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entdeckt 02/2015 - Uran, Plutonium & Co. - Auch in Deutschland eine lösbare Aufgabe: Die Lagerung hochradioaktiven Abfalls

entdeckt 02.15 TITEL WWW.HZDR.DE Der Chemieingenieur Michael Sailer ist seit 2009 Sprecher der Geschäftsführung des unabhängigen Öko-Instituts, das in Büros in Freiburg, Darmstadt und Berlin arbeitet. Davor hat er viele Jahre den Fachbereich „Nukleartechnik und Anlagensi- cherheit“ des Instituts geleitet. Sein Expertenwissen zu den Themen Reaktorsicherheit und nukleare Endlagerung bringt er gleich in mehrere Kommissionen ein: Er ist Vorsitzender der Entsorgungskommission, die das Bundesumweltministerium berät, und Mitglied in der „Kommission Lagerung hochra- dioaktiver Abfallstoffe“, die meist mit „Endlagerkommission“ abgekürzt wird. 15 Jahre gehörte er zudem der Reaktor- Sicherheitskommission an. Das Erklären sei ihm wichtig, betont er im Interview für „entdeckt“: „Die Wissenschaft hat eine Bringschuld. Wir müssen der Gesellschaft im Allgemeinen und der Politik im Besonderen die wissenschaftlichen Ergebnisse erklären, aber auch, warum es auf ein Thema unterschiedliche Sichten gibt.“ Die Sicherheit von Reaktoren gilt ihm hierfür als Paradebei- spiel. Lange habe es dort nur eine Pro- oder eine Contra- Perspektive gegeben. „Heute liegt mir viel daran, die Risiken bewusst zu machen und nicht zu polarisieren. Wir müssen die Gesellschaft über das Zurverfügungstellen der wissenschaft- lichen Informationen in die Lage versetzen, wichtige Entschei- dungen treffen zu können.“ Herr Sailer, wann geht in Deutschland ein Endlager für radioaktive Abfälle in Betrieb? Wenn wir uns ordentlich zusammennehmen, könnte in Deutschland zwischen 2045 und 2050 der erste Behälter mit hochradioaktivem Abfall „unter die Erde“ kommen. Die Menge an hochradioaktivem Abfall aus Deutschland passt in ein einziges Endlager hinein. Für schwach- und mittelradioaktiven Abfall, der aus dem Betrieb von Kernkraftwerken, aber auch aus der Medizin oder Forschungseinrichtungen stammt, gibt es das genehmigte Endlager Schacht Konrad, das in einigen Jahren in Betrieb gehen soll. Doch zurück zum hochradioaktiven Abfall, der laut Gesetz für eine Million Jahre sicher verwahrt werden muss. Die Stand- ortentscheidung soll nach einem bundesweiten stufenweisen Auswahlprozess 2031 fallen. Eine Baugenehmigung für solch ein geologisches Tiefenlager könnte dann nach 2035 möglich sein. Von der Forschung her wissen wir ja im Großen und Ganzen, wie Endlagerung geht. Unabdingbare Voraussetzung ist jedoch, dass alle wesentlichen Kräfte bei der Realisierung an einem Strick ziehen. Welche besonderen Herausforderungen für Forschungseinrichtungen sehen Sie? Deutschland hat ein großes Problem bei der Entsorgung, das derzeit zwar noch nicht durchschlägt, das aber in den nächsten Jahren virulent wird, nämlich die Kapazitäten bei den fachkundigen Personen. Das Problem ist zweigeteilt. Wir brauchen einerseits eine Ausbildungsinitiative an den Hoch- schulen und Forschungseinrichtungen, damit zur richtigen Zeit die richtigen Leute am richtigen Platz sitzen. Schon im Auswahlprozess wird viel Fachkunde gebraucht, aber richtig eng wird es ab dem Jahr 2031, wenn es mit den konkreten Vorbereitungen für den Bau eines Endlagers für hochradioakti- ve Abfälle losgehen kann. Wo sind dann die Fachleute, die mit der Endlagerforschung vertraut sind, um Sicherheitsstudien durchzuführen, sie zu überprüfen oder wissenschaftliche Befunde auszuwerten? Plätze für Fachkundige wird es auf der Seite des Endlagerbetreibers geben, aber auch auf der Seite der Genehmigungsbehörden, Bundesämter oder Ministerien – und nicht zuletzt bei Gutachterorganisationen. Andererseits müssen die Forschungsanstrengungen unbe- dingt gebündelt werden. Die Themen, mit denen sich die Gesellschaft für Reaktorsicherheit, insgesamt drei Helmholtz- Zentren und einige ausgewählte Universitäten beschäftigen, sind durchaus wichtig und zukunftsweisend. Aber ob sie alle Fragen zum Transport und zur Rückhaltung von Radioaktivität systematisch abdecken, bezweifle ich. Im Endlagersuchpro- zess, aber vor allem dann, wenn schließlich der konkrete Standort festgelegt wird, sind immer mehr und weitere De- tailfragen zu klären. Wie genau breiten sich die radioaktiven Substanzen dort aus? Wie beeinflusst die spezifische geolo- gische Situation den Bergwerksbetrieb untertage? Welche Mikroorganismen leben dort und welche Rolle könnten sie bei der Rückhaltung spielen? Braucht es mehr Forschung in Deutschland? Die Realität sieht so aus, dass die Endlagerforschung von unterschiedlichen Stellen finanziert wird. Förderprogramme gibt es bei drei unterschiedlichen Bundesministerien für unterschiedliche Ausschnitte. Ich plädiere für eine bessere _Interview . Christine Bohnet AUCH IN DEUTSCHLAND EINE LÖSBARE AUFGABE: DIE LAGERUNG HOCHRADIOAKTIVEN ABFALLS

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