicklung von FuE-Ergebnissen zu übernehmen, bis diese reif für die Übernahme in die eigene Produktion, Lizenzierung an Unternehmen oder eine Übertragung in Ausgründungen sind. Die Gewinne fließen in die Forschung zurück. Mit dem Modell übernimmt das HZDR eine Vorreiterrolle unter den deutschen Großforschungseinrichtungen.
Erfolgreiche Ausgründungsbilanz
Auf die Gründung eines eigenen Unternehmens hatten Dr. Tilmann Leisegang, Marco Herrmann und Robert Schmid schon lange hingearbeitet. Letztes Jahr war es dann soweit. Mit ihrer Firma „Saxray“, einem gemeinsamen Ausgründungsprojekt des HZDR, der TU Bergakademie Freiberg und der TU Dresden, wollen sie den Markt für Röntgenanalytik erobern. „Obwohl die Röntgenanalytik seit über 100 Jahren eine der bewährten Analysemethoden ist, stellen die Erhöhung von Gesamtsystemleistung und Anwenderfreundlichkeit die wichtigsten Herausforderungen zukünftiger Laborlösungen dar“, so Tilmann Leisegang. Das Team entwickelt, baut und vertreibt innovative Komponenten für die Röntgenanalytik, mit denen sich Materialien präziser und einfacher untersuchen lassen. Davon können die Materialwissenschaft und insbesondere die Nanotechnologie profitieren.
Um die Wissenschaftler für den Technologietransfer zu sensibilisieren, setzt Björn Wolf auf gezielte Weiterbildungen und Screenings-Workshops, bei denen es darum geht, Forschungsergebnisse mit hohen Marktchancen zu identifizieren. Wenn das erfolgt ist, werden häufig spezielle Verwertungspartner hinzugezogen; oft müssen diese gar nicht erst gesucht werden, denn das HZDR hat in den letzten Jahren mit seinen Partnern aus Wissenschaft und Forschung bereits ein breites Netzwerk an fachlich spezialisierten Verwertungspartnern geschaffen. „Die Vernetzung selbst ist ein wichtiger Teil unserer Transferstrategie“, so Björn Wolf.